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Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Titel: Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor
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schuldig, weil er bereut! Was er uns eben gesagt hat, gibt endlich Aufschluß. Es war eine Überschreitung der Notwehr, vielleicht war es eine aus dem Affekt heraus verursachte Körperverletzung mit Todesfolge!« Wieder federte Steapsork herum. Er stellte sich so hin, daß er zwar dem Richter und den Geschworenen nicht den Rücken zudrehte, trotzdem aber zum Publikum sprechen konnte. »Jeder in diesem Ort kennt Edward Croccer. Jeder weiß, daß er ein Mensch wie jeder andere ist. Einer von uns und kein Mörder! Er wurde von einer zänkischen alten Frau, die auch jeder im Ort kannte, angegriffen. Er hat sich gewehrt, und er gibt zu, daß er dabei einen Schritt zu weit gegangen ist!«
    Wieder erhob sich das Stimmengemurmel. Es klang nicht unfreundlich.
    Polizeichef Matterns nickte nachdenklich.
    Der Richter klppfte auf den Tisch. »Ruhe, bitte«, sagte er sachlich. Dann blickte er den Angeklagten an, nickte ihm zu.
    Der junge Attorney stand auf. »Ich habe die Erklärung des Angeklagten zur Kenntnis genommen. In diesem Moment bin ich nicht in der Lage, dazu Stellung zu nehmen und weitere Anträge zu stellen. Ich bitte daher nur, die Sitzung um 48 Stunden zu unterbrechen, und stelle anheim, den Angeklagten für diese Zeit im Gewahrsam der örtlichen Polizei zu belassen!«
    Noch einmal prallte der Ahornhammer des Richters auf den Tisch. »Die Sitzung wird bis Freitag, zwei Uhr nachmittags, unterbrochen. Der Angeklagte bleibt im Gewahrsam der örtlichen Polizei!«
    Der Richter stand auf.
    Polizeichef John P. Matterns ruderte sich mit beiden Armen durch die Menge der aufgeregt schnatternden Zuhörer. Besitzergreifend legte er seine rechte Hand auf Croccers Schultern. »Verdammt, Boy — warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich kenne dich doch lange genug! Schließlich sind wir doch beide im…« Der Rest seiner Worte ging im erregten Stimmengemurmel unter.
    ***
    Plötzlich begann sie zu schreien.
    »Hilfe!« tönte es schrill durch die en-Hinterstube des Ladens. »Hilfe! Polizei!«
    »Seien Sie doch still! Ich bin…«
    Sie ließ mich nicht zu Wort kommen, .sondern drückte mich zur Seite und rannte an mir vorbei hinaus in den Laden.
    »Hilfe! Polizei!« schrillte ihre aufgeregte Stimme.
    Einen Moment überlegte ich, ob ich sie zurückholen sollte, aber ich entschied mich anders. Der Verletzte mußte erst versorgt werden.
    »Haben Sie Jod und Verbandszeug?« fragte ich kurz.
    Mit wehleidigem Blick schaute er auf seinen blutenden Arm. »Verdammt«, jammerte er, »der ist hin! Dieser miese schwarze Kerl hat mich zum Krüppel gemacht! Das wird er büßen! Ich werde ihn…«
    »Haben Sie Verbandszeug?« fragte ich noch einmal, diesmal aber schärfer als vorher.
    »Er ist ein Mörder«, murmelte er dumpf vor sich hin. »Schon immer habe ich es gesagt, daß er ein Mörder ist. Er muß hängen, verdammt, ich will ihn hängen sehen!«
    Mit entsetzt geweitetem Blick starrte er auf seinen leicht blutenden Arm. Er hatte sich mit seinem idiotischen Schuß einen schmalen Streifen der obersten Hautschicht weggefegt. Die Wunde mußte höllisch brennen. Sonst aber war sie ungefährlich, von der immer vorhandenen Infektionsgefahr abgesehen. Im Moment bestand diese Gefahr noch nicht. Es war trotzdem wichtig, einen Arzt zu holen.
    Der Mann hat einen schweren Schock erlitten, dachte ich.
    Ich blickte mich um und suchte das Telefon. Es stand in einer Ecke auf einer alten Kiste. Ich ging hin und nahm den altmodischen Handapparat herunter.
    Doch bevor ich etwas sagen konnte, fauchte er mich an.
    »’raus!« sagte er. »Los, sofort ’raus! Laß deine schmutzigen Finger von meinem Telefon! Der Nigger wollte mich erschießen und du…«
    Langsam reichte es mir. Ich griff in die Tasche und holte mein Lederetui mit dem blaugoldenen Stern heraus.
    »FBI!« sagte ich. »Lassen Sie mich…« Er lachte höhnisch, und ich merkte, daß er keinen Schock hatte. Das einzige, was ihn bewegte, war ein gnadenloser, unbändiger Haß auf den farbigen Mann, der ihm drei oder vier leuchtend gelbe Pfirsiche gestohlen hatte.
    »Niemand hat das FBI gerufen, und das ist auch nicht eure Angelegenheit«, sprach der Gemüsehändler weiter. »Der Mordversuch an mir ist nur Sache der örtlichen Polizei! ‘raus!«
    Natürlich hatte er recht. Mich ging es nichts an, was hier passiert war. »Wie Sie wollen«, sagte ich.
    ***
    Das erregte Stimmengemurmel erstarb plötzlich.
    Nur noch ein einziger Laut erfüllte die Szene.
    »Hilfe!« schrie eine weibliche Stimme. »Hilfe!
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