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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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der sich aufgrund der Jahre voller Schnee und Frost gelockert hatte und nun unter lautem Getöse den Berg hinunterkrachte. Plötzlich dachte Major Smythe über den Lärm nach. »Gibt es hier in der Gegend viele Menschen?«, fragte er und beobachtete, wie der Felsbrocken in die Baumgrenze hineintaumelte.
    »Keine Menschenseele, bis man in die Nähe von Kufstein kommt«, antwortete Oberhauser. Er deutete auf die Reihe kahler, hoher Gipfel. »Keine Weiden. Wenig Wasser. Hierher kommen nur die Bergsteiger. Und seit Ausbruch des Krieges …« Er ließ den Satz unbeendet.
    Sie umrundeten den blau schimmernden Gletscher unter dem letzten Aufstieg zur Bergschulter. Major Smythe betrachtete mit aufmerksamem Blick die Breite und Tiefe der Gletscherspalten. Ja, sie würden passen! Direkt über ihnen, vielleicht dreißig Meter weiter oben unter der Leeseite der Schulter, konnte man die verwitterten Holzbretter der Hütte erkennen. Major Smythe schätzte den Winkel des Abhangs ein. Ja, es ging fast gerade nach unten. Jetzt oder später? Wohl eher später. Der letzte Übergang war nicht besonders deutlich.
    Aber nach insgesamt fünf Stunden hatten sie die Hütte erreicht. Major Smythe sagte, er wolle sich erleichtern und wanderte lässig an der Bergschulter entlang in Richtung Osten. Er achtete nicht auf die wunderschöne Aussicht auf Österreich und Bayern, die sich zu beiden Seiten etwa achtzig Kilometer weit in der flimmernden Hitze erstreckte. Er zählte seine Schritte sorgfältig. Nach genau hundertzwanzig stand er vor dem Steinhügel – ein liebevolles Denkmal, vielleicht für einen längst verstorbenen Bergsteiger. Major Smythe wusste es besser und hätte den Hügel am liebsten umgehend auseinandergenommen. Stattdessen zog er seinen Webley & Scott, sah mit zusammengekniffenen Augen am Lauf entlang und drehte die Trommel. Dann ging er zurück zur Hütte.
    Dort oben in einer Höhe von dreitausend Metern oder mehr war es kalt, und Oberhauser war in die Hütte gegangen und hatte sich daran gemacht, ein Feuer zu entfachen. Major Smythe unterdrückte den Schrecken, der ihn bei diesem Anblick durchfuhr. »Oberhauser«, sagte er fröhlich, »kommen Sie raus und zeigen Sie mir die Sehenswürdigkeiten. Von hier oben hat man eine wundervolle Aussicht.«
    »Natürlich, Major.« Oberhauser folgte Major Smythe aus der Hütte. Draußen schob er die Hand in seine Gesäßtasche und zog etwas heraus, das in Papier gewickelt war. Er wickelte das Papier ab und brachte eine harte, runzlige Wurst zum Vorschein, die er dem Major anbot. »Wir nennen das einen ›Soldaten‹«, erklärte er schüchtern. »Geräuchertes Fleisch. Sehr zäh, aber gut.« Er lächelte. »So ähnlich wie das, was die Leute immer in den Western essen. Wie heißt das noch mal?«
    »›Biltong‹«, erwiderte der Major. Dann – und später hatte es ihn ein wenig angewidert – sagte er: »Lassen Sie es in der Hütte. Wir teilen es uns später. Kommen Sie hier herüber. Können wir von hier aus Innsbruck sehen? Zeigen Sie mir die Aussicht auf dieser Seite.«
    Oberhauser huschte schnell in die Hütte und kam wieder heraus. Der Major ging einen Schritt hinter ihm, während der redete und ihn auf diesen oder jenen fernen Kirchturm oder Berggipfel hinwies.
    Dann erreichten sie den Punkt über dem Gletscher. Major Smythe zog seinen Revolver und feuerte aus nicht einmal einem Meter Entfernung zwei Kugeln in Hannes Oberhausers Hinterkopf ab. Kein Patzer! Genau ins Ziel!
    Der Einschlag der Kugeln riss den Bergführer von den Füßen und über die Kante des Abhangs. Major Smythe beugte sich vor. Die Leiche schlug nur zwei Mal auf und landete dann krachend auf dem Gletscher. Aber nicht an der zerklüfteten Basis. Sie war auf halbem Weg nach unten auf einer Stelle mit altem Schnee liegen geblieben! »Verdammt!«, fluchte Major Smythe.
    Das tiefe Dröhnen der beiden Schüsse, das durch die Berge gehallt war, verstummte. Major Smythe warf noch einen letzten Blick auf den schwarzen Fleck auf dem weißen Schnee und eilte dann entlang der Bergschulter davon. Das Wichtigste zuerst!
    Er fing an der Spitze des Steinhügels an und arbeitete, als ob der Teufel hinter ihm her wäre. Er warf die groben, schweren Steinbrocken achtlos links und rechts den Berg hinunter. Seine Hände begannen zu bluten, aber er bemerkte es kaum. Nun war nur noch ein guter halber Meter übrig, doch da war nichts! Absolut nichts! Er beugte sich zu den verbliebenen Steinen vor und wühlte fieberhaft zwischen ihnen
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