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Jeder kann mal Robin sein

Jeder kann mal Robin sein

Titel: Jeder kann mal Robin sein
Autoren: Lotte Betke
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komisches Gefühl. Aber als er wieder am Küchentisch saß und ein Schinkenhörnchen nach dem anderen in sich hineinstopfte, verging das wieder.
    Tine stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. »Schling doch nicht so! Was soll Oma denn denken.«
    Max schüttelte sie ab. »Ich brauch doch Kraft für nachher!«
    Jetzt bekam er unter dem Tisch einen neuen Stoß, diesmal von Tines Knie, gleichzeitig schielte Tine zu Oma hinüber.
    Die setzte ihre Teetasse hin und lachte ihr ins Gesicht. »Na, wo brennt’s denn bei euch beiden?«
    »Tine war verblüfft. »Wieso ... ich meine ... woher weißt du?«
    »Weil du genauso auf dem Stuhl herumwippst wie früher deine Mutter, wenn sie was Heimliches vorhatte.«
    Tine riß die Augen auf. »Ist ja ’n Ding! Wir haben wirklich noch was Dringendes zu erledigen, Max und ich.«
    Oma setzte ihre Teetasse ab. »Was denn?«
    »Wir müssen noch mal runter auf den Hof.«
    »Jetzt, wo’s schon dunkel ist?«
    »Die Laternen gehen gleich an«, sagte Max.
    »Erlaubt Mama euch, im Dunkeln noch loszuziehen?«
    »Wir gehen ja nicht weit.« Max schaute Oma bittend an.
    »Und heute geht’s für Max wirklich um die Wurst«, unterstützte ihn Tine.
    »Aha. Darf man wissen, wieso?«
    »Leider nein. Weißt du, Oma«, Tine wand sich, »es ist ein Geheimnis. Wenn man Geheimnisse verrät, geht alles schief.«
    Oma nickte. »Verstehe. Aber auf die Straße geht ihr nicht mehr, oder?«
    Oma bekam keine Antwort. Die beiden waren schon aus der Küche gerannt. Die Wohnungstür klappte. Oma schenkte sich eine frische Tasse Tee ein.

    »Ist ja doch jemand da«, flüsterte Max, als sie auf den Hof traten.
    »Bloß Ede.« Tine lief auf einen blonden Jungen zu, der mit seinem Fußball spielte. Mal dribbelte er, mal ließ er den Fußball das linke Bein hinauflaufen.
    »Hallo! Keiner da?«
    »Bloß ich. Siehst du doch.«
    »Also, dann laß uns mal!«
    »Okay.« Ede gab dem Ball einen Stoß in Richtung einer großen Kastanie und lief hinterher.
    Als die beiden anderen ihn eingeholt hatten, sprang Ede auf eine hölzerne Plattform, die sich um den Kastanienbaum herumwand, und zog Max nach. »Hast du auch tüchtig geübt?«
    »Hab ich. Ist aber ziemlich schwer.«
    Tine trat neben ihren Bruder. »Ich hätte gern mehr mit ihm geübt, Ede, aber es ging ja nur, wenn wir allein auf dem Hof waren. Sonst hätten die anderen gemerkt, daß du uns die Prüfungsaufgabe verraten hast.«
    Ede verzog das Gesicht. »Hätte ich sonst nicht gemacht, aber wenn Paul so angibt! Bei dem Knirps hätte er schon mal ’ne Ausnahme machen können.« Er kickte den Ball gegen den Kastanienstamm. »Haltet bloß die Klappe. Wenn’s rauskommt, bin ich dran.«
    »Bei den Mädchen bestimmt nicht, Ede, bloß die Jungen sind so stur.«
    »Ist ja egal. Also, nun mal los, Max.«
    Max pflanzte sich vor dem Kastanienbaum auf. Es galt, die beiden Eisengriffe zu ergreifen, die im Stamm befestigt waren, hochzutrippeln, bis eine kleine Astgabel erreicht war, und einen kräftigen Aufschwung zu nehmen. Dann saß man im Schlupfwinkel der Robinianer. Wenn er mit Tine geübt hatte, war es Max meistens gelungen, sich ins
    Nest zu schwingen. Aber heute war er aufgeregt, kriegte nicht den richtigen Schwung und plumpste auf die Plattform hinunter. Mit rotem Kopf rappelte er sich wieder hoch.
    »Noch mal«, sagte Ede. »Locker, ganz locker! Muß ich als Torwart auch sein. Was meinst du. Wenn die mit dem Ball auf mich losballern!«
    Max nahm einen neuen Anlauf, trippelte den Stamm entlang, Schwung, und schon saß er im Nest. Wie ein kleiner Affe, fand Tine.
    »Noch mal!« Ede war unerbittlich.
    Tine sah zum Küchenfenster hinüber. Alles dunkel. Hoffentlich wurde Oma nicht ungeduldig und kam auf den Hof hinunter. Aber Oma ließ sich nicht blicken, und Max schaffte seine Prüfungsaufgabe ein zweites Mal.
    »Okay.« Ede legte den Zeigefinger an die Lippen. »Und denkt daran: Klappe halten. Weil’s gegen das Gesetz von Greenwood ist, daß ich euch die Übung verraten hab. Aber ich denke, der echte Robin hat auch mal ’n Auge zugedrückt.«
    Tine griff nach Max’ Hand. »Los, wir müssen nach Hause.«
    »Eure Oma ist da, was? Also, dann nichts wie los! Tschüs, Tine!«
    »Tschüs, Ede! Und vielen Dank auch.«
    Alle drei sprangen von der Plattform. Ede lief links über den Hof, Tine und Max geradeaus.
    »Da seid ihr ja«, begrüßte Oma die beiden. »Na, hat’s geklappt?«
    »Alles okay.« Max lief an ihr vorbei in die Küche und blieb enttäuscht vor dem leeren Küchentisch
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