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Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung

Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung

Titel: Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung
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hinauf. Die beiden Zimmer lagen am Ende des Flurs. An beiden Türgriffen hingen Nicht-stören-Schilder. Ich schloss die letzte Tür auf und schlüpfte ins Zimmer.
    Es roch muffig. Der Vorhang an dem einzigen Fenster war geschlossen. Ich schaltete das Licht an und sah mich um. Es gab eine Verbindungstür zu dem anderen Zimmer, das die Jungen gemietet hatten. Die Tür war nur angelehnt. Das Zimmer würde ich mir gleich vornehmen.
    Das breite Bett war gemacht. Durch die offene Tür konnte ich in das enge Bad sehen. Ein paar saubere Handtücher hingen an einem Gestell. Es sah so aus, als sei außer dem Zimmermädchen niemand in dem Raum gewesen, seit die Gäste es verlassen hatten. Der Papierkorb war leer, ebenso die beiden Schubladen der Kommode.
    Dann hörte ich einen leisen metallischen Laut.
    Jemand hatte einen Schlüssel in ein Schloss gesteckt. Nebenan.
    Ich huschte zum Lichtschalter. Die Deckenlampe erlosch.
    Ein Klicken. Im Spalt der Tür zum Nebenzimmer erschien eine senkrechte Linie aus gelblichem Licht. Jemand hatte das Zimmer betreten und das Licht eingeschaltet.
    Die Jungen? Billy Jordan?
    Ich hörte, wie sich jemand in dem Raum bewegte. Nicht verstohlen, auch nicht laut. Ich huschte zur Verbindungstür, schob eine Hand in den Spalt und zog die Tür eine Spur weiter auf.
    Mein Blick fiel über die identische Einrichtung, die aus dem Kingsize-Bett, zwei Stühlen, dem schmalen Tisch und einer Kommode mit festgeschraubter Stehlampe bestand. Ein winziger Fernseher hing an einem eisernen Winkel, der an der Zimmerdecke festgeschraubt war.
    Schritte, ein Schatten. Jetzt geriet ein Mann in mein Blickfeld. Ich sah einen breiten Rücken in einer dunklen Lederjacke, den eckigen Schädel mit dünnem rötlichem Haar.
    Der Mann stellte einen kantigen Koffer auf die Kommode, den er jetzt öffnete. Ich konnte nicht erkennen, was er aus dem Koffer nahm, doch als er begann, die Oberfläche der Kommode und das Telefon mit Pulver einzustäuben, wusste ich Bescheid.
    Der Kerl war dabei, Fingerabdrücke zu sichern.
    Den Mann umgab eine Aura von Selbstsicherheit. Ein Privatdetektiv, schoss es mir durch den Kopf. Hatten die Eltern eines der anderen Jungen bereits einen privaten Ermittler engagiert?
    Als er sich aufrichtete, stieß ich die Verbindungstür auf. Der Kerl wirbelte herum, ließ Pinsel und Folienrolle fallen. Seine Rechte glitt mit einer fließenden Bewegung unter seine Jacke. Und kam mit einer Browning Automatik wieder hervor.
    Ich trat ins Licht der Deckenlampe. Ich hatte meine ID-Card ans Revers geheftet. Er musste die schimmernde Marke erkennen können.
    »Legen Sie die Waffe weg«, sagte ich und breitete die leeren Hände aus. »Ich bin Special Agent Jerry Cotton. Legen Sie die Pistole auf den Tisch!«
    In dem fleischigen Gesicht arbeitete es.
    »So ein Messingdings kriegt man im Internet.« Seine Stimme klang flach und selbstsicher. Er deutete mit der Waffe auf einen der Stühle. »Setzen Sie sich«, befahl er.
    Also kein Detektiv.
    »Legen Sie die Pistole auf den Tisch«, wiederholte ich. Jetzt scharf.
    »Ich habe einen Waffenschein.«
    »Hören Sie schlecht?«
    Ich machte einen Schritt auf den Tisch zu. Der Mann stand von mir aus gesehen hinter dem Tisch. Ich packte die Stuhllehne, als wollte ich mir den Stuhl zurechtrücken, doch ich riss ihn hoch, wirbelte ihn im Halbkreis herum. Der Kerl wich zurück. Ich ließ den Stuhl los. Er flog über den Tisch. Der Kerl blockte ihn mit dem angewinkelten linken Arm ab. Ich warf mich vor und griff nach seinem rechten Handgelenk.
    Und griff ins Leere. Der Kerl trat gegen eins der Tischbeine, und ich flog wenig elegant an dem Tisch vorbei und knallte mit der Hüfte gegen die Kommode.
    Die Tür schlug in den Rahmen, der Schlüssel knirschte. Ich fluchte. Ich warf mich herum, stürmte durch das andere Zimmer, raus in den Flur. Ich hörte die polternden Schritte auf der Treppe. Ich sprang die Stufen hinab, durch die schmale Lobby. Draußen vor der Tür stand ein dunkler Van. Der Motor heulte auf.
    Der Wagen fuhr aber nicht an. Das hätte mich stutzig machen sollen. Zumindest vorsichtiger.
    Ich stürzte auf die Straße, sah die dunklen Scheiben der Schiebetür, machte einen Satz, packte den Türgriff.
    Da traf mich etwas Hartes in den Rücken, und mein Gesicht knallte gegen die Seitenscheibe des Wagens. Ein zweiter Mann. Idiot, schoss es mir durch den Kopf, lässt dich austricksen wie ein Anfänger.
    Ehe ich reagieren konnte, legte sich ein Arm um meinen Hals. Der Arm riss mir
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