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Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben

Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben

Titel: Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben
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wandte mich ab, als sie zu schluchzen begann. Die Tränen würden ihr eine gewisse Erleichterung verschaffen. Aber was würde sein, wenn ich June die Wahrheit sagte?
    In dem Wohnzimmer sah es aus, als wäre eine Bombe explodiert. Die Schränke und Schubläden standen weit offen. Ihr Inhalt war auf dem Boden verstreut.
    Ich entdeckte in einem Regal einige Flaschen Brandy, Whisky und Gin. Gerade, als ich ein Glas mit Brandy füllen wollte, fiel mir ein, daß das für June wohl nicht das Richtige sein würde. Ich ging ins Bad und trank ein paar Schluck Wasser, dann brachte ich June ein gefülltes Glas.
    »Nehmen Sie das bitte«, sagte ich. »Es wird Ihnen guttun.«
    June ließ die Hände fallen. Gehorsam trank sie. Dann stellte sie das Glas beiseite und erhob sich. Sie war erstaunlich schlank und groß, fast so groß wie ich. Sie hatte schon sehr weibliche Formen, obwohl der plissierte Schulrock und der grobgestrickte, sehr salopp gearbeitete Pulli diese Tatsache noch ziemlich vertuschten. Junes Füße steckten in Tennisschuhen. Statt Strümpfen trug sie Socken mit den Farbstreifen ihres Colleges. Ich blickte June nicht nur an, weil sie schön war; ich versuchte mir gleichzeitig über etwas klarzuwerden, das mich an diesem Bild verletzter menschlicher Würde störte.
    Ich kam nicht auf Anhieb dahinter, aber sicherlich irritierte mich der Kontrast zwischen mädchenhafter Unschuld und lockender weiblicher Schönheit.
    »Woher wußten Sie, daß ich überfallen wurde?« fragte sie mich. Sie hatte eine helle kindliche Stimme, in der noch die Angst nachzitterte.
    »Ich wußte es gar nicht — aber ich befürchtete, daß so etwas Ähnliches passieren würde«, sagte ich und schob June einen Stuhl zurecht. Sie setzte sich gehorsam und legte die Hände in den Schoß. Ihr Blick hing an meinem Gesicht. Ich steckte mir eine Zigarette an, weil ich plötzlich nach Worten suchte. Von meiner von Phil gerühmten Selbstsicherheit Girls gegenüber war nicht viel zu merken. Wie sagte ich nur diesem jungen Mädchen, daß es gefährdet war, daß es Leute gab, die sie zu töten versuchten?
    Ich inhalierte tief. Dann fiel mir das Bild ein. Ich zeigte es June. »Wann und wo ist das gemacht worden?«
    June war verblüfft. »Wo haben Sie es her?«
    »Wir fanden es in der Tasche eines gewissen Mandy Rowles — er wurde erschossen.« Ich sagte das so ruhig wie nur möglich, aber June zuckte trotzdem zusammen.
    »Es ist vor zwei Jahren gemacht worden — für die Schulausweise«, erläuterte June. »Zwei davon bekamen wir, eines wurde für das Schularchiv hergestellt.«
    »Drehen Sie es bitte mal um. Erkennen Sie die Schrift?«
    »Nein«, sagte June verdutzt. Sie blickte mich an. »Was hat das zu bedeuten, Mr. Cotton? Es muß doch eine Antwort darauf geben! Dieser Überfall in der Wohnung…« Ihre Stimme brach. Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich June gegenüber.
    »Vielleicht hängt es mit Ihrem Vater zusammen?« fragte ich.
    »Aber Papa… er ist nicht zu Hause«, meinte sie und senkte ihren Blick.
    »Ich weiß Bescheid, June«, erwiderte ich rühig. »Sie waren dabei, als er verurteilt wurde. Ist er immer so temperamentvoll?«
    »Nein, eigentlich nicht. Irgend etwas hatte ihn verändert und wütend gemacht.«
    »Nur wütend?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie ihn schon mal im Gefängnis besucht?«
    »Er will es nicht. Er will nicht, daß ich ihn dort sehe. Ich kann das verstehen.«
    »Haben die Finnegans einen Sohn?«
    »Die Finnegans in unserem Haus? Nein, nur eine Tochter.«
    Ich nickte, weil ich nichts anderes erwartet hatte. »Der junge Mann gab sich als Burt Finnegan aus. Er log wie gedruckt. Haben Sie ihn schon einmal gesehen?«
    »Nein. Aus unserer Gegend stammt er nicht. Er klingelte und bedrohte mich mit einer Pistole. Was hätte ich denn tun sollen? Ich war ihm wehrlos ausgeliefert. Er fesselte mich und durchwühlte dann das Zimmer.«
    »Wo waren Sie heute abend?«
    »Im Kino. Ich habe dann noch einen Milch-Shake getrunken und bin nach Hause gegangen. Zehn Minuten später klingelte es. Wahrscheinlich ist der Bursche mir gefolgt. Was kann er nur gesucht haben?«
    »Keine Ahnung, June. Aber wir bleiben am Ball. Bis dahin müssen Sie sehr vorsichtig sein. Wir werden alles tun, um eine Wiederholung des unerfreulichen Vorfalls zu vermeiden. Gehen Sie bis auf weiteres nach Einbruch der Dunkelheit bitte nicht mehr aus! Wer ist übrigens der Chef Ihres Vaters?«
    »Mr. Callaghan, Sir. Ein sehr netter Mann.«
    »Wie groß ist die
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