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Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Titel: Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen
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schwarzen Augen leuchteten vor Verehrung.
    »Komm her, Ching«, lockte Li Kan girrend, »hierher zu meinen Füßen. Setz dich auf das Kissen.«
    Der Diener war kaum zwanzig Jahre alt, seine Gestalt war kräftig, aber doch knabenhaft.
    »Was hat dich der weiße Teufel gefragt?« fragte er in chinesischer Sprache. »War er mißtrauisch? Hat er Verdacht geschöpft?«
    Ching blickte die Frau bewundernd an. »Nein, Herrin, ich habe alles so gemacht, wie du es gesagt hast.«
    Li Kan Tu legte ihre Hand auf die Schulter des Chinesen und drehte ihn herum, so daß er sie voll anblicken mußte.
    »Du hast mir einen großen Dienst erwiesen, Ching«, sagte sie mit verheißungsvoller Stimme. »Ich werde es nie vergessen, daß du mich von Pin Tu befreit hast. Er war dumm und fett. Ich schulde dir Dank, Ching.«
    Der Diener senkte den Kopf. »Ich tue alles für dich, Herrin«, sagte er leise. »Ich gehe für dich in den Tod, wenn du es befiehlst.«
    Li Kan Tu lächelte. »Vielleicht nehme ich dich beim Wort, mein Kleiner!« Dann schüttelte sie wie abwehrend den Kopf. »Nein, ich brauche dich viel zu sehr. Hör zu, was ich dir jetzt sage!« Ching verbeugte sich mehrmals vor ihr. »Sprich, Herrin, ich höre.«
    »Wir müssen sehr vorsichtig sein. Wir haben Feinde. Der eine ist dieser rothaarige Matrose. Wir brauchen ihn nicht mehr — und höre, Ching, er hat mich tödlich beleidigt!«
    »Er wird den morgigen Tag nicht mehr erblicken, Herrin.«
    »Gut, Ching. Wenn du das erledigt hast, dann kümmere dich um die beiden Weißen. Aber mach es geschickt! Keine Spur darf zu mir führen!« Sie strich dem Diener über den Kopf, der bei diesem Beweis ihrer Zuneigung abwechselnd blaß und rot wurde.
    »Geh jetzt«, sagte sie plötzlich in völlig verändertem Ton, als schämte sie sich ihrer Vertraulichkeit.
    Rückwärts schreitend, mit vielen Verbeugungen, verließ Ching das Zimmer.
    Li Kan stand auf und verriegelte die Tür. Dann ging sie zu einer vergoldeten Statue, die die Göttin der Fruchtbarkeit darstellte. Sie drückte auf einen verborgenen Mechanismus, worauf sich der schwere Bildstock um sich selbst drehte und eine zwei Hand breite Öffnung freigab.
    Li Kans Finger zitterten, als sie einen Lederbeutel aus dem Versteck hervorholte. Sie trug ihn zu einem kleinen Lacktischchen, dessen Rand erhöht war, und schüttete den Inhalt des Ledersäckchens auf die polierte Platte.
    Die Chinesin hatte schon viele schöne Perlen gesehen. Aber die Pracht, die sich ihren Augen darbot, entlockte ihr doch einen bewundernden Ausruf. Neben walnußgroßen weißen Perlen gab es eine Anzahl der seltenen rosa und grauen Perlen, deren Größe die Vermutung zuließ, daß sie künstlich gezüchtet waren.
    Li Kan Tu wußte es besser. Seit zwei Jahren bekam sie in regelmäßigen Abständen einen solchen Lederbeutel voller Naturperlen. Sie kamen von den Suluinseln in der Celebessee, östlich von Borneo.
    Mittelsmänner von Pin Tu hatten dort mehrere Perlentaucher unter Vertrag. Lieutenant Templer hatte innerhalb der Marine einen Transportring aufgezogen, der turnusmäßig die wertvolle Fracht in die Vereinigten Staaten schmuggelte.
    Nachdenklich ließ Li Kan Tu ihre Finger über die Perlen gleiten. Nun war Lieutenant Templer tot und der sorgsam aufgebaute Transportweg gefährdet. Aber die Chinesin war nicht die Frau, die sich durch Schwierigkeiten entmutigen ließ. Sie war rücksichtslos, wie der Tod Pin Tus bewies. Sie würde auch nicht zögern, jeden anderen auszuschalten, der sich in ihr Geschäft zu drängen versuchte.
    Sie wußte, daß es in ihrer Rechnung einen großen Unbekannten gab. Pin Tu, der nicht ihr Bruder war, wie sie angegeben hatte, sondern ihr nach chinesischem Ritus angetrauter Mann, hatte bei dem Perlengeschäft noch einen Teilhaber. Diesen Mann kannte sie nicht. Wenn Pin mit ihm verhandelte, hatte er sich jedesmal eingeschlossen.
    Li Kan Tu besaß wohl die Perlen, die ihr Simpson gegen einen Spottpreis verkaufen wollte. Aber er war nicht der Eigentümer. Und nun wartete Li Kan, daß sich der geheimnisvolle Teilhaber ihres ermordeten Mannes meldete. Was würde er zum Tod von Pin Tu sagen? Würde er das Spiel Li Kans durchschauen?
    Die Chinesin war entschlossen, das Geschäft ihres Mannes weiterzuführen. Ihre Gier nach Macht und Reichtum ließ sie sogar noch weiter gehen. Sie wollte auch den Teilhaber ausschalten.
    Einzeln und mit beinahe liebevollen Bewegungen legte sie die Perlen in den Beutel zurück. Dann tat sie ihn wieder in das
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