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Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Titel: Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben
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belasten.«
    »Hat der Überläufer auch was über den Agentenring erzählt?«
    »Das ist es ja. Er kennt die Leute nicht. Nur Norton weiß, wer zu dem Ring gehört. Er war der Verbindungsmann zwischen seinen Spionen und dem Auftraggeber. Erwischen wir Norton, fliegt der Ring auf. Die Nation, die dahintersteht, weiß das. Deshalb ist Norton auch jetzt für sie noch ungeheuer wertvoll. In Washington nimmt man an, daß bereits ein Befreiungstrupp unterwegs ist, um Norton herauszupauken. Es wird also ein Wettlauf mit der Zeit. Wer findet ihn eher? Wir oder die anderen?«
    Ich bewegte vorsichtig die linke Hand. Es ging wieder, obwohl das Gelenk noch geschwollen war. »Um den Job beneide ich Phil nicht.«
    Mr. High sah, wie ich an meinem Gelenk herumknetete. »Lassen Sie sich vom Arzt eine Bandage anlegen.«
    Ich nickte. Der Chef klappte die Akte zu, schob sie zur Seite und blätterte dann in seinem Terminkalender. »In vier Tagen, Jerry, beginnt Ihr Urlaub. Eine Woche. Wenig genug nach den Strapazen der letzten Zeit.«
    »Ich gehe nicht, bevor ich Mary Davis gefunden habe.«
    Der Chef sagte nichts. Aber ich äah ihm an, daß er diese Reaktion erwartet hatte.
    ***
    Im März 1963, an einem lauen Sonntagabend, wurde Elsa Vicente am Central-Park-Eingang 96. Straße West von zwei Tramps überfallen und übel zugerichtet. Während sie der eine von hinten packte und ihr den Mund zuhielt, riß ihr der zweite die Handtasche weg und begann dann brutal Armbänder und Ringe von Elsas Händen zu streifen. Das geschah in einer dunklen Ecke. Spaziergänger waren nicht in der Nähe.
    Nur die beiden Ganoven wissen, was noch passiert wäre, hätte ich nicht zufällig Elsas Stöhnen gehört. Mit Schirmmütze und Pullover — so trabte ich seit einer Stunde durch den Park. Was mir an Bewegung noch fehlte, holte ich während der nächsten Minuten nach. Als die Funkstreife kam und die beiden einsammelte, war nicht mehr viel mit ihnen los.
    Elsa Vicente brauchte eine Weile, um sich von dem Schock zu erholen. Dann lud mich ihr Mann zu ihnen ein. Es sind reizende Leute. Alle sechs oder acht Wochen treffen wir uns bei mir oder bei ihnen. Elsa kann kochen wie der Maitre de Cuisine im Waldorf-Astoria, und Douglas spielt so brillant Schach, daß ich nur jede dritte Partie gewinne. Wie alt Elsa ist, weiß ich nicht. Aber ich schätze sie auf bestenfalls 25. Douglas ist sieben Tage jünger als ich.
    Mary Davis hatte mir erzählt, daß sie und Elsa im selben Städtchen geboren seien. Daher die Bekanntschaft, daher die gastfreundliche Aufnahme, als Mary nach New York kam, um ihre Schwester zu suchen.
    Die Vicentes leben seit fünf Jahren in New York, in einer Mansardenwohnung in der 96. Straße. Beide arbeiten. Elsa schreibt Artikel über Hausfrauenprobleme. Sie ist Mitarbeiterin verschiedener Frauenzeitschriften und der auflagestarken Westside Sun, einer unserer größten Illustrierten.
    Douglas gehört zum Bodenpersonal einer Fluggesellschaft. Morgens um acht beginnt sein Dienst am Kennedy Airport. Douglas stammt aus dem Süden. Wie er mir einmal erzählt hat, war er früher Reiseleiter in Florida.
    ***
    Ich parkte an der Ecke zur Westend Avenue. Der Regen hatte sich in einen flimmernden Film verwandelt. Ich stieg aus und schloß den Jaguar ab. Schmutz klebte an den Speichenrädern. Die Reifen wirkten, als hätten sie im Schlamm gebadet.
    Ich ging ein Stück in östlicher Richtung durch die 96. Straße zurück. Acht Stufen führten zur Eingangstür eines massiven Steingebäudes empor. Mindestens hundert Jahre, so schätzte ich, hatte es der New Yorker Witterung getrotzt. Abbruchreif waren die dicken Steinmauern noch lange nicht. Trotzdem sollte das Haus im nächsten Jahr gesprengt werden und gleich etlichen Schicksalsgenossen auf der nördlichen Straßenseite einem gigantischen Hochhaus Platz machen.
    Ich stieg die Stufen hinauf, öffnete die Eingangstür, trat in die kleine Halle und ging zur Treppe. Das Haus hatte nur vier Etagen. Deshalb gab es keinen Lift.
    Die Treppe endete vor der Tür der Mansardenwohnung. Bevor ich klingeln konnte, näherten sich von innen Schritte. Dann hörte ich Stimmen.
    Ein Mann redete. Leise, murmelnd, so daß ich die Worte nicht verstehe!) konnte. Douglas war es nicht. Elsa sprach nur wenige Worte, noch leiser als der Mann. Es schien, als zittere ihre Stimme.
    Die Tür wurde geöffnet. Ich sah, daß ich mich nicht getäuscht hatte. Elsa weinte.
    Sie war keine Schönheit, aber ihr blasses Gesicht strahlte Liebreiz, aus.
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