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Jenseits des Windes

Jenseits des Windes

Titel: Jenseits des Windes
Autoren: Nadine Kühnemann
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Militärakademie absolviert und präsentierte seine Abzeichen mit Stolz.
    Die Pferde samt Kutsche wurden weggeführt, und auch die Familie Venell verschwand aus Elanes Blickwinkel, als sie die Haupttreppe betraten. Vorsichtig zog sie sich ins Innere des Zimmers zurück.
    »Sie sollten hinuntergehen und die Gäste begrüßen«, sagte die Zofe, obwohl das Hofzeremoniell ihr eigentlich nicht erlaubte, Elane Ratschläge zu erteilen. Elane hatte in ihrer Jugendzeit oft versucht, mit den Zofen und Zimmermädchen Freundschaft zu schließen, weil sie sich allein gefühlt hatte. Doch irgendwann hatten sich ihre Lehrer, die sie höfisches Benehmen lehrten, eingemischt und es ihr strikt untersagt. Danach hatte sie den Bediensteten ihre Steifheit abgewöhnen wollen, und zum Teil war es ihr gelungen. Anscheinend hatte sich Lanie mit den Jahren an Elanes saloppen Umgangston gewöhnt.
    Elane beschloss, noch einmal zum Spiegel zu gehen, um den perfekten Sitz ihrer Frisur zu überprüfen, als es an der Tür klopfte.
    »Elane! Die Gäste sind da.«
    Die Stimme gehörte zu Perg Worsum, einem Mitglied des königlichen Rates. Er war so etwas wie ein besser bezahlter Angestellter, aber ihr Onkel wollte ihn trotz seines hohen Alters nicht entlassen. Er gehörte schon zum Rat ihres ermordeten Vaters Alloret Durvin, und vielleicht fühlte sein Bruder Adoran sich verpflichtet, den alten Hofstaat beizubehalten.
    »Ich komme sofort«, rief Elane und stürzte an Lanie vorbei. Die Zofe musste zur Seite springen und hielt sich in ihrer Manier die Hände vor den Mund ob Elanes undamenhaften Betragens. Elane riss die Tür auf und strahlte Perg Worsum an, der die Stirn in Falten legte. Er presste kurz die Lippen aufeinander und verdrehte die Augen.
    »Elane, Sie sollten ein wenig ruhiger werden. Von der Hektik bekomme ich Kopfschmerzen.«
    Elane strich das Kleid glatt, straffte sich und legte eine ernste Miene auf. Perg hatte recht. Dies war nicht der Zeitpunkt für kindisches Verhalten, auch wenn ihre Hormone in ihrem Inneren wie verrückt Fangen spielten.
    Er bot ihr den Arm an. Elane nickte höflich lächelnd und machte sich mit Perg auf den Weg durch die Flure von Valburg, plötzlich durch die jahrelange harte Schule eins geworden mit der Rolle der Prinzessin.
    *
    »Die Pastete schmeckt ausgezeichnet.« Annah Venell tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel ab. »Manchmal wünschte ich, unsere Bediensteten würden sich besser auf die Zubereitung von Mahlzeiten verstehen, aber es ist schwer, gutes Personal zu finden.«
    Ihr Gatte Jaham, der links neben seiner Frau an der riesigen Tafel saß, legte sein Besteck auf den geleerten Teller und warf Annah einen abfälligen Seitenblick zu. »Wenn du kochen könntest, dann würden wir kein Küchenpersonal brauchen.«
    Annah lachte, dabei hatte Jaham augenscheinlich keinen Scherz gemacht, sondern seine Äußerung ernst gemeint.
    »Wie dem auch sei«, sagte König Adoran und rieb sich die Hände, »ich bedanke mich für das Kompliment. Doch sollten wir den Grund unseres Zusammenkommens nicht vergessen.«
    Adoran saß den Venells gegenüber, Elane neben ihm. Celesa, König Adorans Gemahlin, war nicht zugegen. Sie kränkelte oft. Elane sah, dass sich ihr Onkel in seiner prächtigen grünen Robe mit dem ausladenden Rüschenkragen alles andere als wohlfühlte. Manchmal schämte sich Elane für ihn, weil er keinen Hehl daraus machte, dass ihm die Krone oftmals zu schwer war. Er trug sie, weil er sich seinem verstorbenen Bruder verpflichtet fühlte, jedoch nicht mit Stolz. Dennoch hatte Elane ihrem Onkel viel zu verdanken, außerdem würde es an Hochverrat grenzen, wenn sich seine Nichte öffentlich für ihn schämte. Deshalb behielt sie diese Gedanken wohlweislich für sich. König Adoran war ein launischer Mann, manchmal tat er alles, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen, um ganz Yel im nächsten Moment mit einem impulsiven Zornesausbruch zu überraschen. Trotzdem beschwerte sie sich nie, denn er war der König, und ihr stand es nicht einmal zu, schlecht von ihm zu denken. Elane setzte sich aufrechter hin und bemühte sich, ihre Aufregung zu verbergen. Sie musste sich beherrschen, Jonneth nicht ständig verliebte Blicke zuzuwerfen.
    »Natürlich wollen wir das nicht vergessen«, riss Annah sie aus ihren Gedanken. »Ich freue mich außerordentlich über das Verlöbnis zwischen meinem Sohn Jonneth und Ihrer Nichte, Majestät. In Ermangelung eines männlichen Thronerben braucht sie unbedingt jemanden an ihrer
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