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Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Titel: Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen
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sie gerade aufziehen, als unerwartet die Laternen wieder eingeschaltet wurden und den Keller in einen milchigen Nebel tauchten. Dann hörten wir die Stimme einer Frau, die ein paar scharfe Befehle in chinesischer Sprache erteilte.
    In dem wogenden Rauch huschten die Chinesen wie Schemen aus ihren Winkeln und waren plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Dafür trat eine schlanke Frau in den Dunstkreis des Gases und forderte uns höflich auf, hervorzukommen.
    »Das ist Li Kan Tu«, flüsterte Phil mir zu, »eine gefährliche Katze. Ich glaube, sie ist die Frau des Dicken, den du vorhin gesehen hast.«
    »Bin gespannt, was sie vorhat«, gab ich ebenso leise zurück.
    Sicherheitshalber behielt ich den Revolver in der Hand, als wir krächzend und hustend auf die Wendeltreppe zugingen.
    Li Kan Tu war eine schöne Frau. Sie empfing uns mit einem spöttischen Lächeln. »Ich glaube, ich muß mich bei Ihnen entschuldigen«, eröffnete sie die Unterhaltung. »In meinem Haus scheinen Dinge vorzugehen, von denen ich keine Ahnung habe. Erst ein Unglücksfall machte mich auf die mehr als seltsamen Vorfälle aufmerksam.«
    Phil grinste. Er wußte besser über die Verhältnisse im Golden Gate Bescheid, als es Li Kan Tu lieb sein konnte. Sie wußte nicht, daß er ihre merkwürdige Unterhaltung mit dem rothaarigen Simpson belauscht hatte.
    Ohne uns groß verständigen zu müssen, gingen wir auf ihr Spiel ein.
    »Bei Ihnen herrsdien seltsame Bräuche, Madam«, beschwerte ich mich. »Wenn ich chinesisch essen möchte, will ich ja nicht gleich ein Räuberfest miterleben, wie es vielleicht in Ihrer Heimat üblich ist.«
    »Wie gesagt, ein bedauerliches Versehen«, entschuldigte sie sich. »In meinem Haus hat jemand Selbstmord begangen. Nach den Riten unseres Glaubens wollten meine Diener die bösen Geister ausräuchern, die nach ihrer Meinung von der Seele des Selbstmörders Besitz ergriffen haben.«
    Ich hatte schon lange nicht mehr faustdicke Lügen so charmant serviert bekommen! Doch wichtiger erschien mir, daß sie es für vorteilhaft hielt, uns nicht sofort beseitigen zu lassen.
    Ich war gespannt, welche Märchen sie uns noch auftischen würde und wo sie so plötzlich einen Selbstmörder hernahm.
    Wir wurden exakt bedient.
    Li Kan Tu führte uns in ihr Privatzimmer, das Phil, wie er mir zuflüsterte, bereits kannte.
    Die Chinesin öffnete mit beinahe feierlichen Bewegungen die Schiebetür zum angrenzenden Raum.
    Am halbhohen Fensterkreuz hing der dicke Pin Tu. Er hatte sich mit einer Seidenschnur erdrosselt.
    Wie auf Kommando blickten wir, Phil und ich, uns an. Wir hatten beide den gleichen Gedanken: Das war kein Selbstmord!
    »Mein Bruder Pin Tu«, sagte die Chinesin mit verschleierter Stimme. »Ich habe nichts berührt«, fuhr sie fort, als ob sie uns eine Erklärung schuldig wäre. »Meinen Sie, daß ich die Polizei benachrichtigen muß?«
    Ich bewunderte die Kälte dieser Frau, die so blitzschnell eine Situation meisterte. Ich war gespannt, wie sie das Spiel fortsetzen würde.
    ***
    Während wir auf das Eintreffen der Polizei warteten, zeigte ich Phil den Zettel, durch den ich auf das chinesische Restaurant aufmerksam geworden war.
    Phil fand schnell eine Erklärung dafür. »Das kann nur eine Nachricht für Simpson gewesen sein«, meinte er. »Der Bootsmann war hier und hatte eine erregte Auseinandersetzung mit unserer reizenden Wirtin.«
    »Und wo ist er jetzt?« fragte ich ihn gespannt.
    Phil hob die Schultern. »Bin ich ein Hellseher? Als ich ihm folgen wollte, hat mir einer der Gelben eine niedliche Schlinge um den Hals gelegt. Als ich wieder zu mir kam, wollten sie allerhand von mir wissen. Well, und dann bist du gekommen.«
    »Ist es möglich, daß man eigentlich Simpson erledigen wollte und dann fälschlicherweise dich erwischt hat?«
    »Möglich schon«, meinte Phil gedehnt. »Niemand hatte mich bis dahin gesehen. Dagegen spricht allerdings, daß sie sehr gut über uns Bescheid wußten. Du kannst also deine Uniform wieder ausziehen.«
    Davon war ich nicht gerade begeistert. Aber ehe ich mit Phil weiter darüber sprechen konnte, führte Li Kan Tu drei Beamte der City Police herein. Glücklicherweise war Lieutenant Gibson dabei, der uns kannte und im Beisein der Chinesin keine dummen Fragen stellte.
    Er bat sie, den Raum zu verlassen, bis der Doc die Untersuchung des Toten beendet hatte.
    »Wie kommen Sie denn in diese Spelunke, Jerry?« begrüßte er mich.
    »Reiner Zufall«, antwortete ich und blinzelte ihm zu.
    Gibson
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