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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf
Autoren: F Schmöe
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viel verrückter als sein Vater«, nickte Katinka. »Nur rechnete er nicht damit, dass seine Mutter eine Detektivin einschalten würde.«
    »Deswegen schoss er auf Sie.«
    »Ja. Er klaute Kroll das Jagdgewehr in der Absicht, dass aller Verdacht auf den schrulligen Ex-Kollegen fallen würde. Ich traf ihn am Donnerstag wie zufällig in der Austraße. Das war kein Zufall. Er klebte mir an den Fersen.« Sie fragte sich, ob Markus bemerkt haben konnte, dass sie in seine Wohnung und sein Büro eingedrungen war; und wie er es geschafft hatte, das Dichtmittel aus ihrem Auto zu stehlen.
    »Als ich bei Charlotte am Frühstückstisch saß und Markus dazustieß, schenkte ihm seine Mutter gleich reinen Wein ein. Dass ich nicht an Kroll als Schützen glaubte. Das hat Markus gewarnt.« Sie fuhr sich durchs Haar. »Kroll ist Jäger. Er hätte mich getroffen. Markus Isenstein dagegen ist ein Stümper, der wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben ein Jagdgewehr in den Händen hielt.«
    »Bernhard Kroll ist vollkommen unschuldig?«
    »Absolut.« Katinka seufzte. »Es tut mir leid für ihn, dass er ein so verkorkstes Wochenende hatte.«
    »Ist es wahr, dass Ewald Isenstein an einem Herzinfarkt gestorben ist?«
    »Ja. Der Notarzt konnte nichts mehr für ihn tun. Die Autopsie hat schließlich die wirkliche Todesursache ans Licht gebracht.« Katinka sah in Elviras erschöpftes Gesicht. »Wie lange müssen Sie noch hierbleiben?«
    »Nicht mehr lange. Bald beginnt meine Reha. In Bad Staffelstein, das ist zumindest eine schöne Gegend.«
    Hardo kam mit dem Kaffee.
    »Was ist das für ein Mensch«, sagte Elvira wieder, »der für Geld tötet.«
    Katinka schwieg. Sie hatte zu oft erlebt, dass Liebe, Fürsorge und Familie nichts mehr wert waren, wenn es um Geld ging.
    »Wenigstens wird er es nicht noch einmal tun. Dafür ist gesorgt«, entgegnete Hardo.
    Elvira Hanf nickte, aber Katinka spürte, dass sie noch nicht so weit war, diesen kleinen Erfolg anzuerkennen.
    »Und Mariele? Weiß sie vom Verhältnis ihrer Mutter mit ihrem Freund?«
    »Charlotte Isenstein hat ihrer Tochter alles gebeichtet. Mariele ist inzwischen zu Hause ausgezogen«, antwortete Hardo. »Nicht nur während der Woche zum Studium. Sondern ganz und gar.«
    Elvira sah bekümmert drein.
    »Und Ihre Handschriftenanalysen?«
    »Sie werden vor Gericht eine Rolle spielen«, erklärte Hardo. »Markus Isenstein ist zweifelsfrei der Verfasser der Briefe. Wir haben sogar den Kugelschreiber gefunden, mit dem er geschrieben hat. Er war in den Satteltaschen seines Motorrads. Die Mine hat einen klitzekleinen Fehler, so dass wir ganz sicher sein können, dass mit diesem und keinem anderen Stift geschrieben wurde.«
    Katinka nippte an ihrem Kaffee.
    »Markus besuchte seinen Vater am Sonntag gegen Abend, oder?«, sagte sie. »Und er machte ihm die Hölle heiß, verwirrte ihn mit seinem violetten Umhang.«
    »Ja, in den ›Elixieren‹ trägt der alte Maler so einen«, bestätigte Hardo.
    »Deswegen rief Ewald mich an«, machte Katinka weiter. »Er war verwirrt. Redete von einem Doppelgänger, der ihn das ganze Wochenende verfolgt habe.«
    »Der vermeintliche Doppelgänger war sein Sohn«, fuhr Hardo fort. »Er schlug Sie nieder, warf Ewald in das Schleusenbecken und wusste genau, dass Ewald das wahrscheinlich nicht überleben würde. Die Aufregung, der Alkohol ... Er hatte viel von seinem Teufelstrank im Blut. Laut Dr. Thompson hatte Ewalds fixe Idee, von einem Doppelgänger verfolgt zu werden, mit der Persönlichkeitsspaltung zu tun, an der er in Ansätzen litt.«
    »Ewald Isenstein musste viel schlucken in seinem Leben, nicht wahr?«, bemerkte Elvira. »Nicht nur sein Elixier.«
    »Das ist so«, nickte Hardo nachdenklich.
    »Dass Markus Ihren Freund entführt hat, kann ich nachvollziehen«, sagte Elvira. »Um Sie abzulenken. Aber warum auch noch die Journalistin?«
    »Als Britta und Carla zur Schleuse radelten, sah Britta Markus Isenstein in den Sträuchern abwarten. Sie hat ihn sofort erkannt. Bremste. Dumm genug, aber sie tat es, ohne sich bewusst zu sein, dass sie ihm damit gefährlich wurde.«
    »Bei den Entführungen hat er sich stümperhaft angestellt«, schnaubte Hardo. »Er musste Tom die ganze Strecke im Auto von Lobenstein zurück nach Bamberg transportieren. Gute hundert Kilometer. Ein ziemliches Risiko.«
    Katinka beeilte sich, ihren Kaffee auszutrinken. Sie verabschiedete sich wenig später und ging zum Parkhaus. Hardos Golf hatte sie schnell gefunden. Sie hockte sich auf
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