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Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet
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Rauch. Aber Nora schien es nicht zu bemerken. Wir setzten uns. Nora zögerte. Ihr prüfender Blick wanderte zu Phil.
    »Er ist wirklich mein Freund«, sagte ich. »Du brauchst keine Hemmungen zu haben. Mitbringen mußte ich ihn. Er wäre sonst heute nacht versackt.« Nora lächelte. Aber es war nur eine matte Reaktion. Nora ließ die Mundwinkel sinken, und das Lächeln floh aus ihrem Gesicht.
    »Jerry«, sie beugte sich vor und sah mich eindringlich an. »Ich habe mich nicht getäuscht. Jack hat angerufen. Er war es bestimmt!«
    »Du hast doch seine Leiche identifiziert!«
    »Das schon. Aber du weißt doch, wie entsetzlich verstümmelt das war, was von ihm übrigblieb. Nur die Zähne…«
    »Richtig. Jetzt weiß ich’s wieder. Sein Gebiß war der einzige Anhaltspunkt.« Ein schlüssiger Beweis war das damals nicht gewesen. Nora wußte lediglich, daß Jack makellose Zähne besessen hatte. Und solche Zähne fanden wir bei der dritten Leiche.
    »Wann kam der Anruf, Nora?«
    »Gegen halb drei.«
    »Stimmen, Nora, kann man verstellen. Ich nehme an, jemand hat sich einen schlechten Witz erlaubt. Jack Gilvan verschwand damals. Das ist drei Jahre her. Wäre ein anderer im Hubschrauber verbrannt und Jack noch am Leben — bestimmt hätte er sich eher gemeldet. Was wollte der Anrufer?«
    »Er sagte: ,Nora, ich bin’s. Jack! Erschrick nicht. Ich lebe. Ich bin hier in New York. Ich weiß, daß du wieder geheiratet hast. Deswegen muß ich mit dir reden. Unbedingt. Mir war vor Schreck die Kehle zugeschnürt, Jerry. Ich habe irgend etwas gestammelt. Daraufhin hat er mir erklärt, daß er damals nicht in dem Hubschrauber gewesen sei.«
    »Hm. Und?«
    »Er will morgen wieder anrufen. Bis dahin soll ich mir überlegen, wann und wo wir uns heimlich treffen können.« Noras Gesicht wurde weiß. »Was soll ich tun, Jerry? Ich bin mit Ted verheiratet. Jack gilt als tot. Er war ein Verbrecher. Man hat ihn damals in der Bank erkannt. Wenn er lebt und jetzt in mein Leben eindringt…«
    »Dann sitzt er bald hinter Gittern, Nora.«
    Sie nickte. Aber ich sah ihr an: Durch mein Versprechen wurden ihre Angst und ihre Sorge nicht kleiner.
    Nach einer Weile stand sie auf. »Entschuldigt! Ich habe euch nichts angeboten. Heißer Kaffee steht in der Küche.« Sie ging hinaus.
    Ich sah Phil an. Er grinste. »Honigblondes Haar, braune Haut, dunkle Rehaugen und eine Figur wie die Bardot. Du bist mir ein schöner brüderlicher Freund — alter Junge.«
    Ich hätte ihm gern eine aufs Maul gegeben, aber Nora kam zurück. Ich fand, daß sie trotz der ungewöhnlichen Stunde ein bißchen schlampig aussah. Das lindgrüne Nachthemd reichte bis zu den Knöcheln und war durchsichtig wie getöntes Glas. An dem Nachthemd war nichts auszusetzen, aber der rote Hausmantel glänzte speckig, die Ärmelaufschläge waren durchgestoßen und die Ellbogen dünngewetzt. Nora hatte ihr langes Haar nicht gekämmt und vor dem Zubettgehen das Make-up nicht entfernt. Jetzt war es verschmiert.
    Ich stand auf und nahm ihr das große Tablett ab. Aromatischer Kaffeeduft stieg aus einer weißen Porzellankanne. Drei Tassen standen auf dem Tablett. Zwei waren sauber. In der dritten klebte eine bräunliche Patina.
    Phil schluckte seinen Kaffee wie ein Lebenselixier, ich ebenfalls.
    »Es ist jetzt drei Jahre her«, sagte Nora. Sie sah uns an, aber sie sprach zu sich selbst. »Damals habe ich Jack sehr geliebt. Ted weiß das. Er ist eifersüchtig. Ich glaube, er haßt Jack — nur weil ich vorher mit ihm verheiratet war.«
    »Aber jetzt liebst du ihn nicht mehr?«
    »Natürlich nicht, Jerry. Er war… er ist…« verwirrt stockte sie einen Moment, »er ist ein Verbrecher. Und einen gewalttätigen Menschen kann ich nicht lieben. Wenn es anders wäre, Jerry, hätte ich dich nicht angerufen.«
    »Ich glaube immer noch, Nora, daß irgendwer was Gemeines mit dir vorhat. Um aber nichts zu versäumen, gehen wir davon aus, daß Jack lebt. Er will also mit dir reden. Er will über deine Ehe reden. Wahrscheinlich wird er versuchen, dich zurückzugewinnen. Fragt sich nur, warum er drei Jahre lang verschwunden blieb.«
    »Dafür«, meinte Phil, »gibt es verschiedene Gründe. Ihm kann der Boden hier zu heiß gewesen sein. Also ist er ins Ausland verduftet und kehrt jetzt erst zurück. Oder er hat sich damals falsche Papiere beschaffen können, ist irgendwo wegen einer anderen Sache mit dem Gesetz in Konflikt geraten und hat bis jetzt unerkannt eine Strafe abgebrummt. Oder er hat für einige Zeit sein
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