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Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Titel: Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben
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Der Mann verzog keine Miene. Dennoch wirkte es, als fletsche er ständig die Zähne.
    »Hier!« sagte der Blonde. »So bequem hatten wir es noch nie. Schlepp die Kiste zum Wagen!«
    »Wie wäre es, wenn du mir hilfst?«
    »Stell dich nicht an, Milbert. Für dich ist das doch eine Kleinigkeit.« Er schlug den Deckel zu, trat zwei Schritt zurück und schob die Hände in die Taschen.
    Milbert drückte sich mit beiden Händen den Hut auf die Ohren. Dann umfaßte er die Kiste. Sie hatte das Format eines Schrankkoffers. Aber sie konnte nichts Schweres enthalten. Milbert hob sie mühelos an.
    Ich sah zurück. Niemand kam aus der Ladysabteilung. Ein verrückter Gedanke schoß mir durch den Kopf.
    Ich zog die Tür auf und trat ins Freie.
    Der Blonde sah mich sofort. Sein Gesicht veränderte sich nicht. Aber er nahm die Hände aus den Taschen und stieß einen dünnen Pfiff aus. Milbert, der mit dem Rücken zu uns die Kiste schleppte, stoppte augenblicklich. Er setzte die Last zu Boden und drehte sich um.
    »Hallo«, sagte ich. Niemand antwortete.
    Ich ging an dem Blonden vorbei zu einer Mülltonne, hob den Deckel und sah hinein. Auf die gleiche Weise verfuhr ich bei der zweiten, der dritten und der vierten Mülltonne. Dann inspizierte ich die Kisten. Die beiden ersten waren leer. In der dritten lagen abgetragene Frauenkleider. Als ich die vierte öffnen wollte, fragte der Blonde: »Suchen Sie was?«
    Ich sah ihn an und lächelte flüchtig. »Allerdings.«
    »Vielleicht können wir Ihnen helfen?«
    »Das glaube ich nicht.« Jetzt stand ich vor Milbert. Seine mächtigen Schultern versperrten den Weg. »Vielleicht ist es dort drin…« Ich deutete auf seine Kiste. »Darf ich mal?«
    Etwa einen Zoll konnte ich den Deckel heben. Dann schmetterte Milberts Faust auf mein Handgelenk. Ich dachte, mich hätte ein Felsbrocken getroffen. Ich zog den Arm zurück. Meine Hand war taub, ich konnte das Gelenk nicht bewegen. Stechender Schmerz kletterte im Unterarm hoch und biß sich im Ellbogen fest.
    »Lassen Sie das lieber sein, Mister«, knurrte Milbert. »Das ist meine Kiste. Und ich habe es nicht gern, wenn jemand in meinen Sachen herumschnüffelt.«
    Ich sah meine Hand an und schob mit der Rechten den Mantelärmel und die Manschette zurück. Das Gelenk schwoll an. Milberts Faust hatte meine Armbanduhr getroffen. Das Glas war gesplittert. Das Zifferblatt sah aus, als hätte jemand die Uhr mit einem Hammer zertrümmert. Ich löste das Lederband und ließ sie fallen.
    »Sie haben meine Uhr zerschlagen und mich außerdem verletzt.« Milbert verzog keine Miene. »Tut mir leid. Aber schlimmer wär’s, wenn ich Ihren Schädel getroffen hätte. Der würde jetzt auch nicht mehr ticken.«
    Ich ging zwei Schritt zurück. Die rechte Hand konnte ich gebrauchen. Jetzt wurde es ernst, und der Griff zum 38er war das einzige, was mir Respekt verschaffen würde.
    »Ich bin FBI-Agent«, sagte ich. »Klappen Sie die Kiste auf!«
    Milbert rührte sich nicht.
    »Na los«, meinte der Blonde freundlich. »Nun mach schon, Milbert. Schließlich haben wir ja keine Geheimnisse drin.« Er lächelte verbindlich, zupfte mit zwei Fingern einen Handschuh aus der linken Manteltasche und zog ihn an. Dann verschwand seine Rechte in der Manteltasche. Ich kapierte. Aber ich schaltete eine Zehntelsekunde zu spät. Zwar lag meine Hand am Kolben des 38er Special. Aber aus der Schulterhalfter brachte ich ihn nicht mehr heraus.
    »Nimm die Pfote aus dem Mantel, Buddy!« Der Blonde lächelte noch immer. Seine Luger zielte auf meine Brust. Er nahm den Hut ab und stülpte ihn über die Pistole. Unter der Krempe schielte der Lauf hervor. Für jemanden, der jetzt zufällig aus einem der Fenster sah, hatte die Situation nichts Bedrohliches.
    Ich zog die Hand aus dem Mantel.
    Der Blonde knipste sein Lächeln aus. Er kaute auf der Unterlippe und schien zu überlegen.
    »Du bist also ein G-man, Buddy. Hm.« Er hob den Kopf. Sein Blick suchte hinter mir die Hauswände ab. Milbert starrte mich unverwandt an. Jetzt bewegte sich der Blonde. Im Halbkreis ging er um mich herum. Dabei blieb ich in seinem Blickfeld. Als er stehenblieb, konnte er auch die Fenster des Wohnblocks der 74. Straße sehen. Dort zeigte sich niemand.
    »Keine Zeugen«, murmelte er. »Los, Milbert.«
    In den braungelben Augen des Vierschrötigen glitzerte ein unheimliches Licht. Er kam auf mich zu, flach und ausdruckslos das Gesicht. Seine Arme pendelten. Die klobigen Hände schlossen sich zu Fäusten.
    Ich wartete, bis
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