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Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder
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herausholen und freilassen wird?« fragte sie.
    »Kann schon sein«, meinte ich, »aber ich möchte mich nicht darauf verlassen.«
    Ich machte mir keine Illusionen. Die Gangster dachten nicht daran, uns zu schonen. Es war allerdings möglich, daß sie bei Fay eine Ausnahme machen würden.
    Einer der Gangster war vermutlich auf die Idee gekommen, aus der Situation Kapital zu schlagen. Wahrscheinlich hatten sie sich vorgenommen, von Anthony Merlin ein Lösegeld für seine Frau zu fordern. Als ihnen diese Möglichkeit eingefallen war, hatten sie das Feuerwerk gestoppt. Davon profitierte auch ich.
    »Ich lasse Sie ein paar Minuten allein«, sagte ich und zog die Schuhe aus.
    »Ich muß sehen, wohin dieser Kanal führt.«
    Fay schüttelte sich. »Brr! Was ist, wenn es da drinnen Ratten gibt?« fragte sie.
    »Vierbeinige Ratten machen mir nichts aus«, sagte ich und ließ mich vorsichtig in die Öffnung gleiten. »Ich bekämpfe die zweibeinigen Vertreter dieser Gattung.«
    Der Kanal war gerade groß genug, um ohne sonderliche Mühe hindurchrobben zu können. Schlimm waren nur der pulvertrockene Schlammrückstand und die warme, modrige Luft.
    Ich wählte die Richtung vom Hause wegführend und entdeckte, daß der Kanal leicht geneigt nach unten führte. Irgendwo, weit vor mir, ertönte ein monotones Rauschen. Ich hoffte, daß es aus einem Hauptkanal rührte, und kroch schneller vorwärts.
    Das Rauschen verdichtete sich sehr bald, gleichzeitig verstärkte sich der ekelhafte Gestank. Sehen konnte ich nichts, aber als ich dem Rauschen ganz nahe war, bemerkte ich vor mir ein diffuses Glimmen, einen Hauch von Grau, der wie ein Lichtschemen in der Luft hing.
    Mein Kopf und meine Schultern stießen plötzlich ins Leere. Ich hatte den Hauptkanal erreicht.
    Ich machte eine Pause und schaute mich um. Das graue, kaum wahrnehmbare Licht sickerte durch die engen ischmutzverklebten Kanaldeckelschlitze in das unterirdische Abflußsystem. Ich brauchte nicht lange, um Einzelheiten meiner Umgebung zu erkennen.
    Der Hauptkanal war oval gemauert; in seiner Mitte verlief eine Wasserrinne. Zu beiden Seiten der Rinne war ein schmaler Sims. Ich brauchte nur eine Minute, um auf diesem Sims zu stehen und ein paar Freiübungen zu machen. Die Kleider klebten mir am Leib, und der Schmutz und Gestank, die mich einhüllten, ließen mir ein erfrischendes Bad als begehrenswerteste Sache der Welt erscheinen.
    Ich bewegte mich vorsichtig auf dem schmalen Sims vorwärts. Durch meine Socken drang Nässe von tückischer Schlüpfrigkeit. Endlich hatte ich einen der Kanaldeckel über mir.
    Ich kletterte die in die Mauer eingelassene Stahlleiter hinauf und stoppte dicht unterhalb des Deckels. Von draußen drangen keine Geräusche herein.
    Der Zufluß lag also nicht an der Straße. Ich senkte meinen Kopf und stemmte den schweren gußeisernen Deckel mit der Schulter hoch. Polternd fiel er zur Seite.
    Ich blickte in einen asphaltierten Hof. Zwei sommersprossige Jungen von acht oder zehn Jahren unterbrachen ihr Spiel. 'Sie blickten mich entsetzt an, dann machten sie kehrt und liefen durch eine Hofeinfahrt zur Straße.
    Ich schwang mich aus dem Loch. Es war ein warmer Tag. Von frischer Luft konnte kaum die Rede sein, aber ich atmete erst einmal tief durch. Dann blickte ich an mir hinunter. Ich sah aus, als hätte ich ein Schlammbad genommen.
    Der Hof war ziemlich groß. Das Hofgebäude hatte eine Rampe, auf der einige Papierballen standen. Ich hörte das Stampfen von Druckmaschinen. Ein Mann erschien auf der Rampe. Er trug einen grauen Berufskittel. Als er mich sah, fiel er beinahe um. Ich ging auf ihn zu und holte meine Dienstmarke aus der Hosentasche.
    »Sie müssen mir helfen«, bat ich ihn.
    Er nahm die FBI-Plakette mit spitzen Fingern entgegen und zog ein Gesicht, als überreichte ich ihm zur Begutachtung eine Giftschlange.
    »Wollen Sie sich säubern, G-man?« fragte er.
    »Dazu ist jetzt keine Zeit, aber ich brauche etwas, um nicht allen Leuten aufzufallen — so einen Berufskittel, wie Sie ihn tragen, zum Beispiel, und ein Paar Schuhe.«
    »Kommen Sie mit«, sagte er. Ich folgte ihm in eine Garderobe. Der Mann öffnete einen Stahlspind. »Die Klamotten gehören Brown«, fuhr er fort. »Er sitzt wegen Diebstahls im Gefängnis und wird sich kaum wieder hier blicken lassen. Bedienen Sie sich bitte.«
    »Ich brauche das Zeug nur leihweise«, sagte ich. »Sie bekommen es gereinigt wieder zurück.«
    Brown hatte eine Sportkombination, zwei Paar ausgetretene Schuhe und
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