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Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet
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veranlassen. Aber dann machen wir Schluß. Es muß auch ohne uns gehen. Hier noch herumzusitzen, hat keinen Sinn.«
    ***
    Ich fuhr Phil nach Hause. Dann lenkte ich den Jaguar zu meiner Wohnung. Ich war entsetzlich müde. Um 2.47 Uhr parkte ich am Bordstein. Mir fiel ein, daß vor genau 48 Stunden alles begonnen hate. Mit Noras Anruf.
    Ich stieg aus, schloß den Wagen ab, ging über den Gehsteig und zog den Hausschlüssel aus der Tasche. Schon wollte ich in die Türnische treten, aber ein Anblick hielt meine Füße fest. In dem dunklen Winkel, vom Wind geschützt, kauerte eine Gestalt am Boden.
    Meine erste Reaktion war der Griff zum 38er. Dann sah ich, wer dort hockte. Ich ließ die Hand sinken, kniff die Augen zusammen und trat noch einen Schritt näher.
    »Jerry«, flüsterte eine schwache Stimme, »daß du endlich kommst.«
    Ich beugte mich vor, faßte Nora an den Armen und zog sie hoch. Sie war starr vor Kälte. Der Wollmantel hüllte sie ein, aber sie hatte keine Kopfbedeckung. Nora taumelte. Ich mußte sie festhalten, sonst wäre sie wieder in der Ecke zusammengesunken. Während ich einen Arm um ihre Schultern legte, schloß ich mit der freien Hand auf. Ich schob Nora ins Haus und drückte hinter mir die Tür ins Schloß. Im Lift sah ich Nora an. Ihr Gesicht hatte keine Farbe mehr.
    »Jerry«, die Stimme gehorchte ihr kaum, »ich… ich habe eine Frau getötet. Ich wollte es nicht tun. Aber plötzlich… ich konnte nicht anders, sonst hätte sie mich umgebracht.«
    »Sei ganz ruhig! Jetzt ist alles vorbei.«
    »Ich bin gelaufen. Ich hatte solche Angst. Die Frau stand vor mir. Das Messer steckte in ihrer Brust. Blut quoll hervor. Und dann dieser Blick. Den werde ich nie vergessen.«
    Sie schluchzte. Tränen schossen in ihre Augen. Sie lehnte sich an mich.
    Mit einem Ruck hielt der Lift. Ich führte Nora in meine Wohnung und setzte sie in einen Sessel. Dann schaltete ich die Heizung höher, rannte in die Küche, ließ heißes Wasser aus dem Boiler laufen und bereitete rasch einen Grog. Er war heiß und stark. Ich nahm Honig statt Zucker. Nora verbrühte sich fast die Lippen, als sie trank. Aber der Rum und die Hitze erwärmten sie. Das Blut kehrte in ihr Gesicht zurück, die eiskalten Finger ließen sich wieder bewegen.
    »Du brauchst nicht alles zu erzählen, Nora. Wir wissen, wer dich entführt hat und warum das geschah. Vorhin war ich in dem Haus in Brooklyn. Als ich weder dich noch die Frau — sie heißt Gloria Markson — fand und Blut auf dem Boden entdeckte, da dachte ich, dich könnte nichts mehr retten.«
    »Sie hat mich geschlagen und gezwungen, mit ihr zu gehen. Dabei war sie erst — als sie an meiner Wohnungstür klingelte — ganz freundlich. Ich habe sie ’reingebeten, und dann…«
    »Ich weiß. Doch was mich jetzt interessiert, ist die Zeit nach deiner Notwehr. Was war das für ein Messer?«
    »Ein Jagddolch. Er lag auf dem Kaminsims. Die Frau hat zu mir gesagt, sie werde mich umbringen. Sie griff nach ihrer Tasche. Sie wollte wieder den Totschläger herausnehmen und mich schlagen. Jerry, da habe ich das Messer genommen. Ich konnte nicht mehr denken. Mir ist, als hätte nicht ich, sondern ein anderer gehandelt. Ich kam erst wieder zu mir, als sie aufschrie. Das Messer steckte bis zum Heft in ihrer Brust. Sie versuchte, es herauszuziehen. Mehr weiß ich nicht. Ich bin aus dem Haus gelaufen, in die Nacht hinein und immer weiter. Ich war so entsetzt, daß ich nicht klar denken konnte. Dann stand ich an einer Kreuzung in Bronx. Ein Taxi fuhr vorbei. Ich habe es herangewinkt, und der Fahrer hat mich hierhergebracht.«
    »Hattest du Geld?«
    Nora nickte, griff in die Manteltasche und zeigte mir ein kleines Portemonnaie.
    Um mich noch einmal zu vergewissern, fragte ich: »Du weißt also nicht, was aus der Frau geworden ist?«
    Nora hob die Schultern.
    »Weißt du, warum sie dich entführt hat?«
    »Sie wollte mich gegen ihren Mann austauschen, den du verhaftest hast. Das jedenfalls hat sie mir erzählt.«
    Ich stand auf. Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Ich hatte eine Idee. Ich griff zum Telefonbuch, suchte die Nummer des Bronx-Hospitals und wählte. Augenblicklich wurde am anderen Ende der Leitung der Hörer abgenommen. Eine Nachtschwester meldete sich.
    »Mein Name ist Cotton«, sagte ich. »Ich bin Special Agent des FBI und rufe in dienstlicher Eigenschaft an. Zwischen 23 und 24 Uhr haben Sie wahrscheinlich einen Zugang erhalten, eine Frau mit einer Stichverletzung in der Brust. Können Sie
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