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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
Autoren: Marc Dorpema
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König
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    „ Ich weiß nicht, wie wir handeln sollen. Ich sehe keinen Ausweg.“ gestand Torabur ruhig.
    Er hatte nicht bemerkt, dass er Grimmdor die ganze Zeit über angestarrt hatte, was ihm nun im Nachhinein ein wenig peinlich war.
    „ Das hatte ich befürchtet.“ murmelte die für einen Zwerg helle Stimme Paradurs kaum hörbar in den Saal hinein. Doch nicht leise genug. Das Echo verstärkte jedes noch so stille Geräusch.
    Nun blickten alle Anwesenden ihn an und es war ihm sichtlich unangenehm, dass solch einschüchternde Augenpaare sich auf ihn richteten. Paradur war einer der Offiziere in Toraburs Heer. Allerdings nicht, weil Grimmdor seine Ratschläge respektierte, sondern weil Torabur darauf bestand.
    Der König hielt Paradur für einen ausgezeichneten Taktiker. Allerdings besaß er bei weitem nicht die Kampferfahrung und Kaltherzigkeit Grimmdors. Er hatte trotz seiner Schlachten eine zwergische Wärme bewahrt, hatte die Seele nicht aus den Augen verloren und das war es, was Torabur an ihm schätzte. Paradur hatte nichts Kriegerisches an sich. Furchteinflößende Muskeln zierten seine Arme nicht, sein Körper besaß keine Unzahl an Narben, was daher rührte, dass der Taktiker, wenn er kämpfen musste, stets in einer der hintersten Schlachtreihen focht. Des Weiteren stellte er das Gegenteil Grimmdors dar, da er beinahe einen Kopf kürzer als die meisten Zwerge war. Wache, blaue Augen blickten schüchtern in die Runde aus den Höchsten und Besten der Elfen, Menschen und Zwerge.
    „ So, hast du das?“ fragte Torabur neugierig.
    „ Ja – allerdings bin auch ich zu keiner Lösung gekommen.“ Betrübt senkte er den Blick, während ihm die Schamesröte in die Wangen stieg. Grimmdor schnaubte verächtlich; was für eine Schande von einem Zwerg.
    „ Niemand im Saal weiß eine Lösung.“ setzte Torabur fort. Erneut blickte er jedes Mitglied der Tafel nacheinander an. Schließlich verweilte sein Blick kurz auf dem Elfenfürsten Waldoran.
    Waldoran war ein typischer Elf. Seine milchig-weiße Haut wurde von wallenden, blonden Haaren umrahmt und die glasklaren, blauen Augen sogen jede Neuigkeit emotionslos auf. Elfen waren Meister darin, ihre Gefühle zu verheimlichen. Bisweilen frustrierte die Tatsache Torabur, doch er musste ebenfalls einsehen, dass diese Gabe dem Waldvolk einen erheblichen Vorteil in Gesprächen verschaffte. Die typischen, spitzen Ohren lugten zwischen den goldblonden Haaren hindurch. Eine für Elfen aus Antár übliche, leichte Lederrüstung, welche dank seiner elfischen Flinkheit und Wendigkeit selten in den Kontakt mit Waffen gelangte, schützte seinen hochgewachsenen, schlanken Körper vor leichten Schlägen. Ein speerdünnes Kurzschwert mit einem Griff aus Elfenbein, in das ein verschlungenes Muster eingraviert worden war, hatte er neben einem enormen Jagdbogen in eine auf seiner Schulter festgezerrten Scheide gesteckt. Die Klinge des Schwertes bestand aus dem edelsten und robustesten Stahl der Zwerge und türkise Diamanten waren in sie eingesetzt worden. Sie formten einen Namen, Saliana. Der Name seiner Fürstin.
    „ Von wie vielen dieser ranzigen Bestien ist die Rede?“ Leichtes Nicken und ängstliche Blicke begleiteten Grimmdors Frage. Dieses Heer, das wusste Torabur, war unmöglich zu schlagen. Er zögerte, lediglich für einen Herzschlag.
    „ Es sind insgesamt über Siebzigtausend. Fünfzigtausend Orks, beinahe fünftausend Telénastiere und – eine unbekannte Anzahl Schatten. Es sind jedoch mehr als fünfzig.“
    Schweigen legte sich wie ein Leichentuch über die erblassende Gemeinde.
    Die Lage war aussichtslos. Nichts, was sich dieser Armee in den Weg stellen würde, hätte Aussicht auf Erfolg. Orks gewannen Kriege nicht wegen ihrer besonderen Fähigkeiten, sondern wegen ihrer erdrückenden Übermacht. Seine sechstausend Zwerge hätten dreißigtausend Orks allerdings mit Leichtigkeit niedermachen können und gemeinsam mit den Elfen und den Menschen, sollten auch die Telénastiere keine Bedrohung darstellen. Doch die Schatten waren der Inbegriff all ihrer Probleme.
    Elfen und Zwerge waren trotz unzähliger Fehden und offen-gezeigtem Hass untereinander ein schrecklicher Gegner, wenn sie Seite an Seite in die Schlacht zogen. Viertausend elfische Bogenschützen machten, bis die Orks und Telénastiere die erste Reihe der Zwerge erreichten, dreißig Schlachtreihen nieder. Wenn die Verbleibenden dann zu nahe kamen, zogen die Elfen binnen eines Augenblickes ihre schmalen, elegant
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