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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft
Autoren: Sandra Brown
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will da was von mir?«
    »Ich.« Die Stimme löste sich aus dem Schatten. »Komme ich Euch nicht bekannt vor?«
    Clancey blinzelte, bis die verschiedenen Bilder übereinanderlagen. Das Kinn fiel ihm herunter und die Augen wären ihm beinah aus dem Kopf gequollen. Er sah einen Geist, verdammter Dreck!
    »Das hier ist für Luke, meinen Bruder.«
    Bubba stieß das Messer bis zum Griff zwischen Clanceys Rippen und riss es nach oben. Er sah, wie sich das hä ss liche Gesicht erst vor Überraschung, dann vor Grauen und Schmerz verzerrte. Schließlich erstarrte sein Ausdruck in der Bewegungslosigkeit des Todes.
    Der junge Mann zog das Messer heraus und ließ die Leiche in die müllbedeckte Gasse fallen. Er kniete nur einen Augenblick daneben, dann verschwand er wieder ungesehen und spurlos in der Finsternis.

21
     
    Ross lag mit hinter dem Kopf verschränkten Händen auf seinem Lager und blickte hinauf in den samtschwarzen, von Sternen und der Mondsichel besäten Himmel. Er war glücklich und ruhig. Die Zufriedenheit durchströmte seinen Körper wie dickflüssige, süße Sahne.
    Als er Victoria sterben sah, hatte er gedacht, sein Leben wäre vorüber. Es war alles andere als vorüber. Derzeit machte er die Erfahrung, dass das Leben ebensoviel Freude wie Schmerz zu bieten hatte. Er muss te nicht unentwegt beweisen, dass er einen Wert hatte. Wenn man von jemandem geschätzt wurde, fühlte man sich dadurch ganz von selbst ehrenwert.
    Lydia schätzte ihn.
    Nicht, dass Victoria ihn nicht geschätzt hätte! Durchaus. Sie hätte niemals ihrem Vater getrotzt und ihn geheiratet, wenn sie ihn nicht geliebt hätte. Seinetwegen hatte sie Konvention und alle gesellschaftlichen Prinzipien vom Tisch gewischt. Aber ob sie ihn auch geheiratet hätte, wenn sie von seiner Vergangenheit gewu ss t hätte? Hätte sie ihn genauso geliebt?
    Ross glaubte es kaum. Er hatte nie den Mut besessen, ihre Liebe auf die Probe zu stellen. Sie war ein Schatz für ihn gewesen, etwas, das er verehrte und beschützte vor allem Unrat, koste es, was es wolle. Die Wahrheit über seine Vergangenheit hätte sie wohl kaum ertragen. Lydia dagegen schien ihn deswegen noch mehr zu lieben.
    Lieben? Warum war ihm dieses Wort just in den Sinn gekommen? Liebte sie ihn? Auf hunderterlei Weise hatte sie ihm ihre Liebe schon gezeigt: in den Gefälligkeiten, die sie ihm erwies, in der Erwartung, mit der sie ihn ansah, in dem atemlosen Klang ihrer Stimme, wenn sie sich unterhielten. Bis vor kurzem hatte er diese Zeugnisse ihrer Zuneigung nicht ernstgenommen. Sein Herz und seine Gedanken waren erfüllt gewesen von Victoria. Aber jetzt...
    Ergriffen legte er einen Unterarm über seine geschlossenen Augen, als er an jene Nacht dachte, in der sie ihm ihre Liebe so freigebig gezeigt hatte. Mein Gott, hatte es je eine Frau gegeben, die besser lieben konnte? Die Erinnerung an jene Nacht schien ihn zu streicheln, beinahe wie ihre Finger ihn mit zarten Berührungen zu voller Härte stimuliert hatten.
    Seine Nacktheit hatte sie nicht abgestoßen. Die meisten »anständigen« Frauen würden bereits den Gedanken an einen nackten Mann abstoßend finden. Ohne Scham oder Schüchternheit hatte Lydia seinen Körper mit offener Bewunderung betrachtet, ihre Hände darübergleiten lassen, ihn zu neuer Empfindsamkeit erweckt.
    Zuerst hatte sie neben ihm gelegen, war dann langsam und verführerisch über seine ganze Gestalt abwärts geglitten. Sie hatte flüchtige Küsse auf seiner Brust verstreut, mit der Zunge seine Brustwarzen geneckt, mit den Lippen an seiner Haut gezupft, die Härchen mit den Fingerspitzen gestreift. Seinen Nabel hatte sie mit uneingeschränkter Gründlichkeit gekü ss t.
    »Lydia, das brauchst du aber nicht zu tun«, hatte er gekeucht. Doch seine Finger in ihrem Haar straften seine Worte Lügen.
    »Ich möchte aber gern«, lautete ihre entwaffnende Antwort, und das Haar auf seinem Bauch bewegte sich unter ihrem leisen Atem.
    Die erste Berührung ihrer Lippen war vorsichtig, zurückhaltend, scheu. Ross hatte die Luft angehalten. Sein Schaft pochte in ihrer Hand, die ihn umfing. Er fühlte sich mehr als Mann denn je zuvor, zugleich aber schwach und hilflos, weil die Liebe dieser Frau nicht nur seinen Körper, sondern auch sein Herz erobert hatte.
    Er hatte geflucht und gebetet und ihren Namen geröchelt, als ihre Zunge begann, sich mit ihm vertraut zu machen. Jeder logische Gedanke verließ ihn, und er reagierte nur noch auf ihre magische Berührung. Mutiger geworden durch seine
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