Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits der Zeit

Jenseits der Zeit

Titel: Jenseits der Zeit
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
hinüber. Vellers stolperte unter der Wucht des Angriffs des auferstandenen McKay nach hinten. Als er stürzte, griff McKay ihn mit mörderischer Wut an der Kehle.
    Aber Vellers’ Kraft behielt die Oberhand. Als Thornhill heran war, hatte der große Mann den kleinen McKay mit einer Hand ergriffen, war aufgestanden und hielt ihn vor seinem Körper in die Luft. Dann holte er aus und schleuderte McKay mit voller Wucht auf einen am Flußufer liegenden Stein.
    Thornhill starrte auf den leblosen Körper. Aus einer breiten Wunde an der Schläfe quoll Blut hervor, tränkte das graue Haar. McKays Augen starrten glasig ins Leere, sein Mund stand offen, die Zunge hing heraus. Die Haut seines Gesichts war grau.
    Thornhill kniete sich neben die Leiche, berührte mit einer Hand ein Handgelenk McKays, dann seine Lippen. Nach wenigen Sekunden sah er auf. »Diesmal ist er wirklich tot«, sagte er.
    La Floquet starrte ihn grimmig an. »Verschwinden Sie«, schnauzte er plötzlich, und zu Thornhills großer Überraschung fühlte er sich plötzlich von dem kleinen drahtigen Mann an der Schulter gepackt und zur Seite gestoßen.
    Mit einer schnellen Bewegung war La Floquet über McKays Körper, hockte sich mit seinen Knien auf dessen Arme, ergriff mit den Händen die Schultern. Kein Laut war zu hören, nur das schwere Atmen La Floquets. Der kleine Mann schien wie eine Feder gespannt.
    Die klaffende Wunde an McKays Kopf begann zu verheilen.
    Thornhill konnte zusehen, wie sich Fleisch und Haut wieder schlossen, wie die Haut wieder ihre natürliche Farbe annahm. Nach wenigen Augenblicken nur erinnerte nur noch das verkrustete Blut auf McKays Stirn daran, daß dort einmal eine tödliche Wunde gewesen war.
    Dann schlossen sich McKays schmale Augenlider, um sich sofort darauf wieder zu öffnen und rollende, blitzende Augen freizulegen. In das Gesicht des Toten kehrte Farbe zurück. Wie eine Schlange begann McKay sich zu winden. Aber La Floquet war darauf vorbereitet; McKay zerrte und stieß, aber er konnte nicht aufstehen. Hinter sich hörte Thornhill, wie Vellers immer wieder einige Gebetszeilen aufsagte, während die unscheinbare Miß Hardin als Kontrapunkt einige Schluchzer dazu beisteuerte; selbst der Regulaner stieß einige Laute in seiner gutturalen, mit Konsonanten überfrachteten Sprache aus.
    Schweiß lief über La Floquets Stirn, aber er hinderte McKay daran, seinen wilden Angriff zu wiederholen. Etwa eine Minute verging, dann entspannte McKay sich sichtlich.
    La Floquet verharrte aufmerksam über ihm. »McKay? McKay, können Sie mich verstehen? Ich bin’s, La Floquet.«
    »Ich höre Sie. Sie können mich jetzt loslassen, es ist alles in Ordnung.«
    La Floquet deutete auf Thornhill und Vellers. »Stellen Sie sich neben ihn, ergreifen Sie ihn, wenn er wieder durchdreht.« Mißtrauisch beobachtete er McKay noch einen Augenblick, dann rollte er sich zur Seite und sprang auf die Beine.
    McKay verharrte einen Moment länger am Boden. Schließlich richtete er sich auf die Knie auf, schüttelte seinen Kopf, als wolle er ihn klar bekommen, stand dann ganz auf. Zögernd machte er einige Schritte, und mit ruhiger Stimme sagte er dann: »Erzählen Sie mir, was mit mir geschehen ist.«
    »Sie haben mit Vellers gekämpft«, sagte La Floquet. »Er … er hat Sie bewußtlos geschlagen. Als Sie zu sich kamen, muß irgend etwas in Ihnen gerissen sein – Sie stürzten sich wie ein Wahnsinniger auf Vellers. Da hat er Sie wieder niedergeschlagen – jetzt eben sind Sie erneut zu sich gekommen.«
    »Nein!« wandte Thornhill lautstark und mit einer Stimme, die er kaum als seine eigene erkannte, ein. »Sagen Sie ihm die Wahrheit, La Floquet! Wir kommen nicht weiter, wenn wir uns vormachen, daß es nicht geschehen ist.«
    »Was ist die Wahrheit?« fragte McKay neugierig.
    Thornhill schwieg einige Sekunden. »McKay, Sie waren tot. Mindestens einmal. Wahrscheinlich sogar zweimal; beim zweiten Mal habe ich Sie untersucht – nachdem Vellers Sie gegen den Felsen geschleudert hatte. Ich hätte geschworen, daß Sie tot sind. Fassen Sie sich mal an den Kopf – dort, wo er aufgeplatzt war, nachdem Vellers Sie zu Boden geschleudert hatte.«
    Mit zitternden Fingern griff McKay sich an die Stirn, entdeckte dann das Blut, starrte auf den Felsen zu seinen Füßen. Auch auf dem Stein fand sich Blut.
    »Ich sehe Blut, verspüre aber keine Schmerzen.«
    »Natürlich nicht«, erklärte Thornhill. »Die Wunde ist fast unverzüglich verheilt. Und Sie wurden wiederbelebt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher