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Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Titel: Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits
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die Klappe. Als ich am nächsten Morgen erwachte, wölbte sich ein strahlendblauer Himmel über der Stadt.
    Rennen in Indianapolis! Es ist nahezu unmöglich, die kribbelnde Erregung zu schildern, die die Stadt an diesem Tag schüttelt. Ich spürte mehr als genug davon, als ich mich auf den Weg zur Rennpiste machte. Nur mit Mühe erreichte ich meinen Stehplatz unweit der überhöhten Westkurve. Ich konnte die gesamte Kurve überblicken und später beobachten, wie die einzelnen Fahrer sie angingen und meisterten.
    Über einen Renntag in Indianapolis ließen sich Bücher schreiben. Es ist ausgeschlossen, die Fülle der Eindrücke wiederzugeben, die die Atmosphäre schaffen — bis hin zu jenem Moment, wo Tausende von Pferdestärken in einem explosiven Bündel von röhrendem Metall über die Bahn jagen und, oft genug Rad an Rad, Nabe an Nabe, um die entscheidenden Inches und Sekunden kämpfen.
    Danach löst sich die Spannung, sie entlädt sich in und mit diesem ersten Aufbrüllen gelenkter Gewalt, und sie erwacht erneut, wenn die Positionskämpfe beginnen, oder wenn man dazu neigt, sich mit einem einzelnen Fahrer zu identifizieren und auf seinen Sieg setzt.
    Indianapolis ist das Rennen der Individualisten. Kaum ein Wagen gleicht dem anderen, jeder wird durch ein kleines Team ausgekochter Experten zu höchster Leistung getrimmt. Keine Formel schreibt Gewicht oder Leistungsausbeute zu. Trumpf ist allein die Geschwindigkeit — egal, wie man sie erzielt.
    An diesem Tage galt die Aufmerksamkeit des Publikums im besonderen Maße einem Howmet TX, einem Turbinenauto, dessen Bezeichnung TX »experimental turbine« hieß und nach den Bestimmungen der FIA einem 3-Liter-Hubkolbenmotor von etwa 355 PS entsprach.
    Bert Steeple lenkte an diesem Tag einen von Shelby frisierten Spezialford, dessen Chassis durch die Verwendung von Titan um ein Gewicht von rund 200 Kilo leichter gemacht worden war.
    Nach der ersten Runde lag Bert an zwölfter Stelle. Anscheinend hatte er Schwierigkeiten beim Start gehabt, denn nach dem Training war seine Ausgangsposition mit Startnummer 6 recht günstig gewesen.
    Der Howmet hielt sich zunächst im Mittelfeld, kam aber rasch an die Spitzengruppe heran. In der zweiten Runde lag Bert bereits auf dem achten, und in der vierten Runde auf dem fünften Platz.
    Die Art, wie er die Kurve anging, verriet seine souveräne Fahrweise. Um so unverständlicher erschien es mir, als er in der fünften Runde eine völlig andere Fahrtechnik wählte. Aber schon in der nächsten Sekunde wurde mir klar, daß es sich dabei um keine taktische Finesse handelte, sondern daß ein technischer Defekt an seinem Wagen die Ursache sein mußte.
    Dann geschah alles so blitzschnell, daß es hinterher fast unmöglich war, die Katastrophe in chronologischer Reihenfolge zu rekonstruieren.
    Eine Flamme schoß aus Berts Ford, noch ehe er den oberen Rand der erhöhten Kurve erreicht hatte. Der Wagen prallte gegen die Leitplanke und wurde zurückgeschleudert. Er überschlug sich mehrere Male und geriet sofort in Brand. Die nachfolgenden Wagen schossen ohne wesentliche Geschwindigkeitsreduzierung durch den diditen schwarzen Qualm hindurch. Weißer Schaum aus den sofort eingesetzten, an der Kurve bereitstehenden Löschkanonen deckte den brennenden Wagen ein.
    Bert war nicht aus dem Fahrzeug geschleudert worden. Sein Rennwagen war nach mehreren Saltos auf den Rädern gelandet — allerdings nur auf dreien; das vierte hatte sich während des Unfalles gelöst. Der Wagen stand jetzt brennend auf der Grasnarbe.
    Indianapolis kannte Unfälle dieser Art zur Genüge und hatte sich darauf eingestellt. Ich beobachtete, wie einige Männer in Asbestanzügen Bert Steeple aus dem Wagen zerrten und ihn aus dem Flammenbereich forttrugen.
    Eine Ambulanz brauste heran und stoppte scharf. Der Verletzte wurde auf eine Bahre gebettet. Ich sah, daß Bert sich nicht bewegte. Er war bewußtlos, wenn nicht schon tot. Bert wurde abtransportiert. Das Rennen ging weiter, als sei nichts geschehen.
    Wie betäubt, drängte ich mich durch die Zuschauermassen zum Ausgang. Für mich war das Rennen gelaufen. Ich mußte wissen, wie schwer es Bert erwischt hatte.
    Es war ein Glück, daß ich meinen FBI-Ausweis dabei hatte. So schaffte ich es, bis zur Haupttribüne vorzudringen. Dort erfuhr ich, daß Bert Steeple mit schweren Brandverletzungen und einigen gebrochenen Rippen nach einer ersten ambulanten Behandlung ins St.-Martins-Hospital eingeliefert worden war.
    Genaue Angaben über
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