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Jericho

Jericho

Titel: Jericho
Autoren: Jason Dark
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vielen Legenden.
    Jetzt kam mir diese Landschaft menschenleer vor, und auch von Jericho war nichts zu sehen.
    Suko warf mir eine Dose mit Wasser zu. Es enthielt viele Mineralien. Als ich sie öffnete, zischte es, setzte sie an und freute mich über die Erfrischung. Ich schwitzte trotzdem weiter, und meinen Begleitern erging es nicht anders als mir.
    Abe Douglas, der meine suchenden Blicke bemerkte, fragte: »Suchst du Jericho?«
    »Sehr richtig.«
    »Wenn mich nicht alles täuscht, befindet sich die Stadt vor uns in dem weiten Tal.«
    »Dann müßten wir sie sehen.«
    »Vergiß die Berge und Senken nicht. Beide zusammen bilden natürliche Verstecke.«
    In der Nähe wuchsen staubige Büsche. Sie sahen so grau aus, als würden sie jeden Moment zusammensinken. Ihr Geäst war mit Dornen übersät. Aus den Büschen hervorragte wie ein großer flacher Kopf ein Stein. Auf ihm lag eine Eidechse und genoß die Strahlen der Sonne, was mir nicht in den Kopf wollte.
    Suko sprach uns an. »Hört ihr nichts?«
    »Nein, was denn?«
    Er hob die Schultern. »Ich kann es selbst nicht genau sagen, aber ich werde das Gefühl nicht los, das Geräusch eines fahrenden Wagens gehört zu haben.«
    Beide schauten wir ihn an.
    »Ja, glotzt nicht so. Das ist tatsächlich der Fall. Irgendwo hier muß ein Wagen vorbeigefahren sein.«
    »Ich sehe nichts.«
    »Du bist ja auch blind, John.«
    »Sonst tut dir nichts weh?«
    »Suko hat recht. Da ist etwas passiert.« Abe wies mit dem Finger auf eine Wolke, die vom Boden her in die Höhe gequollen war und sich über dem Grund verteilte. »Staub, Freunde, das ist Staub. Und der muß von irgend etwas aufgewirbelt worden sein.«
    »Ein Tier?«
    »Kann sein, John.«
    »Ich hörte das Geräusch«, sagte Suko.
    »Dann war es also doch ein Wagen.«
    Wir schauten in eine bestimmte Richtung. Die Gegend war sehr unübersichtlich und so unterteilt, daß sich ein fahrender Wagen hinter den dicken Felsen verbergen konnte. »Jericho ist nicht weit«, murmelte ich. »Könnte es sein, daß er aus der Stadt kommt?«
    »Ja.«
    »Sehen wir uns die Sache mal aus der Nähe an?« fragte Suko. Er erntete von Abe Douglas ein Lachen. »Aus der Nähe ist gut. Du hörst hier die Geräusche, auch wenn deren Quellen noch meilenweit entfernt sind.«
    »Trotzdem bin ich beunruhigt.«
    »Dann fahren wir eben hin«, schlug ich vor.
    Abe deutete auf die Reifen. »Bisher haben wir uns auf einer Piste weiterbewegen können. Wenn wir in die entsprechende Richtung fahren, müssen wir quer durch das Gelände. Ich weiß nicht, ob der Wagen das noch aushält.«
    »Dann wirf ihn auf den Müll.«
    »Unsinn, John, wir…« Der FBI-Mann verstummte, denn wir drei hatten den schrillen Schrei einer Frau gehört, der die Stille durchschnitt und uns eine Gänsehaut über die Rücken trieb.
    »Willst du noch immer warten?« fragte ich Abe.
    »Jetzt nicht mehr!«
    ***
    Judith litt wie ein Tier!
    Es stand fest, daß sie nicht überleben würde, so rücksichtslos hatten ihre beiden Peiniger sie behandelt. Das hatte schon mit dem Transport begonnen. Man hatte sie auf einen Pritschen wagen geworfen, dessen Ladefläche nur aus Gittern bestand, als wollte man ein gefangenes Tier abtransportieren. Die dicken Stäbe warfen ein Muster aus Schatten auf den Boden und auch auf die zusammengesunkene Gestalt der Judith Hill, die man nicht einmal gefesselt hatte. Man verließ sich eben auf die Stabilität der Gitter. Bisher war diesem Fahrzeug noch niemand entkommen.
    Judith wußte auch, wo das Ziel lag. Es war der Felsen des Todes. Er lag am Beginn der Berge, er stand so, daß die meiste Zeit die Sonne darauf schien, und er gehörte zu den Plätzen, die bei den Geiern beliebt waren. Sie selbst hatte dem Felsen noch nie einen Besuch abgestattet, aber in der Stadt kannte man ihn. Wenn man darüber redete, dann stets; im Flüsterton. Die Städte des Todes war einfach furchtbar. Man wußte, daß die Verurteilten dort ein qualvolles Ende erwartete. Bei dem einen ging es schnell, der andere lebte länger. Judith selbst gab sich nicht viele Chancen. In Jericho selbst hatte man ihren Widerstand bereits gebrochen. Auf dem Todesfelsen würde sie kaum länger als einen Tag überleben, falls sie nicht schon vorher durch die Schutzengel umgebracht wurde.
    Schutzengel! Wäre es ihr möglich gewesen, sie hätte sogar über diesen Begriff gelacht. Aber es waren keine Engel, die sie begleiteten. Es waren Mörder. Brutale Killer, beeinflußt von einem Teufel auf zwei Beinen, der
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