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Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen

Titel: Jerry Cotton - 0593 - Der Tote mit zwei Koepfen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nancy Winters. Was war jetzt zu tun? Sollten wir die Eltern anrufen? Mitten in der Nacht? Nur um ihnen mitzuteilen, daß wir zwar eine Spur — und obendrein eine recht unangenehme Spur — ihrer Tochter gefunden hatten, aber noch lange nicht wußten, wo das Mädchen jetzt war?
    »Wenn man die Leute kennen würde«, meinte Phil und fuhr sich über die vor Übermüdung geröteten Augen. »Wir können ihnen die Ungewißheit noch nicht nehmen. Manche wären trotzdem froh, wenn sie die kleinen Informationen bekämen, die wir schon haben. Andere machen sich nach so etwas nur noch mehr Sorgen.«
    Ich zündete mir die wer weiß wievielte Zigarette an. An der Tür klopfte es. »Ja?« rief ich.
    Ein Mann in einer Art Livree kam herein. Ich schluckte, als ich nur den Karton sah, den er unterm Arm trug.
    »Ich komme vom Paketzustelldienst TEMPO«, sagte er. »Der Beamte in der Halle sagte, hier wäre ich richtig.«
    Ich gab Phil einen Wink mit dem Kopf.
    »Kommen Sie«, sagte er zu dem Boten. »Wir müssen uns nebenan mal kurz unterhalten…«
    Ich wartete, bis sie den Raum verlassen hatten, bevor ich mit meinem Taschenmesser den braunen Klebestreifen aufschnitt, der den Deckel des Kartons verschloß.
    Der Anblick war grauenhaft.
    ***
    Nancy blickte wie fasziniert auf die grüngelblichen Augen der Katze, die in der Ellenbogenbeuge ihres Besitzers lag und sich sein Streicheln mit stoischer Ruhe gefallen ließ.
    »Hören Sie eigentlich zu?« fragte der Mann scharf.
    Nancy riß sich aus ihren unklar schweifenden Gedanken. Es kostete sie sehr viel Mühe, sich zu konzentrieren. Wo war sie eigentlich? Mit großen Augen blickte sie sich in dem dunkel möblierten Arbeitszimmer um. Und wer war dieser Mann? Nancy versuchte sich zu erinnern. Da war doch — da war…
    Sie schluckte. Ein krampfartiger Ekel würgte in ihrem Magen und stieg hoch bis in die Kehle. Der Mann hinter dem Schreibtisch machte eine ungeduldige Handbewegung.
    »Gib ihr Wasser, Rod«, befahl er.
    Der braunhäutige Mann mit den ungewöhnlichen Gesichtsformen brachte ihr das Verlangte. Nancy schluckte zitternd. Das klare Wasser tat ihr gut. Ihr Magen beruhigte sich. Sie wußte wieder, was geschehen war, was hinter ihr lag, wie sie in dieses Büro gekommen war.
    »Wer sind Sie?« fragte sie.
    »Die Fragen stelle ich!« sagte der Mann und hörte nicht auf, seine Katze zu streicheln. »Nun nehmen Sie doch Vernunft an! Aus Ihrem Gestammel im Wagen während der Rückfahrt habe ich entnommen, daß Sie mit diesem Kerl zusammen waren, den das FBI sucht. Mit diesem Stewitt. Wie sind Sie nur an den geraten?«
    »Er nahm mich mit. Ich stand an der Straße und winkte, weil ich das Busgeld sparen wollte.«
    Nancy sagte es leise und mit gesenktem Kopf. Jetzt kam es ihr selbst wie eine furchtbare Groteske vor. Das Busgeld sparen! Zu Hause hatte sie immer die übertriebene, an Geiz grenzende Sparsamkeit ihrer Eltern verflucht. Und dann war sie selbst das Opfer dieses Geizes geworden.
    »Ach, so ist das«, murmelte der Mann hinter dem dunklen Schreibtisch. Seine Rechte glitt fast mechanisch über das seidig schimmernde Fell der Katze. »Ein Zufall, ja?«
    Nancy nickte. Obgleich sie nicht mehr glaubte, daß es ein Zufall war. Was ihr geschehen war, war zuviel gewesen, als daß sie es als Zufall hätte abtun können. Es mußte eine Art Fügung gewesen sein oder wie immer man das nennen wollte.
    »Jetzt hören Sie mir mal genau zu«, forderte der Mann hinter dem Schreibtisch. »Wie lange waren Sie bei diesem Stewitt auf der verlassenen Farm?« Nancy hob den Kopf. Sie hatte die Stirn gerunzelt. Wie lange? Mein Gott, wie lange dauert die Hölle? Was ist eine halbe Ewigkeit? Nach welchem Zeitmaß sollte sie diesen Alptraum aus Qual und Schmerz und Ekel messen?
    »Ich — ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Es — es war so furchtbar, ich — ich kann nicht einmal mehr sagen, wie lange es her ist, seit ich von zu Hause wegging. Es… Ich kann einfach nicht…«
    Der Mann trommelte unruhig mit der Rechten auf den Schreibtisch.
    »Vielleicht haben Sie den Ernst Ihrer Lage noch nicht begriffen«, sagte er mit seiner zu weichen, unmännlichen Stimme. »Ich muß genau wissen, was Sie mit Stewitt gesprochen haben. Was er Ihnen erzählt hat. Womit er vielleicht geprahlt hat. Und ich muß das sicher wissen. Auf Vermutungen kann ich mich nicht einlassen. Ich muß es unumstößlich sicher wissen. Also, packen Sie aus! Was hat Stewitt gesagt?«
    »Was soll er denn gesagt haben? Mein Gott,

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