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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben
Autoren: Darien Gee
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und geht auf ihn zu. »Könntest du bitte leiser sprechen?«
    »Warum denn? Die alte Schachtel kann uns doch nicht hören.« Er lacht, und Livvy riecht seine Fahne.
    »Sag mal, hast du getrunken?«
    »Ja, es gab etwas zu feiern.« Er schlägt einen weiteren Ball ab, der aus dem Fressnapf wieder herausspringt. »Mist.«
    »Willst du mir nicht erzählen, was es zu feiern gibt? Drinnen?« Sie deutet mit dem Kopf zum Haus und läuft die Stufen hinauf.
    Er wirft seinen Schläger auf den Rasen, folgt ihr und umarmt sie von hinten. Stürmisch küsst er ihren Hals ab, und Livvy muss lachen, während sie versucht, sich ihm zu entwinden.
    »Hör auf!« Bestimmt beobachtet sie Mrs. Lowry immer noch mit Argusaugen.
    Kaum sind sie im Haus, wirkt Tom plötzlich ganz kleinlaut.
    »Was ist los?«, fragt Livvy. Sie sieht einen Stapel Briefe und will schon danach greifen, aber auf den beiden obersten ist dick und fett FÄLLIG und LETZTE MAHNUNG zu lesen. Sie beschließt, dass die Post warten kann. »Sie haben mir mein Auto weggenommen.«
    Sie sieht ihn erschrocken an. »Wer? Wer hat dir dein Auto weggenommen?«
    »Die Bank. Sie haben dafür eigens jemanden ins Büro geschickt. Ins Büro! Kurt hat den Abschleppwagen gesehen und mir noch schnell Bescheid gesagt, aber es war zu spät. Der Typ war schon weg, als ich endlich unten war.« Er schlägt mit der Faust gegen die Wand.
    »Dürfen die das einfach? Müssen sie uns nicht vorher informieren oder …«
    »Sie haben uns informiert. Wir schuldeten ihnen bereits drei Monatsraten, und die letzte habe ich dann wieder nicht gezahlt.«
    Livvy nagt an ihrer Unterlippe. »Warum denn nicht?«
    »Warum wohl nicht? Weil wir kein Geld haben, ganz einfach!«
    Livvy überlegt. »Und was heißt das? Dass wir keine Schulden mehr auf dem BMW haben?« Das wäre gar nicht einmal schlecht. Der BMW war einfach zu kapriziös, ständig war etwas kaputt. Jetzt können sie sich ein billigeres Auto kaufen und jeden Monat Geld sparen.
    »Vielleicht. Hängt ganz davon ab, wie viel sie erlösen, wenn sie ihn verkaufen. Wenn sie weniger kriegen, als wir ihnen schulden, bekommen sie immer noch die Differenz von uns.«
    »Wie bitte?« Das ist doch ungerecht! »Warum denn? Wir haben ihnen das Auto doch zurückgegeben.«
    »Sie haben sich das Auto zurückgenommen. Aber ich habe jetzt keine Lust mehr, darüber zu reden.« Tom steht auf und macht sich auf den Weg in die Küche.
    In Livvys Kopf überschlagen sich die Gedanken. Sie folgt ihm. »Hast du nicht gesagt, es gäbe etwas zu feiern, Tom?«
    »Das nennt man Sarkasmus, Livvy.«
    »Wie bist du eigentlich nach Hause gekommen?«
    »Ich habe ein Taxi gerufen und mich zur Bank fahren lassen. Hat mich fünfundsiebzig Dollar gekostet.«
    Aua . »Hast du dem Fahrer ein Trinkgeld gegeben?«
    »Was glaubst du?« Tom funkelt sie an, dann öffnet er den Kühlschrank und holt ein Bier heraus. Livvy sieht, dass auf der Arbeitsplatte schon drei Kronkorken liegen.
    »Geben die uns Bescheid, wenn wir ihnen noch was schulden?«
    Tom nimmt einen großen Schluck Bier. »Weiß der Teufel.«
    Livvy zögert. »Unsere jährliche Spende für das Children’s Memorial Hospital für Josh ist gerade von unserem Konto abgebucht worden. Fünfhundert Dollar.«
    Tom flucht. Dann sieht er Livvy an. »Hältst du das noch für nötig?«
    »Tom!«
    »Es ist jetzt sechs Jahre her, Livvy.«
    »Es sind fünf, Tom, und wir haben darüber geredet. Ich möchte das tun. Es ist mir wichtig.«
    »Bis an dein Lebensende?« Er wirkt verärgert.
    Mein Gott, er erinnert sich nicht einmal mehr an das Jahr. Ihn hatte Joshs Tod genauso mitgenommen wie sie, und als sie damals vorschlug, der Allergie- und Immunologie-Station des Children’s Memorial Hospital in Chicago jährlich eine größere Summe zu spenden, war er sofort einverstanden gewesen. Sie hatten nur nie darüber gesprochen, wann sie die Zahlungen wieder einstellen wollten. Sie weiß, dass diese Spende nur eine kleine Geste ist, aber es ist alles, was sie tun kann, und sie will nicht damit aufhören.
    »Wie willst du jetzt zur Arbeit kommen?«, fragt sie, um das Thema zu wechseln.
    »Ich werde den Pilot nehmen müssen.«
    Livvy starrt ihn mit offenem Mund an. »Der Pilot ist mein Auto, Tom.« Sie hat ihn quasi mit in die Ehe gebracht.
    »Es ist unser Auto, Livvy, und was soll ich denn sonst machen? Den Bus bis nach Dixon nehmen? Ein anderes Auto können wir uns nicht leisten, und mit irgendeiner Schrottmühle kann ich mich nun mal nicht sehen
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