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Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam

Titel: Jerry Cotton - 0502 - Der Tag an dem mein Henker kam
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über Schrauben und Leisten, über den ganzen Wirrwarr der Dekorationenrückseite. Er bückte sich einmal und streckte suchend die Hand aus, aber er faßte ins Leere. Er ging weiter, Schritt für Schritt und unendlich behutsam. Dann blieb er wieder stehen und lauschte. Von den beiden Männern war nichts mehr zu hören.
    Steve wartete etwa eine weitere Minute. Irgendwo begann ein Hund zu bellen. Dann war wieder Stille. Steve merkte jetzt, daß die Wunde blutete. Das Hemd klebte ihm an der Haut. Ich muß zu einem Arzt, dachte er.
    Steve tastete sich weiter voran. Seine Hand stieß gegen einen Hebel, der sofort zurücksprang. Im nächsten Moment war die Schießbude von infernalischem Lärm erfüllt.
    Es war zwar nur der Wirbel einer mechanischen Trommel, doch Steve schien es so, als hätten sich sämtliche Militärkapellen der USA auf kleinstem Raum versammelt, um ein Höchstmaß an Lautstärke zu erzielen. Die Trommel gehörte offenbar zu einem Pappkameraden, der seine Künste immer dann produzierte, wenn ein Schütze einen Volltreffer landete. Der Hebeldruck hatte den gleichen Effekt erzielt.
    Es war klar, daß der Trommelwirbel in einem Umkreis von zweihundert Yard gehört werden konnte, und es war ebenso klar, daß die beiden Gangster daraus sofort die richtige Schlußfolgerung gezogen hatten.
    Steve stürzte zur Tür. Sein dunkles sicheres Versteck war mit einem Male zur gefährlichen Falle geworden. Er jagte zur Straße. Das helle Licht der Lampen erschien ihm so knallig wie eine Bühnenbeleuchtung.
    Er blieb abrupt stehen, als er das Mädchen auf der Bank sitzen sah. Er wußte genau, daß sie vorher noch nicht dagewesen war. Sie war mutterseelenallein, ein rothaariges Geschöpf in einem schwarzen Trenchcoat, das eine Zigarette rauchte und ihn starr anblickte.
    Steve hörte Rufe und Flüche in der Dunkelheit hinter den Rummelbuden. Die Stimmen waren höchstens zwanzig Yard von ihm entfernt. Er mußte weiterrennen und einen sicheren Vorsprung herausholen, um das Handikap seiner Verletzung auszugleichen.
    Aber noch immer blickte er das Girl an. Sie war schön. Schön, jung und rätselhaft. Obwohl sie auf der anderen Straßenseite saß, prägte sich ihm jede Einzelheit dieser klassisch geschnittenen Züge ein. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen, lange, schlanke Marlene-Dietrich-Beine, und sie hielt sich beim Sitzen sehr gerade. Die Augen waren ungewöhnlich groß. Es war ausgeschlossen, auf diese Entfernung ihre Farbe zu erkennen, aber Steve stellte sich vor, daß sie grün waren; glänzende Smaragde im weichen Dämmerschatten langer seidiger Wimpern. Eine Rummelplatzsphinx, dachte er flüchtig.
    Dann gab er sich einen Ruck und spurtete die Straße hinab auf den Parkplatz zu, der noch mindestens eine Viertelmeile von ihm entfernt war.
    Ob das rothaarige Girl zu den beiden Gangstern gehörte? Steve wußte darauf keine Antwort. Er konnte es sich im Moment auch nicht leisten, darüber nachzudenken. Er lief weiter.
    Die Buden standen dicht an dicht. Es gab keine Möglichkeit, in das schützende Dunkel hinter den buntschillernden Fassaden zu gelangen. Doch bis zum nächsten Durchgang konnte es nicht mehr weit sein.
    »Da ist er!« hörte Steve eine Männerstimme hinter sich rufen. Er schaute sich nicht um. Sein Vorsprung war noch immer groß genug, um einen ernsthaften Pistolentreffer auszuschließen. Das lähmende Ziehen in seiner Schulter kehrte zurück. Steve spürte, wie seine Kräfte nachließen.
    Endlich erreichte er einen Durchgang. Keuchend jagte er hinein. In der Dunkelheit, die ihn schon nach wenigen Schritten umfing, stolperte er über ein gespanntes Seil und fiel. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn. Steve kam auf die Beine und humpelte weiter. Er sah die Umrisse einiger Wohnwagen und blieb vor einem besonders langen Trailer stehen. Er hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. Dann hörte er wieder die hastigen Schritte seiner Verfolger.
    Die schimmernde Aluminiumverkleidung des Trailers reflektierte schwach das Licht der Straßenlampen. Steve begriff, daß er sich vor diesem Hintergrund klar abzeichnete. Er hastete in dem Moment weiter, als in dem Trailer Licht gemacht wurde.
    »Alarmieren Sie die Polizei!« rief er noch. »Ich werde von Killern verfolgt!«
    Steve stolperte tiefer in die Dunkelheit hinein. Vor ihm tauchte ein hohes, gespenstig anmutendes Gerüst auf. Es war von einem niedrigen Hozzaun umgeben: die große Achterbahn. Noch vor wenigen Stunden war er mit Mary-Scott in einem der
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