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Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss

Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss

Titel: Jerry Cotton - 0521 - Ich bluffte John den Racheboss
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den Polizeiakten unter dem Namen Nick Qualler registriert war.
    ***
    Es war eine Bar, nichts Besonderes von einer Bar. Die Bude öffnete um acht Uhr abends. Der Besitzer hieß McPherson, aber wie wir vom Lizenzbüro der Stadtpolizei erfahren hatten, hielt man ihn nur für einen vorgeschobenen Strohmann, weil er noch nicht vorbestraft war. Vermutlich hatte er seinen reinen Namen hergeben dürfen, damit in Wahrheit ganz andere Kreise in der Bar ihren Unterschlupf und ihr Hauptquartier finden konnten.
    Ich betrat die Bar als erster von uns. Links hinter der Eingangstür gab es eine Garderobe, an der ein mürrisches Mädchen von etwa dreißig Jahren unfreundlich meinen Mantel und meinen Hut in Empfang nahm. Geradeaus war eine Telefonzelle in die Wand eingebaut, rechts führten zwei Stufen abwärts zum eigentlichen Lokal. Ich schob die Hände in die Hosentaschen und stieg die beiden Stufen hinunter. Vor mir lag ein etwa zwölf mal fünfzehn Yard großer Raum. Die Mitte nahm eine kleine Tanzfläche ein. Darüber gab es eine winzige Bühne, auf der eine Band saß, aus nur vier Mann bestehend, auch wenn sie dreimal soviel Instrumente herumstehen und -hängen hatten. An den Wänden reihten sich Nischen aneinander, die zur Tanzfläche hin gerade so weit geöffnet waren, daß ein erwachsener Mensch durch die Öffnung kommen konnte, wenn er nicht allzu dick war.
    Links von mir, hinter der Telefonzelle neben der Garderobe, gab es einen zweiten kleineren Raum mit einer langen hohen Bartheke, an der ungefähr ein Dutzend Hocker standen. Vier Mädchen mit tief ausgeschnittenen Abendkleidern langweilten sich mit den einzigen beiden Gästen herum, die bis jetzt an der Bar saßen.
    Ich war zufrieden über die Nischen und suchte mir eine, von der aus ich den Eingang des Lokals im Auge behalten konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Ein Kellner wieselte neben mir her und schob mir eine Speise- und Getränkekarte hin. Bei der schummerigen Beleuchtung war es ein Kunststück, die Schrift auf den Karten zu entziffern.
    »Möchten Sie essen, Sir?« fragte der Kellner.
    »Keine schlechte Idee«, stimmte ich zu. »Ich wäre für ein ganz gewöhnliches, großes prächtiges Steak.«
    »Ein Steak, Sir, sehr wohl. Etwas zu trinken?«
    Ich beschloß, den Kampf mit dem FBI-Rechnungshof ausnahmsweise einmal auf mich zu nehmen — obgleich man diesen Kampf meistens verliert — und bestellte kühn einen doppelten Scotch. Ich war dienstlich hier, und ich hatte den gewöhnlichen Bargast zu spielen. Man würde doch diesen Rechnungsprüfern erklären können, hoffte ich, daß ein normaler Gast in einer Bar etwas verzehren muß.
    »Ich warte auf einen Freund«, sagte ich zu dem Kellner. »Führen Sie ihn bitte hierher, wenn er kommt. Sie können ihn leicht erkennen. Er sieht aus und benimmt sich wie der Riese Goliath.«
    »Ja, Sir«, sagte der Kellner, aber er machte ein so ungläubiges Gesicht, daß er anzunehmen schien, ich hätte einen Witz mit ihm machen wollen. Nun, wenn er Hywood zu Gesicht bekam, würde ihm der Goliath schon wieder einfallen.
    Das Steak war nicht übel, obgleich ich den Preis für zu hoch hielt. Der Scotch war nicht der beste, aber für den besten hätte ich mehr bezahlen müssen, als die Burschen in der Spesenabteilung je bewilligen würden.
    Hywood kam, als ich das Steak gerade vertilgt hatte. Der Captain gehört zum Einsatzstab der New Yorker Stadtpolizei und trägt in seinem Office gewöhnlich Uniform. Hywood gehört zu dem Stab jener wichtigen Leute, die fünfundzwanzigtausend Polizisten und Detektive regieren. An diesem Abend allerdings kam er in Zivil.
    Der Kellner sah ihn, als er mit meinem Eßgeschirr unterwegs war. Offenen Mundes blieb er mitten auf der noch leeren Tanzfläche stehen und starrte das Wundertier, an, das da die beiden Stufen am Eingang herabkam. Dann fiel der Groschen, der Kellner setzte sich in Bewegung, sprach Hywood an und zeigte auf die Nische, in der ich saß. Hywood bedankte sich und klopfte dem Kellner wohlwollend auf die Schulter. Der arme Kerl knickte ein, verzog schmerzlich das Gesicht und konnte nur mit Mühe das Geschirr von meiner Mahlzeit in Händen behalten.
    »Alte Barpflanze!« brüllte Hywood, während er sich in die Nische schob und mir gegenüber auf der halbrunden Sitzbank Platz nahm. »Tolle Kälte draußen, was? Das richtige Wetter, mal ordentlich von innen einzuheizen.«
    »Tag, Kumpel«, sagte ich. »Brüllen Sie nicht so, sonst fällt die Kapelle um. Wie geht’s, wie steht’s?«
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