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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes
Autoren: Nadine Kühnemann
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Seite, der mit ihr die schwere Last der Krone trägt.« Sie machte eine Pause. Als Adoran nichts erwiderte, sondern nur die Stirn krauszog, fügte sie rasch hinzu: »Natürlich bedauern wir zutiefst, dass Celesa Ihnen keinen Erben schenken konnte.«
    Offensichtlich war Adoran die Bemerkung unangenehm, denn seine Hände krallten sich fest um die Armlehne und sein Gesicht nahm die Farbe einer frisch getünchten Wand an. Der b armherzige Gott hatte ihm und seiner Frau keine Kinder geschenkt. Niemand im Reich zweifelte daran, dass es an der kränklichen Natur der Königin lag, auch wenn Adoran Durvin das vehement bestritt.
    Er räusperte sich. »Selbst wenn wir einen Erben gezeugt hätten, stünde Elane in der Rangordnung immer noch vor ihm. Wie Sie wissen, verwalte ich den Thron bloß für sie. Sie ist die Erbin meines verstorbenen Bruders.«
    »Adoran, verzeih den Wissensmangel meiner Gattin«, mischte sich Jaham ein. Er und Adoran pflegten in familiärem Umgangston miteinander zu reden. »Sie wollte dich oder deine Gemahlin bestimmt nicht beleidigen.«
    »Gewiss nicht.«
    Ein unangenehmes Schweigen erfüllte den Raum. Elane nutzte die Pause, um ihren Verlobten Jonneth nun doch verstohlen eingehender zu betrachten. Den ganzen Abend lang hatte er noch kein Wort gesprochen und sein Gesicht ließ auf schlechte Laune schließen. Elane fühlte einen kurzen Stich in der Brust. Sie wollten an diesem Abend ihre Verlobung feiern, doch Jonneth gemahnte an den Gast einer Beerdigung. In seiner tadellos gebügelten Uniform und mit den glänzenden Haaren sah er unbeschreiblich gut aus, aber er richtete den Blick starr auf die Tischplatte, als glaubte er, dort etwas zu finden, das diesem Abend einen Sinn gab. Er hatte nicht einmal bemerkt, wie schön das Kleid war, das sie trug. Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter.
    Jaham bereitete dem Schweigen ein Ende. »Ich denke, der Vorabend des Sturmfests wäre ein durchaus geeigneter Termin für die Hochzeit. Es garantiert uns die ungeteilte Aufmerksamkeit des Volkes, wenn viele nach Valana kommen, um das Feuerwerk zu sehen.«
    Elanes Herz machte einen Sprung. Das Sturmfest war bereits in drei Wochen! Sie hatte frühestens im nächsten Sommer mit der Hochzeit gerechnet, dass es jetzt so schnell gehen würde, überstieg ihre kühnsten Träume.
    Adoran machte eine wegwerfende Handbewegung. »Jaham, ich denke, das käme etwas überstürzt. Wie sollen wir es bewerkstelligen, in dieser kurzen Zeitspanne all die Vorbereitungen zu treffen?« Adorans Gesicht nahm einen Hauch roter Farbe an. Elane kannte ihren Onkel gut genug, um zu wissen, was in ihm vorging. Er rang mit seinem inneren Zorn. Elane verstand nicht, weshalb er sich aufregte. Adoran hielt zwar nicht viel von den Venells, trotzdem erachtete er ihren Sohn Jonneth als die beste Partie für Elane. Jonneth hob den Kopf und starrte seinen Vater von der Seite an.
    »Vorbereitungen? Adoran, ich bitte dich. Das Volk ist ohnehin mehr als aufgebracht angesichts der ständig steigenden Steuerlast«, sagte Jaham. »Ich halte es für keine gute Idee, allzu ausschweifende Feierlichkeiten zu planen. Je schlichter, desto besser.«
    Elane interessierte sich wenig für Politik, trotzdem war ihr bewusst, dass Jaham einen wunden Punkt getroffen hatte. Die Kriege mit den Firunen im Osten waren teuer. Adoran blieb nichts anderes übrig, als die Steuern zu erhöhen, wenn er weiterhin ein friedliches Yel für die Valanen wollte. Doch Jaham hatte auch keinen besseren Vorschlag auf Lager und zudem vergriff er sich dem König gegenüber viel zu oft im Ton. Die beiden waren zwar Vettern, dennoch konnte sich Elane des Verdachts nicht erwehren, dass sich Jaham insgeheim für einen besseren König hielt. Die Hochzeit seines Sohnes mit der Thronerbin kam ihm äußerst gelegen.
    Elane fuhr eine plötzliche Erkenntnis wie ein Messer in den Leib. Es war üblich, seine Kinder ohne deren Einverständnis einander zu versprechen, doch zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass es Jahams einzige Absicht sein könnte, sich näher an den Thron heranzuschleichen.
    »Adoran, bitte verstehe mich nicht falsch«, beschwichtigte Jaham, »ich möchte doch nur das Beste für das Königreich. Ich dachte, die Hochzeit wäre eine kluge Strategie, das Volk wieder versöhnlich zu stimmen. Und je weniger Geld wir dafür verplempern, desto mehr wird man dich als König schätzen. Du musst mit gutem Beispiel vorangehen.«
    Adoran atmete tief ein und aus. »Jaham, solcherlei Dinge betreffen
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