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Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto (German Edition)

Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto (German Edition)

Titel: Jeden Tag wurde ich dicker und müder: Mein Leben mit Hashimoto (German Edition)
Autoren: Vanessa Blumhagen
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Beruhigung und Dankbarkeit stellte sich ein. Endlich hatte ich die Bestätigung, die Gewissheit, dass ich mir das alles nicht einbildete, dass es einen Grund für den Wahnsinn der letzten Jahre gab.
    In diesem leichten Glückstaumel nahm ich kaum wahr, was die Internistin dann zu mir sagte: »In diesem Zustand würde ich Ihnen nicht raten, schwanger zu werden. Das Risiko für eine Fehlgeburt liegt bei über 40 Prozent.« Ein Baby war zwar nicht geplant, jedenfalls nicht in naher Zukunft. Aber so überrascht ich war, rutschte mir nur ein unbeholfenes »Ach, dann kaufen wir uns halt einen Mops« raus. In der nächsten Sekunde fand ich mich unglaublich unsensibel und tollpatschig. Aber die Frau im weißen Mantel lächelte mich nur milde an. Sie hatte wohl schon schlimmere Reaktionen erlebt.
    So nett der erste Kontakt mit der Dame war, so kompliziert stellte sich die weitere Zusammenarbeit dar. Sie wollte mich unbedingt in ihr Behandlungsschema pressen, ließ meine Einwände und eigenen Erfahrungen nicht gelten. Auf ihr Geheiß hin ging ich mit der Dosis der Schilddrüsenhormone runter. Und obwohl es mir damit nicht gut ging, bestand sie darauf, dass ich so weitermachen sollte. Außerdem behielt sie Blutergebnisse tagelang für sich, und ich sollte jedes Mal zu ihr kommen, wenn ich sie erfahren wollte. Das hatte ich bei anderen Ärzten schon wesentlich unkomplizierter erlebt. Und so trennte ich mich von der Internistin.

Das Feintuning
    Den Sommer 2011 über spielte ich mit der Schilddrüsenhormondosierung ein wenig herum. Erstaunlicherweise spürte ich kaum Nebenwirkungen, obwohl ich doch recht hoch eingestellt war. Im Urlaub in New York und Florida probierte ich einige Nahrungsergänzungsmittel und angebliche Fatburner aus, denn mit meinem Gewicht war ich immer noch nicht zufrieden. Doch es passierte nichts, zumindest nichts Spür- oder Sichtbares.
    Nach den Ferien suchte ich mir eine neue Personal Trainerin. Drei Jahre lang hatte ich zweimal pro Woche Power Plate gemacht. Jetzt wollte ich etwas anderes ausprobieren und den Schwung und die Euphorie ausnutzen, die die Diagnose mir beschert hatte. Filiz war (und ist immer noch) ein absoluter Glückstreffer! Von der ersten Stunde an hatten wir unglaublich viel Spaß zusammen. Natürlich erzählte ich ihr gleich zu Anfang von meiner Krankheit und den damit verbundenen Schwierigkeiten und Herausforderungen. Sie gab mir die Nummer eines befreundeten Heilpraktikers. Ich ging hin. Wie bei jedem Arzttermin brachte ich meine ganzen Unterlagen mit: Blutergebnisse, Untersuchungsberichte, eine Aufstellung der Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die ich aktuell einnahm. Herr S. hörte sich meine Schilderungen an, las die Berichte und die Liste quer. Und setzte dann zu einem Vortrag an: »Sie bringen sich mit all den Mitteln und den hoch dosierten Schilddrüsenhormonen um! Ich glaube, bei Ihnen liegt ein ganz großes psychisches Problem zugrunde, ein Kontrollzwang. Das müssen wir als Erstes ergründen.« Das alles sagte er in einem hypnotischen Tonfall, beruhigend fast. Aber das half nicht, in mir tobte es schon wieder. Nicht noch mal die Nummer, dachte ich! Ich riss mich zusammen und ließ die dilettantische Blutentnahme der offensichtlich sehr unlustigen Arzthelferin über mich ergehen. Wirklich neue Ergebnisse kamen dabei nicht heraus. Ich minderte – mal wieder – die Hormondosis. Ein Stuhltest ergab, dass ich angeblich unter einer Fructoseintoleranz litt. Das kam mir auch irgendwie bekannt vor.
    Bei der nächsten Blutentnahme einige Zeit später, stocherte die herbeigerufene Ärztin sogar in meiner Leiste herum, um auch nur ein paar Tröpfchen herauszubekommen. Ich wusste ja schon, dass das ein Problem war. Aber solch dramatische Züge hatte das Ganze bisher noch nie angenommen. Nach dieser Tortur unter lokaler Betäubung hatte ich genug von dieser Praxis. Als der Heilpraktiker mir am Telefon die angeblich »schon viel besser gewordenen Werte« durchgab, beendete er das Gespräch mit der Bitte, »die Behandlung hiermit zu beenden«. Ich willigte erleichtert ein. Das wäre eh nicht mehr lange gut gegangen. Ich bin eben kein geborener Diplomat. Man merkt mir sofort an, wenn mir etwas gegen den Strich geht. Und dieser Mann samt seiner gesamten Mannschaft tat das. Und wie!
    Ich marschierte mit der angeblichen Fructoseintoleranz also wieder zu meinem Darmspezialisten Dr. R. Diesmal war ich wesentlich entspannter als beim letzten Mal. Und er genauso hilfsbereit. Wie schon
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