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Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Titel: Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits
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entziehen.
    An einem Tag wie diesem hielt auch die Unterwelt ihre Ernte. Der Bogen ihrer Aktivität spannte sich vom kleinen Taschendiebstahl bis zum Millionengeschäft der syndikatskontrollierten illegalen Buchmacher. Das ging mich jedoch nichts an. Indianapolis war nicht mein Revier. Ich war an einem meiner seltenen freien Wochenenden von New York hergeflogen, um das Rennen zu erleben. Schnelle Maschinen und der Kampf um Zehntelsekunden faszinierten mich ebenso wie die rein technische Seite der Auseinandersetzung.
    Ich kannte die Treffs der Rennfahrer, und ich schätzte die Kameradschaft, die zwischen ihnen herrschte, auch wenn sie sich während der Rennen erbitterte Gefechte lieferten.
    Nun war diese verrückte Sache mit meinem alten Rallyefreund Bert passiert. Ich spürte, daß mehr dahintersteckte, als sich auf Anhieb erkennen ließ. Bert erwartete, daß ich zurück nach New York reiste. Der Gorilla hatte das gleiche Ziel verfolgt.
    Warum?
    Ich ordnete mich in die Schlange der Wartenden vor einer Telefonzelle ein. Es dauerte zehn Minuten, bis ich dran war und die Rennleitung an der Strippe hatte. Ich erfuhr, daß Bert Steeple im »White Lightning« abgestiegen war.
    In Indianapolis gibt es eine Menge Hotels, die nach berühmten Rennfahrern oder ihren erfolgreichen Wagen benannt worden sind. Das »White Lightning« war das wohl bekannteste Haus dieser Art. Es lag unweit der Rennpiste an der 24. Straße. Da es völlig ausgeschlossen war, ein freies Taxi zu finden, legte ich den kurzen Weg zum Hotel zu Fuß zurück.
    Am Empfangstresen herrschte Hochbetrieb, und in der Halle ging es zu, als hielte eine große Partei ihren Wahlkampf ab. Die imponierende Zahl von Journalisten und Pressefotografen zeigte mir, daß in diesem Hotel die prominentesten Rennteilnehmer wohnten. Ich zog einen Boy zur Seite und steckte ihm einen Dollar zu. Der Junge teilte mir mit, daß Bert Steeple im dritten Stock wohnte, Zimmer 89.
    Ich fuhr mit dem Lift nach oben. Gerade als ich mich anschickte, an die Tür des Hotelzimmers zu klopfen, wurde sie aufgerissen, und mir flog ein Mann entgegen. Ich fing ihn mit den Armen auf. Er war ein schwerer Bursche, dessen Körper sich so schlaff anfühlte, als hätte er Knochen aus Gummi.
    Die Tür wurde zugeknallt. Alles war so schnell gegangen, daß ich nicht einmal die Zeit gefunden hatte, einen Blick in das Zimmer zu werfen.
    Ich lehnte den Mann gegen die Wand. Er schluckte und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Er war ein großer, muskulöser Bursche — so um die Dreißig herum. Er blutete aus der Nase. Seine Unterlippe war aufgeplatzt.
    »Was hat es gegeben?« fragte ich ihn.
    Er atmete keuchend und mit offenem Mund, während er den Hotelkorridor nach beiden Richtungen musterte. Eine alte Dame mit einem komischen Hut blieb entsetzt stehen und starrte den Blutenden an.
    »Hau ab, Vogelscheuche«, würgte er hervor. Die alte Dame zuckte entsetzt zusammen und eilte zum Lift.
    »Haben Sie sich mit Bert geprügelt?« fragte ich ihn.
    Er starrte seinen blutverschmierten Handrücken an, dann schaute er mir in die Augen.
    »Verschwinden Sie, Mann«, knurrte er unwirsch.
    »Ich will Ihnen nur helfen«, sagte ich. Er hörte gar nicht zu. Er stieß sieh von der Wand ab und taumelte an mir vorbei zur Treppe. Mit wenigen Schritten holte ich ihn ein.
    »Sagen Sie mir, was geschehen ist«, bat ich ihn.
    Er hielt sich am Treppengeländer fest und blickte mich feindselig an. »Ich könnte Ihnen jetzt sagen, was geschehen wird«, meinte er langsam und noch immer schwer atmend, »aber das würde Ihnen wenig gefallen. Es gefällt keinem. Und doch muß es sein.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Er tupfte sich mit dem Taschentuch sein Gesicht ab. Seine Nase blutete noch immer.
    »In diesem Zustand können Sie nicht die Hotelhalle durchqueren«, warnte ich ihn. »Sie wären im Nu von zwei Dutzend neugierigen Reportern umringt.«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. Er schien keine Lust zu haben, das Gespräch fortzusetzen. Er schleppte sich ein Stockwerk tiefer und verschwand in der Herrentoilette. Ich machte kehrt, weil mir dämmerte, daß ich von diesem Burschen nichts erfahren würde. Vielleicht war Bert Steeple bereit, mir eine Erklärung zu geben.
    Ich klopfte an seine Tür.
    »Herein!« rief eine Mädchenstimme. Ich öffnete die Tür und betrat das Zimmer.
    Das Girl war jung, blond und mittelgroß und saß auf dem Bett. Das Mädchen trug ein Cocktailkleid aus bunten Plastikblättchen, die
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