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Jemand Anders

Jemand Anders

Titel: Jemand Anders
Autoren: Franz Kabelka
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granitenen Felsbrocken bruchlandete; einem Findling, der sich als eindeutig härter erwies als meine Birne und tief drinnen einen Kahlschlag verursachte, eine satte Lücke von drei Wochen! Als Ausgleich dafür hat sich etwas bisher völlig Unbekanntes in meinem Schädel breitgemacht: massive Kopfschmerzen nämlich! Ein Schmerz ist das, in dem sich das Elend der ganzen Welt zu verdichten scheint. Einmal sticht und schneidet es, dann wieder reißt und zerrt es von innen her, eine unsägliche Mischkulanz. Und es ist kein Kraut gewachsen dagegen, so viele Tabletten du auch schluckst. Man spürt diesen Schmerz nicht bloß, man ist in ihm .
    Du wirst selber zum Weh, wie der Wiener sagt.
    Natürlich ist es nicht schlau gewesen, bei Sturmwarnung im Wald herumzulaufen, noch dazu in der Dämmerung. Ich habe nicht den Funken einer Ahnung, was mich am 28. Jänner überhaupt auf den Föhrenbühel getrieben hat, bin ja bei Gott kein großer Wanderer. Allenfalls lasse ich mich von Regina zu einem Spaziergang in Richtung Grüner Baum überreden. Weil dem Habringer sein Bratl und das offene Hirter Bier sind einfach unschlagbar.
    Aber so wie es aussieht, war ich an diesem verdammten Nachmittag allein unterwegs, mausallein. Ohne ein Bratl im Bauch, und mindestens drei Kilometer Luftlinie entfernt vom Habringer.
    Beim Findling droben neben der Sautränke haben sie dich gefunden.
    Tja, Schwein gehabt, Edgar!
    Etwas ist mir aus der Tasche gerutscht, ich hebe es auf: eine zusammengeknüllte Seite aus der Lokalzeitung. Ach ja, genau: der Artikel, den mir Regina bei ihrem zweiten Besuch auf die Tuchent gelegt hat.
    „Jetzt hast du’s auf deine alten Tage doch noch auf die Titelseite geschafft.“ Sie sagte es ohne jede Ironie. „Leider nur anonym.“
    „Na toll“, knurrte ich, „werd’s mir einrahmen und aufhängen. Auf dem Klo.“
    Unwetter ziehen Spur der Verwüstung durch Österreich
    Für die Jahreszeit untypische Unwetter haben am Donnerstagabend und in der Nacht auf Freitag in weiten Teilen Österreichs schwere Schäden angerichtet, Tausende Feuerwehrleute waren im Einsatz. In Oberösterreich wurde ein Mann bei einem Waldspaziergang vermutlich von einem herabstürzenden Ast getroffen und lebensgefährlich verletzt. Der 62-Jährige erlitt eine schwere Schädelverletzung. Derzeit wird er auf der Intensivstation des Linzer Unfallkrankenhauses behandelt. Nach Aussagen der Ärzte sei der Mann bereits außer Lebensgefahr, habe aber durch den Unfall einen massiven Gedächtnisverlust erlitten.
    Der Zweiundsechzigjährige, das bin ich. Wenigstens steht kein Name dabei, auch Treibern wird in dem Artikel nicht erwähnt. Ich lege keinerlei Wert darauf, von Krethi und Plethi darauf angequatscht zu werden. Nicht so Regina. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie die Reporterin, die im Krankenhaus aufkreuzte, sofort ein Foto von mir mit weißem Turban machen lassen.
    „Was glaubst’, was das für eine Werbung gewesen wäre für unser Studio!“
    „Schöne Werbung: Chef des New Life halb tot auf der Intensivstation!“, habe ich geknurrt.
    „Hauptsache, man hätte dich erkannt. Bad news are good news, Edgar, wie oft muss ich dir das noch erklären!“
    Meine Holde und ihre Weisheiten! Aber das Thema hatte sich zu dem Zeitpunkt eh bereits erledigt gehabt. Die Pressetante ist von Agnes, der rotbäckigen, pummeligen Stationsschwester, ohne viel Federlesen hinausgeworfen worden. Ich darf nicht vergessen, Schwester Agnes dafür eine große Schachtel Pralinen zukommen zu lassen.
    Als ich Regina das erste Mal danach fragte, wie man mich gefunden habe, klang ihre Antwort etwas verworren. Oder war ich durcheinander? Bei ihrem nächsten Besuch redeten wir noch einmal darüber, jetzt konnte ich ihr besser folgen. Offenbar hatte ich sie schwer verletzt angerufen, worauf sie sofort die Notrufzentrale kontaktierte und den Burschen vom Roten Kreuz sagte, wo in etwa ich liegen würde. Droben bei der Sautränke hätten sie mich dann gefunden. Bewusstlos und mit angeknacktem Schädel.
    „Haben die mich geortet, oder was?“
    „Quatsch. Wie hätte man dich orten sollen?“
    „Über das Handy natürlich.“
    „Wann hast du es schon eingeschaltet!“
    „An dem Tag offenbar doch. Sonst hätte ich dich kaum anrufen können.“
    Sie wiegte den Kopf hin und her. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ein Handy so einfach anpeilen kann. Ist ja kein Lawinenpiepser, das Ding.“
    „Und ich bin auch nicht in eine Lawine geraten, nicht wahr?“
    Sie sah
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