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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
Autoren: Marc Dorpema
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geschwungenen Klingen und begannen ein furchteinflößendes Massaker. Unterdessen stürmten sechstausend wütende Zwerge vor und gruben sich mit ihren monströsen Äxten oder Hämmern durch die Anordnung der Angreifer. Die gegnerischen Flanken wurden von jeweils fünftausend Menschen auf jeder Seite niedergerannt.
    Eine unfehlbare Taktik. Außer gegen die Schatten. Die Schatten bestanden lediglich aus dichten, zusammengenähten Rauchschwaden, welche einen Schweif aus grauem Nebel, oder Dunst, besaßen. Sobald sie einem Geschöpf des Ostens zu nahe kamen, war es zu spät. Qualvoll trat das Blut aus jeder einzelnen Pore des Körpers. Man starb einen entsetzlichen Tod. Lediglich die mächtigsten Zauberer vermochten es, Schatten zu vernichten. Von diesen Magiern gab es allerdings nicht mehr als eine Handvoll. Er seufzte innerlich; Verantwortung stemmte ihr lähmendes Gewicht auf Toraburs Schultern, zwang ihn mit aller Macht in die Knie.
    Konzentration. Er durfte nicht zulassen, dass solche Gedanken ihm Kopfzerbrechen bereiteten.
    Der König brach das Schweigen als Erster.
    „ Meine Freunde, ich erkläre die Besprechung hiermit für geschlossen. Ihr dürft euch nun zurückziehen. Es wird weitere Treffen geben.“
    Torabur benötigte Bedenkzeit; die Weisen waren seine einzige Möglichkeit, befürchtete er. Sie würden gewiss eine Lösung haben. Sie mussten.
     
     
     
     
     

III
     
     
     
     
    Waldoran verließ den Saal im höchsten Turm der Festung als Letzter. Ein durchaus gelungener Turm, fand er; wenn auch ein wenig zu schwerfällig und massiv. Kolossale, unfassbar detaillierte Verzierungen aus Marmor und Emaille schmückten die hohen Wände. Doch an die Pracht seiner Heimat reichte selbst die vortrefflichste, zwergische Steinmetzkunst nicht heran.
    Der Fürst träumte häufig von den Wäldern Antárs. Dort, in der Geborgenheit der mächtigen Bäume, lebte er seit hunderten von Wintern in Einklang mit seiner Umgebung, in Diskurs mit ihr. Zierliche, geschwungene Linien aus diversen Holzsorten schmückten jeden Stamm und kreierten ein unvergleichliches Mosaik aus den exotischsten Brauntönen. Sie lebten in Baumhäusern aller Größenordnungen und während manche es simpel bevorzugten, verweilte Waldoran in palastähnlichen Residenzen. Die Einrichtung stimmte mit einer Vielzahl der Behausungen des Ostens überein – bis auf die fließende Eleganz, welche das Waldvolk perfektioniert hatte – doch existierten keine Möbel in Materialien, welche nicht dem verschlingenden Wald entstammten.
    Ein Feuer zu entfachen, war trotzdem möglich. Jegliche Wände der Baumhäuser wurden mit einem speziellen Serum überzogen, welches feuerabweisend wirkte und aus eine der umliegenden Pflanzen gewonnen wurde. Die Mannigfaltigkeit der exotischen Holzsorten, von welcher alle einen eigenen, betörenden Duft verströmten, überwältigte nicht bloß die Elfen.
    Nun zwangen ihn die Umständen des Krieges jedoch dazu, ein Quartier in der Festung Eisenturm zu beziehen und mit den zwergischen Bräuchen kam er nur äußerst mühevoll zurecht. Ozeane an Bier und Branntwein, wenig Schlaf und eine schreckliche Musik, dominiert von enormen, ohrenbetäubenden Trommeln, erklärten seiner noblen Grazilität den Krieg. Doch am stärksten vermisste er seine Fürstin. Saliana war ein sommerlicher Sonnenaufgang über den mysteriösen Küsten der Insel; die Edelsteine Santúrs stritten sich darum, welche ihre Augenhöhlen füllen durften. Kristallklar wie das Wasser selbst, kein Äderchen geplatzt. Wallende, weiß-blonde Locken umrahmten ihr blasses Antlitz. Sinnliche, elfenbeinerne Lippen rundeten ihre Vollkommenheit ab. Sie roch nach frischem Laub und Rosen.
    Gemächlichen Schrittes spazierte Waldoran den endlosen Gang im Hauptgebäude entlang. In elfischen Augen amateurhaft gearbeitete Gemälde zwergischer Herrscher verzierten nun den kalten Stein. Mit Farbe und Pinsel waren die Elfen ihren halbwüchsigen Verbündeten immer noch hoffnungslos überlegen. Jedes sah gleich aus, befand der Fürst mit dem Blick eines Kenners und überlegte, ob nicht lediglich jeder Herrscher eine verblüffende Ähnlichkeit zum vorherigen aufwies.
    Das hohle Klappern von Stiefeln erklang hinter ihm auf dem marmornen, Mosaik-bedeckten Boden. Bedächtig drehte der Elf sich um. Er erwartete, soweit er wusste, keine Nachrichten. Womöglich gab es Neuigkeiten bezüglich Saliana. Sie hatte in den letzten Monden furchtbar erschöpft gewirkt; ein sicherer Vorbote finsterer
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