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Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Titel: Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben
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Katze getötet.
    Hinter dem Schreibtisch saß Nick Mesher. Er wirkte älter und fetter, als ich ihn in Erinnerung hatte. Seine Hände lagen auf den Sessellehnen. Zwei Diamantringe funkelten im Licht.
    Mesher wirkte friedlich, aber nur — weil er tot war. Vier Kugeln hatten sein Hemd zerfetzt. Das Blut war bis auf den Schreibtisch gespritzt. Dort lagen mehrere Fachzeitungen der »Vereinigung amerikanischer Immobilien-Makler«. Mesher, der seine Verbrecherorganisation als Maklerbüro getarnt hatte, sah aus, als hätte ihn der Tod beim Lesen überrascht. Eine Zeitung war aufgeschlagen.
    Das Zimmer hatte einen zweiten Eingang. Die Tür auf der anderen Seite, dem Schreibtisch gegenüber, war zur Hälfte geöffnet. Auf der Schwelle, mit dem Oberkörper im Raum, lag ein Toter.
    Es war ein schwarzlockiger Mann mit gemeinem Gesicht. Ich kannte ihn unter dem Namen Lawrence Warfield. Er stand in dem Ruf, gegen Bezahlung zu morden. Daß er zu Meshers Gang gehört hatte, war mir nicht bekannt gewesen.
    Er lag auf der Brust, den Kopf zur Seite gedreht. Auch ihn hatten mehrere Kugeln getroffen. Eine war ihm ins linke Auge gedrungen. Noch im Tode umklammerte seine Hand eine 9-mm-Parabellum.
    Ich kniete nieder und roch an der Waffe. Keine Spur von Kordit. Warfield war tot gewesen, ehe er den Finger hatte krümmen können.
    Ich richtete mich auf und begann meinen Rundgang. Bis in Kopfhöhe waren die Wände getäfelt. Links hinter dem Schreibtisch hatte jemand eine Geheimtür aufgeklappt. Der in die Wand eingelassene Tresor stand offen. Ohne etwas zu berühren, sah ich mir den Inhalt an: Drei dünne Schnellhefter mit Maklerverträgen. Eine Schmuckkassette — leer. Aktien und Pfandbriefe, gebündelt und in mehreren Stapeln.
    Alles war durcheinandergeworfen. Hier hatte der Mörder gewühlt. In seinen Taschen waren vermutlich nur Bargeld und Schmuck verschwunden.
    Ich ging zur Tür, zurück zum Schreibtisch, noch mal zum Tresor, dann zu Warfield. Hinter der Tür, durch die er Meshers Büro hatte betreten wollen, lag ein erleuchteter Flur. Im Hintergrund führte eine Treppe hinauf.
    Vorsichtig ließ ich den Hahn meines 38ers in die Ruhestellung gleiten. Ich schob die Waffe in die Halfter und dachte nach. Norton? Ging das Gemetzel auf seine Rechnung? Bestimmt nicht. Aber wer dann?
    Ich stieg über Warfield. Mein Mantel knisterte. Ich hörte den tappenden Laut meiner Schritte, als ich zur Treppe ging. Neben ihr führte eine Hintertür ins Freie. Ich drehte den Türknopf. Die Tür war verschlossen. Als ich mich umdrehte, hörte ich das Stöhnen. Es kam von üben. Mit langen Sätzen fegte ich die Treppe hinauf.
    Ich befand mich jetzt im hinteren Teil des Hauses, dort, wo man früher die Dienstboten untergebracht hatte. Auch in dem Flur der ersten Etage brannte Licht.
    Eine Tür stand offen. Vor ihr lag ein Mann. Er hatte sich auf den Händen aufgestützt und versuchte, in das Zimmer zu kriechen. Dabei tropfte Blut aus seiner Brust. Auf dem Boden hatte sich eine Lache gebildet, war eingetrocknet, aber jetzt kam frisches Blut aus der aufgebrochenen Wunde hinzu. Der Mann hörte mich, und er wurde stocksteif. Als ich neben ihm war und in sein weißes Gesicht blickte, sah ich, daß ihn der Schreck lähmte. Augen, in denen Todesangst stand, schickten ihren Blick zu meinen Füßen.
    »Keine Sorge«, murmelte ich. »Von mir haben Sie nichts zu befürchten.«
    Er war groß, aber nicht schwer. Ich merkte es, als ich ihn aufhob und in das Zimmer trug. Es war wohnlich eingerichtet, hatte ein Bett und eine Couch. Ich legte den Mann auf die Couch. Sein Hemd war vom Blut durchtränkt, und dieser Aderlaß hatte ihn mächtig geschwächt. Abgesehen davon waren seine Verletzungen vergleichsweise harmlos. Eine Kugel hatte die linke Schulter durchschlagen, die zweite steckte irgendwo unter den kurzen Rippen.
    Im Schrank fand ich saubere Bettücher. Während ich dem Mann einen Notverband anlegte, musterte ich sein schmales blasses Gesicht.
    »Earl Norton, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete er schwach.
    »Wer hat das Blutbad angerichtet?« ' »Human heißt er, Gregory Human. Wer sind Sie?«
    »Cotton, Special Agent vom FBI.«
    »Haben Sie nach mir gesucht?«
    »Eigentlich war das nicht meine Aufgabe. Sie fallen als Nebenprodukt ab. Ich wollte Mesher fassen. Was hat Human zu diesem Amoklauf gebracht?«
    »Zwei Gründe, glaube ich. Wahrscheinlich war er vorhin, als er kam, schon entschlossen, Mesher zu töten. Nach dem, was ich gehört habe, gab es in letzter Zeit
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