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Jerry Cotton - 0594 - Die Herrin der Schreckenskammer

Jerry Cotton - 0594 - Die Herrin der Schreckenskammer

Titel: Jerry Cotton - 0594 - Die Herrin der Schreckenskammer
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machte kehrt.
    »Hallo«, rief ich.
    Ich hatte erwartet, daß das Mädchen meinem Ruf folgen würde, aber in dem großen Wohnzimmer rührte sich nichts. Ich ging durch die Tür.
    Das Girl war verschwunden.
    ***
    Ich trat an das Telefon und wählte die Nummer des Morddezernates. Nach dem ersten Zeichen legte ich wieder auf. Mir war eingefallen, daß ich nicht einmal melden konnte, wo ich mich im Augenblick befand.
    Ich machte kehrt und beugte mich über den Toten. In meiner linken Jackettasche raschelte eine Zeitung. Ich hatte sie irgendwann am Abend eingesteckt. Es war ein italienisches Blatt, der »Corriere New York«. Ich zog es heraus und warf es auf den Tisch. Dann klopfte ich den Anzug des Mannes ab.
    Er hatte weder eine Brieftasche noch Papiere bei sich. In seinen Taschen fand ich nur eine mit Gummiband zusammengehaltene Banknotenrolle, die zweihundertvierzig Dollar enthielt, sowie ein Päckchen Zigaretten und ein vergoldetes Feuerzeug.
    Ich stand auf. Im Garten begannen die Vögel zu zwitschern. Irgendwo im Hause klingelte ein Telefon. Ich hastete aus dem Zimmer. In der Halle war es inzwischen etwas heller geworden, wenn auch nicht sehr viel.
    Ich lief die Treppe hinab. Die Haustür war unverschlossen. Ich trat ins Freie. Der Morgen war frisch und kühl. Ich sog die Lungen voll Luft und sah an der Hausfassade empor. Es war ein großer, imponierender Kasten, weiß getüncht und mit grünen Fensterläden versehen, ein Haus, in dem gemeinhin reiche Leute wohnen.
    Etwa zwanzig Yard von dem Haus entfernt befand sich ein niedriger Garagenblock mit vier Boxen. Ich ging hinüber, um festzustellen, ob sich der Wagen des Gangsters darin befand.
    Ich entdeckte ihn in der ersten Box und kletterte in das Fahrerhaus und öffnete den Deckel des Handschuhfachs. Auch hier waren keine Papiere zu finden. In dem Moment, da ich festzustellen versuchte, wie die Vergasungseinrichtung funktionierte, hörte ich ein Geräusch.
    Ich sprang aus dem Fahrerhaus. Vor der Box stand das silberblonde Girl. Diesmal hatte es einen Begleiter bei sich, einen großkalibrigen Revolver.
    »Da sind Sie ja«, sagte sie.
    Ich trat ins Freie. Das Mädchen hielt den Revolver auf mich gerichtet. Der Finger lag am Abzug. Ich blieb stehen. Zwischen uns war ein Abstand von knapp zwei Yard.
    Das Girl hatte einen dünnen schwarzen Mantel über die nackten Schultern geworfen. Das Schwarz ließ das Schimmern des herrlichen Haares noch deutlicher hervortreten. Die grünen Augen musterten mich kalt und entschlosssen.
    »Sie schulden mir ein paar Erklärungen«, sagte ich.
    »Wer sind Sie?« wollte sie wissen.
    Ich grinste matt. Ich begriff, was geschehen war. Das Girl hatte einen Anruf bekommen. Irgend jemand hatte dem Mädchen mitgeteilt, daß Bruno an einem anderen Ort gesehen worden war.
    »Wenn ich Ihnen das sage, fallen Sie um«, prophezeite ich ihr.
    Ich war nicht so sicher, wie ich tat. Der kalte Ausdruck in den Augen der Dame gefiel mir nicht. Sie war nicht der Typ, der einfach umfiel. Und sie gehörte nicht zu den Leuten, die man überrumpeln konnte.
    »Machen Sie es nicht so spannend«, sagte sie.
    »Mein Name ist Cotton«, stellte ich mich vor. »Jerry Cotton, Spezialagent des FBI.«
    Mir schien es so, als verdunkelten sich ihre Augen noch mehr, aber das war wohl eine Täuschung. Sie sah mich an, hellwach und furchtlos. »Steigen Sie ein«, sagte sie.
    »Vielen Dank«, lehnte ich ab. »Ein Trip mit diesem Wagen hat meinen Bedarf voll und ganz gedeckt.«
    Das Mädchen schoß. Es schoß praktisch aus der Hüfte heraus. Die Kugel peitschte haarscharf an meinem Kopf vorbei und klatschte irgendwo hinter mir in die Garagenwand.
    Mir ging die Luft aus. Dieses Mädchen schreckte vor nichts zurück.
    »Was soll dieser Unsinn?« fragte ich wütend.
    »Das nächstemal sind Sie dran«, erwiderte das Girl. »Ich schieße sehr genau. Das ist mein Hobby.«
    Ich spürte, daß sie die volle Wahrheit sagte. Nicht mehr und nicht weniger. Sie hatte einen Entschluß gefaßt und war nicht bereit, sich davon abbringen zu lassen.
    »Wohin wollen Sie mich bringen?« fragte ich sie.
    Zwischen ihren Augen bildete sich eine steile Falte. »Gehen Sie ins Haus«, befahl sie. »Holen Sie den Toten.«
    »Wer ist es?« fragte ich.
    »Tun Sie, was ich Ihnen sage!«
    Ich ging hinüber zum Haus. Das Mädchen blieb hinter mir. Sie achtete darauf, daß der Zwischenraum weder zu groß noch zu klein wurde. Sie dachte wirklich an alles. Ich bewunderte insgeheim ihre Kaltblütigkeit.
    Ich
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