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Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer

Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer

Titel: Jerry Cotton - 0596 - Ein Koeder fuer den Killer
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Feuer gab. Ich dachte unentwegt an Lorraine Dupont.
    »Ich verstehe es nicht«, meinte Finchley, der seine Regenhaut abstreifte. »Wir hatten alle stretegisch wichtigen Punkte besetzt, und doch konnte dieses Verbrechen geschehen…«
    »Das Grundstück ist zu groß«, sagte ich. »Der Killer hatte es leicht, durch die Maschen des zu weit geknüpften Netzes zu entkommen.«
    Der Sheriff setzte sich auf die Ecke eines Schreibtisches und starrte trübsinnig aus dem Fenster. Ich dachte an meinen Chef, Mr. High. Er hielt nichts von rasch improvisierten Aktionen und hatte mit seiner Skepsis recht behalten.
    Ich hatte jetzt die Pflicht, Miß Duponts Eltern zu informieren. Finchley nannte mir die Telefonnummer. Als ich sie wählte, suchte ich verzweifelt nach ein paar passenden Worten, um die Hiobsbotschaft von Lorraines Verschwinden nicht wie den Keulenschlag eines Schocks wirken zu lassen.
    Inzwischen war es null Uhr zehn geworden. Ich stellte mir vor, wie das Telefon die nächtliche Stille in dem Dupontschen Haus zerriß und seine Bewohner aus dem Schlaf schreckte.
    »Dupont«, meldete sich eine helle, weibliche Stimme. Sie klang recht frisch. Ihre Besitzerin hatte offenbar noch nicht geschlafen.
    »Cotton«, sagte ich. »Spreche ich mit Mrs. Dupont?«
    »Nein, Sir. Ich bin die Tochter.«
    Ich war verdutzt. Lorraine hatte mir gegenüber nicht erwähnt, daß sie eine Schwester besaß.
    »Wie heißen Sie, bitte?« fragte ich das Girl.
    »Dupont«, erwiderte sie. »Lorraine Dupont.«
    ***
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich davon zu erholen. Die Situation hatte sich ins Gegenteil verkehrt. Jetzt mußte ich mit einem Schock fertig werden. Mir war es zumute, als hätte mir jemand einen Tiefschlag verpaßt.
    »Lorraine Dupont?« wiederholte ich ungläubig.
    »Lieber Himmel, hören Sie spät?« fragte mich das Mädchen ungehalten. »Warum rufen Sie mich mitten in der Nacht an? Soll das ein Witz sein?«
    »Hören Sie, Miß Dupont. Ich bin FBI-Agent. Bis vor einer Viertelstunde war ich mit einem Mädchen zusammen, das sich mir mit Ihrem Namen vorstellte. Jetzt ist es verschwunden, und zwar unter sehr mysteriösen Umständen. Ich muß diesen Fall klären. Ich muß erfahren, was die junge Dame dazu brachte, ausgerechnet Ihren Namen zu benutzen.«
    »Ich verstehe kein Wort von dem, was Sie sagen«, meinte das Mädchen sichtlich verwirrt.
    »In einer Stunde bin ich bei Ihnen«, sagte ich. »In dieser Regennacht ist auf den Straßen nicht viel los. Ich hoffe, es in der genannten Zeit zu schaffen. Darf ich Sie bitten, mich zu erwarten?«
    »Um diese Zeit? Ausgeschlossen!« sagte das Mädchen entschieden.
    »Es ist enorm wichtig.«
    »Ich habe Besuch«, erklärte sie frostig. »Dupont ist ein häufiger Name. Lorraine ist ebenfalls recht gebräuchlich. Vielleicht heißt das Mädchen, von dem Sie sprechen, tatsächlich Lorraine Dupont, genau wie ich. Ich jedenfalls habe nichts mit dieser Sache zu tun.«
    »Besitzt Ihr Vater eine Fabrik für Holzschrauben?«
    »Ja.«
    »Dann steht fest, daß das Mädchen, von dem ich rede, Ihren Namen benutzte. Ich muß herausfinden, weshalb. Ich fahre jetzt los.«
    Ich knallte den Hörer auf die Gabel, ohne weitere Erklärungen des Mädchens abzuwarten. Sheriff Finchley starrte mich an. Er hatte ein tief gei'urchtes John-Wayne-Gesicht mit sehr hellen Augen. »Ich bin also einer Betrügerin aufgesessen«, stellte er bitter fest. »Aber sie konnte sich doch ausweisen!«
    »Als Lorraine Dupont?«
    »Ja.«
    »Und der Ausweis war echt?«
    »Na, ich habe ihn nicht unter die Quarzlampe gehalten«, knurrte Finchley, »aber er schien mir okay zu sein, genau wie das Mädchen. Sie haben die Kleine doch kennengelernt. Machte sie nicht einen sympathischen, vernünftigen Eindruck?«
    Ich nickte. Auf meinen Lippen schmeckte ich noch das Himbeeraroma von Lorraines Lippenstift. Möglicherweise hatte mich eine Mörderin geküßt.
    »Warum haben Sie nicht mit den Eltern des Mädchens gesprochen?« fragte ich Finchley.
    »Miß Dupont wollte das nicht.« Dafür hatte ich Verständnis. Lorraine Dupont war volljährig und Herrin ihrer eigenen Entscheidungen. Es leuchtete mir ein, daß sie ihren Eltern unnötige Sorgen zu ersparen wünschte. Deshalb nahm ich mit der Familie keinen Kontakt auf, ich zog nur ein paar Erkundigungen über sie ein.
    Ich ging zur Tür. Ich hatte keine Lust, Finchleys Vorarbeit zu kritisieren. Er hatte getan, was er für richtig gehalten hatte. Es war sein und unser Pech, daß das nicht genug gewesen
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