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Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Titel: Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York
Autoren: Delfried Kaufmann
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wenigen Sprüngen sauste ich über den Platz. Neben Jane bremste ich hart. Sie fuhr zusammen, als ich ihren Arm fasste.
    »Ah, Sie sind es!«, stieß sie hervor, und meine Anwesenheit schien sie trotz allem, was sie über mich wusste, zu beruhigen.
    »Warum gehen Sie nicht weiter?«
    »An der Mauer steht ein Mann.«
    Ich durchschritt den Lichtkreis der Laterne. Dort, wo sich das Gesicht des Mannes befinden musste, glühte eine Zigarette auf. Ich ging noch näher heran. Der Mann spuckte mir die Zigarette vor die Füße. Er bewegte sich.
    »Was willst du?«, fragte er. Ich wusste, dass ich die Stimme schon einmal gehört hatte. Als ich nur noch ein oder zwei Schritte von ihm entfernt war, erkannte ich den hünenhaften hellhäutigen Neger im blauen Rollkragenpullover, der im ›Shanghai‹ neben mir gesessen hatte.
    »Auf wen wartest du?«
    »Auf niemanden. Ist es verboten, auf der Straße zu stehen?«
    Seine Zähne blitzten. »Ist nicht meine Schuld, wenn die Lady Angst hat. Ich hätte ihr nichts getan, obwohl sie so schöne blonde Haare hat.«
    Jane kam heran. Sie legte die Hand auf meinen Arm. »Fangen Sie meinetwegen keinen Streit an, Lester. Vielen Dank und gute Nacht.«
    »Ich bringe Sie zu Ihrem Wagen.«
    »Er steht schon in der Garage. Ich habe mir ein Zimmer in Melröse genommen.«
    »In Ordnung. Dann bringe ich Sie zu Ihrer Wohnung.« Nebeneinander gingen wir an dem Farbigen vorbei. Bevor wir in die nächste Querstraße einbogen, wandte ich mich um. Der Mann war verschwunden.
    Jane versuchte, aus der Situation für ihren Reporterjob Kapital zu schlagen. »Mit wem haben Sie sich geschlagen, Lester?«
    »Mit dem Obergangster von Melrose. In jedem Viertel existiert irgendjemand, der das Revier für sich beansprucht und keinen Fremden duldet.«
    Ich schob den Hut ins Genick. »Der Mann heißt Gus Fawess. Rätselhaft bleibt, wer es ihm gesteckt hat, dass ich mich in Melrose aufhalte.«
    »Anscheinend wollen viele Leute, dass Sie das Viertel verlassen. Sergeant Derrik hätte Sie auch am liebsten mit Gewalt rausgesetzt.«
    »Offenbar bin ich ein widerwärtiger Bursche, der keine Sympathien erweckt.«
    Sie legte die Stirn in Falten. Sie sah dabei aus wie ein Schulmädchen, das über eine Rechenaufgabe nachdenkt. »Mir waren Sie zuerst durchaus sympathisch, Lester«, erklärte sie mir. »Nicht einmal meinem Chef gelang es, mich gegen Sie einzunehmen. Sie sehen selbst, dass ich mich von Ihnen durch menschenleere und dunkle Straßen nach Hause bringen lasse, ohne mich zu fürchten.«
    »Warum bleiben Sie in dieser Ecke der Bronx?«
    »Meine Zeitung will alles über den Frauenmörder bringen. Es ist einfach erforderlich, dass ich mich in seinem Jagdrevier aufhalte.«
    »Wollen Sie sein nächstes Opfer werden?«
    »Unsinn! Aber ich hoffe, dass die Cops und die G-men zu einer Frau etwas aufgeschlossener sind als zu männlichen Journalisten. Ich habe Ehrgeiz, Lester. Ich will mir als Reporterin einen Namen machen.« Sie blieb stehen. »Haben Sie gehört, was dieser komische Boy stotterte? Das wäre ein Knüller, wenn diese Marian Dagh gar nicht gekillt worden wäre, sondern irgendetwas anderes hinter dem Verschwinden steckte. Am Ende gibt es Ripper II gar nicht.«
    »Sie vergessen, dass die Leichen mehrerer Frauen gefunden wurden«, sagte ich.
    Sie wies auf die andere Straßenseite. »Dort drüben wohne ich.« Das Haus war ein düsteres, fünfzig oder sechzig Jahre altes Apartmenthaus. Jane Morteen schloss die Tür auf, drehte sich um und reichte mir die Hand. »Danke für die Begleitung, Lester. Ich nehme an, Sie werden in einen anderen Stadtteil gehen.«
    Ihre Hand fühlte sich warm und fest an. Ich hätte sie gern noch ein wenig länger gehalten. »Wahrscheinlich werde ich hier bleiben. In einem anderen Stadtteil müsste ich mit ähnlichen Schwierigkeiten rechnen. Im Melrose-Bezirk habe ich mit den ersten Auseinandersetzungen zwischen Fawess und mir die Hälfte schon überstanden.«
    »Ich hoffe, Sie denken nicht ernsthaft daran, etwas Ungesetzliches zu unternehmen. Derrik würde sich bestimmt freuen, Sie hochnehmen zu können. Drehen Sie nur kein Ding, Lester!«
    Ich grinste. »Sie drücken sich fachmännisch aus, Jane!«
    »Falls Sie Geld brauchen, kann ich Ihnen mit zwanzig oder dreißig Dollar aushelfen.«
    »Ich komme auf Ihr Angebot zurück, wenn mir die Auslagen in den Juweliergeschäften nicht genügen.«
    Mein Spott machte sie wütend. »Meinetwegen brechen Sie bei Tiffany ein und lassen sich für die nächsten
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