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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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die nun vom Licht der Morgendämmerung rosa eingefärbt wurden. Schließlich hielt er unterhalb des Goldgipfels, wie er ihn insgeheim nannte, an und bog von der Straße auf eine mit Gras bewachsene Lichtung ab. Er drehte sich auf seinem Sitz um und sagte unverblümt: »Oberhauser, Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack. Wir teilen viele Interessen, und nach unserem Gespräch und meiner Einschätzung Ihrer Person kann ich mit Sicherheit sagen, dass Sie nicht mit den Nazis kooperiert haben. Ich verrate Ihnen, was ich jetzt tun werde. Wir werden den Tag damit verbringen, das Kaisergebirge zu besteigen. Danach werde ich Sie zurück nach Kitzbühel fahren und meinem kommandierenden Offizier berichten, dass Sie in München von jeglichem Verdacht freigesprochen wurden.« Er grinste fröhlich. »Also. Was halten Sie davon?«
    Der Mann hätte fast Tränen der Dankbarkeit geweint. Aber könne er eine Art Dokument bekommen, um zu beweisen, dass er ein anständiger Bürger war? Natürlich. Major Smythes Unterschrift würde vollkommen ausreichen. Der Pakt wurde geschlossen, der Jeep wurde einen Pfad hinaufgefahren und gut versteckt, und dann waren sie auch schon unterwegs und stiegen durch die nach Kiefern duftenden Gebirgsausläufer nach oben.
    Smythe war für die Kletterpartie gut ausgerüstet. Er trug lediglich seine Tarnjacke, Shorts und die ausgezeichneten Stiefel mit Gummisohle, die für amerikanische Fallschirmspringer gedacht waren. Seine einzige Last war der Webley & Scott, doch Oberhauser verhielt sich diesbezüglich äußerst taktvoll. Immerhin war er ja nach wie vor der Feind, also schlug er nicht vor, dass Smythe die Waffe hinter einem Felsen versteckte und zurückließ. Oberhauser trug seinen besten Anzug und seine besten Stiefel, doch das schien ihn nicht zu stören und er versicherte Major Smythe, dass sie für den Aufstieg weder Seile noch Kletterhaken brauchen würden und dass sich direkt über ihnen eine Hütte befand, in der sie Rast machen konnten. Sie hieß Franziskaner Halt.
    »Tatsächlich?«, erwiderte Major Smythe.
    »Ja, und darunter befindet sich ein kleiner Gletscher. Sehr hübsch, aber wir werden drum herumklettern. Dort gibt es zu viele Gletscherspalten.«
    »Ist das so?«, murmelte Major Smythe nachdenklich. Er betrachtete Oberhausers Hinterkopf, auf dem mittlerweile Schweißperlen standen. Schließlich war der Kerl nur ein verdammter Kraut oder zumindest so was Ähnliches. Was würde einer mehr oder weniger schon ausmachen? Es würde ein Kinderspiel sein. Das Einzige, was Major Smythe beunruhigte, war die Frage, wie er das verdammte Zeug vom Berg runterschaffen sollte. Er beschloss, dass er sich die Barren irgendwie auf den Rücken schnallen würde. Wahrscheinlich konnte er einen Großteil des Weges hinter sich bringen, indem er sich auf die Munitionskiste setzte und damit den Berg herunterrutschte oder so was in der Art.
    Der Aufstieg war lang und anstrengend, und als sie die Baumgrenze hinter sich gelassen hatten, ging die Sonne auf und es wurde sehr heiß. Und nun gab es nur noch Felsen und Geröll, und ihre langen Zickzackbewegungen lösten Steinbrocken und kleinere Steine, die unter lautem Getöse den Abhang hinunterrollten, der immer steiler wurde, während sie sich der letzten Felsspitze näherten, die grau und bedrohlich über ihnen in den blauen Himmel aufragte. Sie marschierten beide mit nacktem Oberkörper und schwitzten so heftig, dass ihnen der Schweiß an den Beinen herunterrann und in ihre Stiefel lief. Doch trotz Oberhausers lahmem Bein kamen sie gut voran, und als sie anhielten, um etwas zu trinken und sich an einem sprudelnden Gebirgsbach zu erfrischen, machte Oberhauser Major Smythe ein Kompliment für seine gute körperliche Verfassung. Major Smythe hatte den Kopf voller Träume und erwiderte knapp und unaufrichtig, dass alle englischen Soldaten in guter körperlicher Verfassung seien. Dann gingen sie weiter.
    Die Felswand stellte kein Problem dar. Major Smythe hatte gewusst, dass das der Fall sein würde, sonst hätte man die Bergsteigerhütte wohl kaum auf die Bergschulter gebaut. In der Wand befanden sich Trittstellen, und hin und wieder stießen sie auf Eisenhaken, die schon vor ihnen jemand in die Spalten geschlagen hatte. Aber die schwierigeren Übergänge hätte er nicht allein finden können, daher gratulierte er sich zu seiner klugen Idee, einen Bergführer mitzubringen.
    Einmal testete Oberhauser den Halt aus und löste dabei mit der Hand einen großen Felsklumpen,
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