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Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine

Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine

Titel: Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine
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betrunken, und ich war es auch«, gab Carson zu. »Er beschimpfte ein Mädchen, mit dem ich zusammen war. Ich schlug ihm die Faust ans Kinn. Er stand nicht wieder auf. Es war einer dieser verdammten Zufallstreffer. Ein Kinnhaken mit tödlicher Wirkung. Ich bekam drei Jahre und wurde nach sechzehn Monaten begnadigt. Begnadigt! Wissen Sie, was das in einem winzigen Nest heißt? Für die Spießer dort war und blieb ich ein Mörder. Selbst als Schuhputzer hätte ich mir dort nicht einmal das trockene Brot verdienen können. Ich ließ von einem Rechtsanwalt das Häuschen verkaufen, das ich geerbt hatte, und kam hierher, um dieses Geschäft zu eröffnen. Jetzt wissen Sie Bescheid, Lieutenant.«
    Holden nickte. Er schien nachzudenken. Dann sagte er langsam: »Okay, Carson. Mir ist jeder willkommen, der ehrlich leben will. Nach dem, was passiert ist, muß ich Ihnen raten, keinen Alkohol mehr anzufassen und sich auf keine Schlägerei einzulassen. Wenn Sie sich danach richten, bin ich der letzte, der Ihnen den neuen Start hier nicht gönnt. Wenn sich aber so etwas wiederholt, Carson, fahre ich mit Ihnen Schlitten, daß Ihnen Hören und Sehen vergeht.«
    Der Lieutenant wandte sich halb um, zögerte kurz und fragte dann: »Ich brauche einen neuen Kippschalter für mein Wohnzimmer. Haben Sie einen da, der leuchtet?«
    Carson lächelte erleichtert. Dieser Lieutenant schien in Ordnung zu sein. Carson verstand genau, was Holden nach dem vorangegangenen Gespräch mit diesem kleinen Einkauf zum Ausdruck bringen wollte. Er legte ihm schnell ein paar Modelle vor, Holden wählte eins aus und zahlte. Als er den Laden verlassen hatte, spürte Carson plötzlich, daß ihm die Knie weich wurden.
    Ein solches Gespräch hatte er während der ganzen sechs Wochen gefürchtet, die er nun schon hier wohnte. Und natürlich hatte er Angst vor diesem Gespräch gehabt. Es lag weitgehend im Ermessen der städtischen Behörden, ob sie ihm nach allem, was nun einmal geschehen war, erlaubten, ein Geschäft aufzumachen oder nicht. Wenn sich die örtliche Polizei dagegen aussprach, konnte er seinen Laden wieder zumachen. Aber nun war das geklärt. Holden räumte ihm die Chance zu einem neuen Start ein. Carson stemmte die kräftigen Fäuste auf den Ladentisch und schloß die Augen. Jetzt erst konnte er sicher sein, daß er hier leben durfte. Es war ausgestanden. Das Vergangene war vergangen.
    Im Büro schellte das Telefon.
    Carson fuhr auf. Außer der Mutter seines Lehrjungen hatte noch nie jemand bei ihm angerufen. Noch hatte er verzweifelt wenig Kunden. Wer mochte dieser Anrufer sein?
    »Carson, Elektrowaren«, sagte er.
    »Hier spricht Helen Dieland«, sagte eine helle weibliche Stimme. »Sie führen auch Reparaturen aus, nicht wahr?«
    »Gewiß, Ma’am.«
    »Mit der Tischlampe in meinem Wohnzimmer stimmt irgendwas nicht. Wenn ich sie einschalte, zischt es und die Sicherung springt heraus.«
    »Sieht nach einem Kurzschluß aus, Ma’am. Ich komme gern vorbei und sehe mir die Lampe einmal an. Wann paßt es Ihnen?«
    »Am liebsten wäre es mir so bald wie möglich.«
    »Sagen Sie mir die Adresse?«
    »Kentham Road. Die Hausnummer ist 42.«
    Kentham Road? dachte Carson aufgeregt. Das ist ja am anderen Ende der Stadt. Eine gute Wohngegend. Wenn ich mir dort einen Kundenkreis schaffen könnte, hätte ich gewonnen.
    »Ich kann etwa in einer Viertelstunde bei Ihnen sein, Ma’am.«
    »Das ist sehr freundlich, Mr. Carson. Ich erwarte Sie also.«
    »Danke für den Anruf, Ma’am.«
    Carson hastete ins Lager. »Ich habe den ersten Auftrag für eine Reparatur, Dick«, rief er freudestrahlend dem Jungen zu. »Du mußt das Geschäft allein führen, bis ich zurück bin. Ich kann mich doch auf dich verlassen, Dick?«
    Der Junge wurde so rot vor Stolz, daß seine abstehenden Ohren glühten.
    »Hu-hu-hundertprozentig, Mr. Carson!« stotterte er.
    Carson polierte sich die Schuhe mit einem Lappen. Es war wichtig, in jeder Hinsicht einen guten Eindruck zu machen. Er mußte vor allem, gute Arbeit leisten und einen fairen Preis fordern. Aber daneben kam es natürlich auch auf den ganz allgemeinen Eindruck an, den seine Person hinterlassen würde. Die Kentham Road konnte der Beginn der Aufwärtsentwicklung seines Geschäftes werden.
    Er fuhr zügig, ohne etwas zu riskieren. Fröhlich pfiff er vor sich hin. Es sah ganz so aus, als hätte mit Lieutenant Holdens Besuch das Glück seinen Laden betreten. Die erste Reparatur! Leute, denen man etwas repariert, kaufen auch, sobald sie
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