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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels
Autoren: Stefanie Markstoller
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Selbst Prisca machte sich daran Rems Aufforderung sofort nachzukommen. Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken, dann war ich mit der rothaarigen alleine. „Okay, jetzt sind sie weg.“ Sie setzte sich in den Schneidersitz, stützte den Kopf in eine Hand, und wartete. Eine ganze Weile, tat nichts weiter als mich still zu beobachten, doch mein Herz wollte einfach nicht langsamer schlagen. Mir war heiß und kalt zugleich, ich spürte wie mir der Schweiß ausbrach, und das Blut in meinen Ohren rauschte. Was war nur mit mir geschehen? Was wollten diese Leute von mir?
    „Wenn du Schmerzen hast, wäre es vielleicht ganz gut, wenn du sie mir mitteilst“, durchbrach sie irgendwann die Stille, nahm dabei sehr genau wahr, wie ich bei ihrer Stimme zusammenzuckte. „Ich bin die Heilerin des Rudels, und würde dir gerne helfen.“
    Noch eine von denen. Was war das hier, eine Sekte? Heilerin. So was gab es nur in schlechten Filmen.
    „Vielleicht fangen wir mit etwas einfachem an. Magst du mir nicht deinen Namen sagen?“
    „Ich kann nicht.“ Gehörte diese dünne Stimme etwa mir?
    „Warum kannst du nicht?“
    „Weil ich mich nicht an ihn erinnere.“ Warum sagte ich ihr das eigentlich?
    Sie schwieg einen Moment. „Du erinnerst dich nicht an deinen Namen? Kannst du mir sagen wie alt du bist?“
    Nein, das konnte ich nicht, wie mir klar wurde. Ich konnte gar nichts über mich sagen, und schüttelte daher ganz leicht den Kopf.
    „Weißt du wo du herkommst?“
    Noch ein schütteln, nur ganz vorsichtig, um meinen Kopfschmerzen keinen Grund zu geben, wieder voll aufzudrehen.
    „Wie alt bist du?“
    Ich zuckte die Schultern.
    „Hm.“ Sie musterte mich mit einem prüfenden Blick. „Du kannst dich also an gar nichts erinnern?“
    Ein weiteres Schütteln.
    „Ist dir sonst noch etwas Ungewöhnliches an dir aufgefallen?“
    „Mein Kopf.“ Ich fuhr mit der Hand langsam an die Schläfe. „Er tut furchtbar weh. Als hätte mich ein LKW gerammt. Oder vielleicht auch zwei.“ Ich versuchte ein vorsichtiges Grinsen, was eher in einer Grimasse endete. Gott, was war nur mit mir los?
    „Darf ich mir deine Augen genauer ansehen?“
    Durfte sie? Ich war mir nicht sicher. Eigentlich wollte ich mich von ihr nicht berühren lassen, von keinem. Zwar schien sie mir hier als die bisher zugänglichste Person, aber Eindrücke konnten täuschen. Andererseits war da etwas in ihren Augen, etwas Sanftes, das jeden meiner Schutzwälle mit einem einzigen Luftzug niederriss. Ich nickte wie in Trance. Viel schlimmer konnte kaum noch werden, und sie schien mir wirklich helfen zu wollen.
    Rem zog eine kleine Taschenlampe aus einem Gürtel den sie um die Hüfte trug, schaltete es ein, und beugte sich leicht vor. Wow, diese Leute kannten also doch noch andere Kleidungstücke.
    „Wie bei Batman“, hörte ich mich sagen.
    „Wie bitte?“ Sie zog mir ein Augenlid hoch, und leuchtete mir mit einem schwachen bläulichen Licht hinein. Es war so sanft, das meine Kopfschmerzen nicht nur nicht schlimmer wurden. Zwar besserten sie sich auch nicht, aber von weitern Schmerzattacken blieb ich verschont.
    „Der Gürtel. Batman hat auch so einen. Aus dem zieht er auch immer das, was er gerade brauch.“
    „Ich kenne keinen Batman.“ Das Licht wanderte zu meinem zweiten Auge.
    „Du kennst Batman nicht? Den Superheld mit Robin an seiner Seite, und seinem Erzfeind dem Clown? Den kennt doch jeder.“
    „Nein, ist mir nicht geläufig.“ Sie steckte die Lampe zurück in den Gürtel, und band einen kleinen Beutel davon los. Mit den Fingerspitzen tupfte sie hinein, so dass etwas Staub an ihnen haften blieb. Damit strich sie mir sanft am Kopf entlang. Meine Schläfen erwärmten sich angenehm. Langsam breitete sich die Wärme über meinen ganzen Kopf aus, und vertrieb überall, wo sie langkroch die Schmerzen.
    Ich seufzte erleichtert.
    „Besser?“
    „Ja.“ Viel besser. „Danke.“
    „Nichts zu danken, ich tu das gerne.“ Rem wischte sich die Finger an den Beinen ab, und band das Säckchen zurück an ihren Gürtel. Dann untersuchte sie mit meiner Erlaubnis meinen Kopf. Nach ein paar Minuten war sie fertig, und ließ sich zurück in den Schneidersitz fallen. „Ich kann dir nicht genau sagen, was mit dir los ist. Deine Kopfschmerzen und die fehlende Erinnerung deuten auf eine Kopfverletzung hin, aber er sieht völlig in Ordnung aus.“
    „Ich habe meine Erinnerung verloren?“
    „Wie würdest du es sonst nennen?“
    Gute Frage. Aber wie hatte das passieren
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