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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf
Autoren: F Schmöe
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inbegriffen.«
    »Passen Sie auf, Kommissar. Ich glaube, ich weiß, wohin Tom und Britta verschleppt worden sind.«
    »Ach nein«, kam es schneidend von Hardo, begleitet von einem gewaltigen Donnerschlag.
    »Hören Sie mir zu!« Sie bog mit quietschenden Reifen in die Starkenfeldstraße Richtung Innenstadt. Trimmte den Fiat auf hundertzwanzig und brauste an der Polizeidirektion vorbei. »Die Isensteins besitzen einen kleinen Garten am Unteren Stephansberg. Sie kennen doch diese Terrassengärtchen. Steil und dunkel. Ich war mal in einem. Dort gab es einen Keller. Platz, um jemanden einzusperren.«
    Stille. Mindestens zehn Sekunden.
    »Verstehe«, sagte Hardo. »Wir kommen.«
    »Er versteht schneller als ich selbst«, murmelte Katinka. Sie raste über die Kreuzung am Schönleinsplatz, schnitt die Kurve so rasant, dass ihr das Telefon aus der Hand fiel. Hardo hatte sie längst abgehängt. Das leuchtende Rot der Ampel an der Schranne missachtete sie und steuerte den Wagen in die schmale Mündung des Kaulbergs. Erst hier in dem Gassengewirr bemerkte sie, wie tief die Wolken über der Stadt hingen.
    »Mein Gott, wo sind wir hier!« Carla klammerte sich am Sitz fest. Der Wagen ratterte über das Kopfsteinpflaster.
    »Achtung!«, rief Katinka und jagte den Berg hinauf, gegen die erlaubte Fahrtrichtung. Der entgegenkommende Wagen hupte dröhnend. Katinka drückte aufs Gas. Carla kurbelte ihr Fenster herunter und schrie hinaus:
    »Notfall!«
    Katinka hätte gerne gelacht, so skurril kam ihr das alles vor. Sie bog nach links in den schmalen Ausläufer des Stephansberges ein und hielt. Das Sträßchen war so eng, dass weder sie noch Carla die Autotüren ganz öffnen konnten, wenn sie nicht gegen die Mauern rechts und links stoßen wollten.
    »Siehst du die Türen in der Mauer?«, flüsterte Katinka, während sie ihre Waffe zückte. »Sie führen in die Gärten hinein.«
    Carla berührte zweifelnd die Holztüren. Von einigen blätterte die Farbe ab.
    »Sieht heruntergekommen aus«, sagte sie leise.
    »Passt nicht zu Isensteins, oder?« Katinka näherte sich der ersten Tür. Betrachtete Schloss und Schwelle aufmerksam. Ging eine Station weiter. Schließlich blieb sie stehen.
    »Hier«, wisperte sie und deutete auf die Türkante. »Siehst du das Stofffetzchen? Violett. So einen Umhang hat Ewalds angeblicher Doppelgänger getragen.« Sie hörte Carla scharf einatmen. »Gut, dass die Tür so schlecht gestrichen ist und man an der rauen Oberfläche hängen bleibt«, murmelte Katinka.
    »Willst du nicht lieber auf die Polizei warten?«
    »Dort drinnen sind Tom und Britta. Jede Sekunde zählt. Und wenn ich mich getäuscht habe, ist sowieso alles egal.«
    Ich habe mich nicht getäuscht, dachte Katinka. Dieser marode Garten ist die einzige Chance für Ewalds Doppelgänger. Verlassen, weil sich niemand darum kümmern will. Kaum Zeugen.
    Sie begann, mit dem Dietrich im Schloss zu orgeln. Ein sehr altes, hinfälliges Schloss. Im Widerschein eines Blitzes sah sie weiß ihre Hand. Die Tür sprang auf.
    »Geh in den Wagen. Bring dich in Sicherheit.«
    Katinka gab Carla einen kleinen Stoß gegen die Rippen und trat durch die Tür. Modergeruch. Feuchter, satter Modergeruch. Kalte Luft, die ihr um die Nase wehte. Sie hatte kaum Platz, sich umzudrehen. Direkt vor ihr gab es eine andere Tür. Klein, geduckt. Der Eingang zum Keller. Sie lauschte angestrengt. Nichts zu hören, nur das Donnergrollen, näher jetzt, aber noch nicht bedrohlich. Als ließe das Gewitter sich Zeit, weil seine Beute ihm sicher war.
    Langsam drückte sie die Tür auf. Sie kreischte in den Angeln, dass es in den Ohren schmerzte. Vorsicht mit der Waffe, mahnte sie sich. Ich könnte den Falschen treffen. Sie zwang sich, nicht nach Tom und Britta zu rufen. Lenkte all ihre Kraft auf das Spüren. Schnüffelnase, das fiese Wort, das sie verabscheute, bekam jetzt seine ehrenvolle Bedeutung. Jetzt galt es, die Nase zum Kompass zu machen.
    Sie trat in den Keller, in einen engen, niedrigen Raum. Blind tastete sie sich vorwärts. Stieß gegen eine Wand. Steckte die Beretta ins Holster und fühlte mit beiden Händen über den Stein. Eine kalte, feuchte Mauer. Ihr Mut sank. Wenn es hier nicht weiterging, dann hatte sie sich getäuscht. Dann gab es hier keinen Keller, wo jemand versteckt sein könnte. Sie berührte Holz. Eine Tür. Keuchend ertasteten ihre Finger die obere Kante, fuhren daran entlang bis zur Ecke, glitten nach unten. Wieder ein Schloss. Ein Vorhängeschloss. Verdammt, dachte
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