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Jeder kann mal Robin sein

Jeder kann mal Robin sein

Titel: Jeder kann mal Robin sein
Autoren: Lotte Betke
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Gisborne ihm in seinem Haus auflauerte, um ihn gefangenzunehmen?
    Etwas später gingen Tine und Max, beladen mit Korb und Schüsseln, nach Hause. Tine war sehr zufrieden mit dem Robinianertreffen. Nun konnten sie Oma endlich alles erklären. »Los, mach die Haustür auf«, forderte sie ihren Bruder auf. »Ich schlepp mich hier ab, und du döst vor dich hin.«
    Max ging voran und öffnete die Tür. Im Treppenhaus blieb er stehen.
    »Was ist los?« fragte Tine.
    Max hielt den Kopf schief und zeigte auf die linke Flurtür. Tine nahm zwei Stufen, dann hielt sie ebenfalls an. Sie horchte. Hinter der Tür der Nachbarwohnung waren laute Stimmen zu hören, eine Männerstimme, eine schrille Frauenstimme. Dazwischen leises Kinderweinen. Max verzog das Gesicht. »Bei denen möchte ich nicht zu Hause sein.«
    »Ich auch nicht.« Tine übersprang die letzten paar Stufen und preßte den Zeigefinger nachdrücklich auf den Klingelknopf der elterlichen Wohnung. »Komm, Max. Bloß rein zu uns!«
    Omas Schritte auf dem Flur, ihr freundliches Gesicht im Türrahmen.
    »Oma!« Max warf sich gegen Omas Knie.
    Tine setzte den Korb im Flur ab und schloß die Wohnungstür mit einem Ruck. Sie atmete heftig.
    Oma machte die Tür wieder auf, horchte und
    sah Tine fragend an. »Gibt’s da nebenan häufig solchen Krach?«
    »Nein. Erst seitdem die Neuen eingezogen sind.«
    »Und wann war das?«
    »Vor zwei Wochen.«
    Oma ging voraus in die Küche und setzte sich auf die Küchenbank. »Ist nicht schön, wenn die Leute sich so anbrüllen.«
    Max rutschte ganz nahe an sie heran. »Früher war’s ganz still hier bei uns auf dem Flur.«
    »Außer, wenn du ’n Koller gekriegt hast.« Tine räumte die Schüsseln in die Geschirrspülmaschine. »Dann legst du auch ganz schön los.«
    »Ist ja gar nicht wahr.«
    »Kriegt er manchmal ’n Koller?« Oma kniff Max leicht in die Backe.
    Max schüttelte den Kopf. »Immer muß Tine mich madig machen. Aber jetzt, wo ich ’n Robinianer bin...«
    »Was bist du?«
    »’n Robinianer.«
    »Seit heute, Oma«, erklärte Tine. »Das ist es ja, was wir dir erzählen wollten.«
    Oma stützte die Arme auf den Tisch. »Na, dann mal los!«
    »Also«, begann Tine, »wir hier von Hof A sind Robinianer.«
    »Die wohnten eigentlich in Greenwood, Oma«, unterbrach Max.
    »Halt du mal die Klappe!« Tine winkte ab. »Du bringst alles durcheinander. Also, Oma, wer bei den Robinianern mitmachen will, muß zuerst eine Prüfung machen.«
    »Und die ist sehr schwer!« Max reckte die Arme. »Da muß man Kraft haben.«
    »Und weil die Prüfung so schwer ist, mußten wir gestern abend noch mal auf den Hof und üben, verstehst du, Oma?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Heute war die Prüfung. Und Max hat sie bestanden! Ja, und weil er’s geschafft hat, wollten wir ein Fest in Greenwood feiern.«
    »Greenwood«, überlegte Oma, »und Robinianer. Sagt mal, sollte es sich um Robin Hood und seine Waldleute handeln?«
    Max riß die Augen auf. »Was? Kennst du den auch, Oma?«
    »Natürlich.« Omas Augen leuchteten auf. »Was denkst du denn? Er war mein Lieblingsräuber. Wißt ihr, bei uns zu Hause im Norden gibt’s ja den Klaus Störtebeker. Das war ein Seeräuber. Aber der war mir zu wüst. Ich mochte als Kind den englischen Waldräuber Robin viel lieber.«
    »Der war ja auch kein richtiger Räuber, Oma«, warf Max ein. »Er hat immer den Armen geholfen.«
    »Eben. Dieser bösartige Guy von Gisborne hatte Robin Hood um Haus und Hof gebracht. Da ist er in den Wald geflohen und Räuber geworden.«
    »Mensch, Oma.« Tine sah ihre Großmutter erstaunt an. »Du weißt aber Bescheid!«
    »Na ja, ich hab mich damals dumm und dösig gelesen und war zum Schluß ganz verliebt in Robin Hood.«
    »Sind wir Mädchen auch alle.«
    Oma lachte. »Aber genauso verliebt war ich in seine Freundin Marian und traurig, daß die beiden nicht Zusammenkommen konnten, weil er ja nur ein Freisasse war, ein freier Bauer, sie aber die Tochter eines Lords.«
    »Aber am Ende haben sie sich doch gekriegt«, warf Tine ein. »Oder hast du das vergessen?«
    »Wie sollte ich, die Stelle, wo Marian als Bursche verkleidet zu Robin in den Wald flieht, hab ich wieder und wieder gelesen.«
    »Ich auch.« Tine strahlte. »Mindestens fünfzigmal.«
    »Dann hast du mich noch übertroffen. Jetzt würde mich noch interessieren, wieso ihr auf Hof A gleich eine ganze Bande von Robinianern gegründet habt?«
    »Daran sind die von Hof B schuld. Die spielen sich auf als Weltraumfahrer, haben
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