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Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Titel: Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben
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nicht befördern können. Aber seit ich das neue 2 + 2-Modell fahre, reicht der Platz für drei Personen.
    Mit kreischenden Reifen stoppte ich vor dem FBI-Gebäude. Es dauerte keine Minute, bis ich Underwood und Milbert in der Halle hatte. Vom Nachtportier telefonisch alarmiert, stürzten zwei Kollegen die Treppe herab. Ich übergab ihnen die Gangster. Ich nahm mir kaum Zeit, die Kollegen zu informieren. Aber sie kapierten, daß ich zu Mesher fuhr, daß mir Verstärkung folgen sollte und daß wir mit Phil nicht mehr rechnen konnten. Wie ein Schock wirkte diese Nachricht. Mit leeren Gesichtern sahen mir die beiden nach, als ich zur Tür hinauspreschte.
    Ich warf mich hinters Lenkrad und raste hinüber nach Queens. Mesher wohnte in exklusiver Lage. Dort, wo der Northern Boulevard den Grand Central Parkway kreuzt.
    Bevor ich die Gegend erreichte, schaltete ich das Rotlicht aus. Die Sirene verstummte. Stille umgab mich. Nacht umgab mich. Nur das Singen der Reifen war zu hören, der fauchende Fahrtwind und das leise Schnauben des Motors, wenn ich ihn hochdrehte. Über Queens schüttelte der Nachthimmel seine Betten aus. Schneeflocken schwebten dicht, weich und lautlos aus der Dunkelheit herab. Ich hätte Zeit gehabt zum Denken. Aber mein Kopf war wie von eisigem Wind durchblasen. Die Gedanken erstarrten, kaum daß sie begonnen hatten, sich zu formen.
    Meshers Haus — ich kannte es genau. Es lag in einem Park. Mächtige Steinpfeiler begrenzten die Auffahrt. Früher, bevor Mesher die Villa gekauft hatte, war der Garten eine gepflegte Parklandschaft gewesen. Jetzt wucherten Unkraut und wilder Wein, Sträucher und Hecken, Farne und Moos. Von der Straße aus war die Villa nicht mehr zu sehen.
    Ich parkte unter einer Laterne. Als ich den Wagen abschloß, war es zwanzig vor fünf.
    Hoch in den Wolken, nicht sichtbar für mich, donnerte eine Düsenmaschine in südwestliche Richtung. Nur eine Meile entfernt liegt der La Guardia’ Airport. Alle drei Minuten startet oder landet dort ein Flugzeug. Ich habe mir sagen lassen, daß kein Flugplatz der Welt an seine Kapazität heranreicht.
    Meine Sohlen klatschten durch die Nässe des Northern Boulevard. Das Tor stand offen. Der verwilderte Garten hatte weiße Tupfer vom Schnee. Die Erde roch. An Birken, Fichten und zwei sehr alten Eichen wand sich die Auffahrt vorbei. Dann sah ich das Haus, eine Villa aus den zwanziger Jahren mit schmalen hohen Fenstern, Baikonen, steilem Dach und Stuckornamenten an den Außenwänden. Im Erdgeschoß brannte Licht.
    Ich hatte keinen Haussuchungsbefehl. Aber die Gründe waren zwingend, und Phils Schicksal gebot, daß ich sofort eingriff. Was ich vorhatte, konnte nicht leicht sein. Ich rechnete mit verbissenem Widerstand, aber ich würde ihn brechen, noch bevor meine Kollegen hier waren.
    Die Haustür stand offen. Sonderbar. Ich horchte. War jemand im Garten, bei den Garagen, auf der anderen Seite des Hauses, kam er zurück? Nichts. Es tropfte von den Bäumen. Ein paar Zweige, blattlos und glitschig, knarrten im Wind.
    Ich trat in das Haus. Eine Halle. Verkohlte Scheite im offenen Kamin. Prunkvolle Möbel, der Geruch von Leder und Holz. Schwere Teppiche auf der breiten Treppe. Überall Licht. Hohe Türen mit Messingdrehknöpfen, Löwenköpfen nachgebildet. Kein Laut. Nur mein Atem. Nur das sausende Blut in den Ohren. Ich ging zur Treppe.
    »Hallo«, sagte ich laut. »Ist hier jemand?«
    Ich horchte auf das Echo meiner Stimme. Es schien aus allen Winkeln der Halle zu kommen. Aber keine Antwort. Nichts rührte sich.
    Ich öffnete die Tür am Fuß der Treppe. Ich weiß nicht mehr, was ich erwartet habe. Bestimmt aber war ich nicht auf den Anblick gefaßt, der sich mir bot.
    Ich verharrte reglos. Ich stieß die Luft durch die Zähne. Einrastend spannte sich der Hahn meines 38ers. Der Raum war hell erleuchtet. Ich ließ den Blick nach rechts und nach links wandern. Dann trat ich ein. Ohne den Knopf zu berühren, schloß ich die Tür.
    Ich watete durch einen Teppich. Auch dieser Raum roch nach Leder, nach alten Möbeln, nach Reichtum und protziger Lebensweise. Kakaobraune Vorhänge reichten von der Decke bis zum Boden.
    Vor dem Schreibtisch lag eine große Siamkatze. Sie war tot. Ihre Bernsteinaugen starrten ins Leere. Der anmutige Körper hatte sich gestreckt, weiche Pfoten berührten den Rand des Teppichs. Etwas Blut war dem Tier aus Nase und Rachen getreten. Der obere Teil des Kopfes war fast nicht mehr vorhanden. Ein wuchtiger Hieb oder Tritt hatte die
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