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Jenseits der Zeit

Jenseits der Zeit

Titel: Jenseits der Zeit
Autoren: Robert Silverberg
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von vornherein hierzubleiben.« Er fuhr auf dem Absatz herum und entfernte sich von der Gruppe.
    »Es muß doch möglich sein, ihn aufzuhalten«, sagte McKay mit belegter Stimme. »Wenn er entflieht …«
    Thornhill schüttelte den Kopf. »So leicht ist das nicht. Wie will er den Planeten verlassen, selbst wenn er die Berge überwindet?«
    »Sie begreifen es nicht«, wandte McKay ein. »Der Wächter hat einfach gesagt, daß, wenn einer von uns das Tal verläßt, alle gehen müssen. Und wenn La Floquet Erfolg hat, bedeutet das meinen Tod.«
    »Vielleicht sind wir bereits alle tot«, warf Marga ein und beendete dadurch ihr langes Schweigen. »Angenommen, jeder von uns – Sie in Ihrem Raumschiff, ich in meinem Observatorium –, sind im gleichen Moment gestorben und hier hergebracht worden. Was, wenn …«
    Der Himmel verdunkelte sich auf eine Art, die jedem von ihnen vertraut war – das Herannahen des Wächters stand bevor.
    »Fragen Sie ihn«, sagte Thornhill. »Er wird Ihnen alles darüber sagen.«
    Die schwarze Wolke senkte sich herab.
    Ihr seid nicht tot, ertönte die tonlose Antwort auf die unausgesprochene Frage. Aber einige von euch werden sterben, wenn die Barriere überschritten wird.
    Wieder lief es Thornhill eiskalt den Rücken hinunter im Angesicht dieses körperlosen Wesens. »Wer bist du?« schrie er. »Was hast du mit uns vor?«
    Ich bin der Wächter.
    »Und was hast du mit uns vor?« wiederholte Thornhill.
    Ich bin der Wächter, kam die starre Antwort. Die Wolke begann, nach allen Richtungen zu zerfasern, und nach wenigen Augenblicken war der Himmel wieder klar. Thornhill lehnte sich gegen einen Stein und sah zu Marga.
    »Er kommt und geht, ernährt uns, hindert uns daran, uns gegenseitig umzubringen. Es ist wie im Zoo, Marga! Und wir sind die Hauptattraktionen darin!«
    La Floquet und Vellers kamen zu ihnen heran. »Sind Sie nun mit den Antworten auf Ihre Fragen zufrieden?« fragte La Floquet. »Wollen Sie immer noch den Rest Ihrer Tage hier verbringen?«
    Thornhill lächelte. »Gehen Sie nur, La Floquet. Klettern Sie auf den Berg. Ich ändere meine Meinung – es steht jetzt fünf zu drei dafür, von hier zu verschwinden.«
    »Ich dachte, Sie stehen auf meiner Seite«, beklagte McKay sich.
    Thornhill ignorierte ihn. »Gehen Sie schon, La Floquet. Klettern Sie mit Vellers auf den Berg. Verlassen Sie das Tal – falls Sie können.«
    »Begleiten Sie uns«, sagte La Floquet.
    »Ah, nein – ich bleibe lieber hier. Aber ich habe nichts dagegen, daß Sie gehen.«
    La Floquet warf einen schnellen Blick auf den Felszahn, der den Ausgang des Tales versperrte, und es schien Thornhill, als husche ein Schatten der Angst über das Gesicht des kleinen Mannes. Dann aber biß er die Zähne zusammen und stieß zwischen kaum geöffneten Lippen hervor: »Vellers, begleiten Sie mich?«
    Der Große zuckte die Schultern. »Kann nicht schaden, mal nachzusehen, denke ich.«
    »Dann gehen wir«, verkündete La Floquet fest. Er warf Thornhill noch einen düsteren, wütenden Blick zu, ging dann mit festem Schritt zu dem Pfad hinüber, der den Berg hinaufführte.
    Als er außer Hörweite war, sagte Marga: »Sam, warum haben Sie das getan?«
    »Ich wollte sehen, wie er reagiert. Ich hab’s gesehen.«
    McKay zerrte Thornhill verstört am Arm. »Ich werde sterben, falls wir das Tal verlassen! Begreifen Sie das nicht, Mr. Thornhill?«
    Seufzend sagte Thornhill: »Ich verstehe. Aber sorgen Sie sich nicht zu sehr um La Floquet. Er wird in Kürze zurück sein.«
     
    Langsam verstrichen die Stunden, und die rote Sonne verschwand hinter dem Horizont, machte der fernen blauen Sonne Platz. Thornhills Uhr zeigte zweiundzwanzig Uhr an – fast zwölf Stunden waren vergangen, seit er das Raumschiff auf Jurinalle bestiegen hatte, vier Stunden hätte er jetzt bereits in der Hauptstadt von Vengamon sein müssen. Inzwischen hatte man vermutlich stundenlang nach ihm gesucht und sich gefragt, wie jemand im Hyperraum von Bord eines Raumschiffs spurlos verschwinden konnte.
    Die kleine Gruppe hatte sich am Ufer des Flusses versammelt. Der Spicaner befand sich inzwischen voll in seiner bräunlich-roten Phase und saß wie eine Eule da, die den Tod des Universums ankündigte. Die beiden anderen Fremdwesen hielten sich überwiegend abseits und blieben allein. Es gab auch nicht viel, was man sich zu sagen gehabt hätte.
    Thornhill starrte wortlos zum Berg hinüber, fragte sich, wo die beiden Männer jetzt wohl sein mochten, wie weit sie kommen
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