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Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder

Titel: Jerry Cotton - 0581 - Ich und der Krallenmoerder
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Verbindung zu treten. Auch Phil würde früher oder später mit mir sprechen wollen. Wenn ich mich nicht meldete, würden sie Verdacht schöpfen und nach mir Ausschau halten.
    Selbstverständlich würden sie zuerst in der Clarendon Road nach mir sehen. Dort stand mein Jaguar in der Kellergarage. Weniger gewiß war, ob sie ihre Suche auf das Shadrack ausdehnen würden. Selbst im günstigsten Fall konnte ich nicht damit rechnen, daß das vor dem Ablauf einiger Stunden geschah. Wenn die Raucheinwirkung weiter in diesem Maß anhielt, war bereits eine Stunde zuviel.
    Fay Merlin begann zu husten. Sie trommelte erneut mit beiden Fäusten gegen die Tür und schrie um Hilfe. Niemand antwortete. Resigniert gab sie es auf.
    »Legen Sie sich auf den Boden«, empfahl ich ihr. »Der Rauch wird nur allmählich nach unten gedrückt.«
    Fay Merlin warf sich auf ein Bett. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte sie, wie der scharfe, ätzende Rauch in den Keller drang und sich zu immer dichteren Schwaden verwob.
    »Das ist Tonys Werk!« sagte sie plötzlich.
    »Nein«, widersprach ich. »Er liebt Sie. Trotz allem! Er will Sie nicht verlieren, sondern zurückerobern. Aber seine Chancen stehen nicht sonderlich gut.«
    Fay Merlin blickte mich an. »Sie haben recht«, meinte sie. »Tony könnte mich nicht töten. Eher würde er sich selbst umbringen. Aber wer ist es dann?«
    Ich antwortete nicht und sah, wie Fay Merlins Gesicht sich verzerrte, wie es sich allmählich mit einem feinen Netz winziger Schweißperlen überzog.
    »Ray?« fragte sie kaum hörbar.
    Ich setzte mich, weil der Rauch in meine Lunge drang. Meine Augen begannen zu tränen. Mir lagen noch einige Fragen auf der Zunge, aber sie zu stellen, hatte jetzt keinen Sinn. Was nützten mir diese Informationen, wenn es um Leben oder Tod ging? Es war wichtiger, daß ich mich auf unsere Rettung konzentrierte.
    Als ich mich erhob, hatte ich das Gefühl, mir selbst etwas vorzumachen. Dieser Keller war bombensicher, so sah er jedenfalls aus. Ich ergriff einen Stuhl, hob ihn mit beiden Händen hoch und schmetterte ihn auf den Boden. Die Beine splitterten ab. Ich schnappte mir eines davon und beklopfte damit die Wände.
    An keiner Stelle gab es eine Resonnanz. Die Wände waren so solide wie Festungsmauern.
    Fay wälzte sich plötzlich auf den Bauch und vergrub ihr Gesicht in den Armen. Ihre runden Schultern zuckten, als sie heftig zu weinen begann.
    Ich blinzelte. Der Rauch brannte in meinen Augen. Voll ohnmächtiger Wut schlug ich das Stuhlbein auf den Betonboden. Der Ton, der dabei laut wurde, ließ mich zusammenzucken. Kein Zweifel, unter dem Boden befand sich ein Hohlraum.
    Ich klopfte die gesamte Bodenfläche ab und entdeckte, daß der Hohlraum quer durch den Keller verlief und etwa anderthalb Fuß breit war. Vermutlich handelte es sich um ein Abflußrohr oder einen Abflußkanal.
    Ich stieß das Stuhlbein mit aller Kraft gegen den Boden. Die Decke hielt. Ich wußte nicht, wie dick sie war, sah aber ein, daß es kräftigerer Werkzeuge bedurfte, um sie aufzubrechen.
    Kurz entschlossen zerlegte ich eines der Metallbetten. Ich drehte ein Rohr ab, das zum Fußende gehörte und rammte es mit voller Wucht gegen den Hohlraum. Nach dem vierten oder fünften Schlag zeigten sich im Boden Risse, nach einigen weiteren Anstrengungen hatte ich ein Loch von der Größe meines Handtellers aufgerissen.
    Ich arbeitete wie ein Verrückter. Die betonierte Schicht über dem Hohlraum war nur einen halben Inch dick. Es war kein Problem, das Rohr als Hebel anzusetzen und Stück für Stück herauszubrechen.
    Fay weinte nicht mehr. Sie hob ihren Kopf und beobachtete fasziniert, wie das Loch immer größer wurde.
    Der Kanal, der darunter lag, war knapp einen Fuß tief und anderthalb Fuß breit. Er hatte einen schmutzigen Boden, der aus eingetrocknetem Schlamm bestand. Ich hatte keine Ahnung, wozu der zementierte Kanal diente und wohin er führte.
    Ich warf die Stange aus der Hand und streifte mein Jackett ab. Das Loch war groß genug, um hineinzuschlüpfen.
    »Der Rauch!« sagte Fay.
    Ich blinzelte zur Decke und sah, was sie meinte. Der Rauch lagerte in dichten Schwaden unterhalb der Decke, aber er nahm eher ab als zu. Irgend jemand hatte die Zufuhr gebremst.
    »Sie sind zur Vernunft gekommen«, sagte ich. Die Worte waren für Fay bestimmt. Sie brauchte Unterstützung, um nicht die Nerven zu verlieren.
    Fay setzte sich auf. In ihren Augen entzündeten sich einige Hoffnungsfunken. »Glauben Sie, daß man uns
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