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Jakobsweg

Jakobsweg

Titel: Jakobsweg
Autoren: Beate Kallen
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Schinken, Wasser und ein Bier oder Wein - passt.
    Probleme mit meinem rechten Fuß - ich hab seit Jahren ein Überbein am Knöchel und in den schweren, hohen Wanderschuhen macht es sich halt bemerkbar. Bis jetzt habe ich es jeden Morgen verpflastert - das hilft nicht mehr, leider.
    In der wunderschönen Kathedrale von Logrono habe ich mich still in eine Bank gesetzt und ganz plötzlich kamen mir die Tränen. Ich bin sowieso nur am Flennen, kein Mensch weiß, warum. Ich ahne es nur und langsam, ganz langsam lasse ich es zu oder vielleicht kann ich es auch jetzt erst zulassen, nachdem ich seit einigen Tagen unterwegs bin. Allein bin ich - jeden Tag, nur am Abend sehe ich mal Menschen und rede ein paar Sätze, sonst bin ich wirklich nur mit mir. Abschied nehmen und "Anderes" zulassen, sich einlassen - darauf läuft es hinaus, glaube ich. Es tut weh und ist anstrengend, aber es muss wohl sein. Selbstliebe ist das Zauberwort, Akzeptieren und Verzeihen. Zuhören, Lesen, Lernen - einen neuen Platz finden nach so vielen Jahren an "meinem Platz". Eine vollkommen neue Basis für mein Leben schaffen - und ja, bei "Null" wieder anfangen.
    Jakobsweg hin oder her, das ist nie einfach, für niemanden, ich bin 48, ich habe ein ganz erfülltes Leben gelebt mit einer Arbeit, die ich geliebt habe. An einem traumschönen Ort. Weg, alles ist weg. Das ist nicht nur nicht einfach, das ist schwer.
    Anschließend: die heißeste Dusche seit einer Woche und alle Heizungen volle Pulle an, überall Wäsche zum Trocknen, zum Schreien - wie immer, aber heute funktioniert es. Und dann: die Komplettölung mit Olivenöl. Ich schminke mich sogar ab damit, selbst meine Augen, obwohl gerade die sehr empfindlich sind. Ich bekomme sofort Gerstenkörner oder eine Bindehautentzündung, wenn ich etwas nicht vertrage. Es ist also sehr gut und außerdem spart es enorm, man braucht nicht viel: einen dicken Tropfen fürs Gesicht und den Hals und für den Rest halt entsprechend mehr. Und nach der Reinigung benutze ich es als Pflege - nur das Öl, nichts anderes. Sogar - und ausschließlich - für meine armen Füße, die zwar am Ende zwei Nägel hergegeben haben - aber nicht eine Blase hat mich gequält. Druckstellen, klar, aber KEINE Blase!
    Morgen ist Wahl in Amiland... Ich glaube, ich war noch nie so gespannt auf ein Wahlergebnis bei BigBrother. Hoffe wie so viele auf einen Sieg von Barack Obama, fürchte aber, wie mindestens ebenso viele, dass er einen Sieg langfristig nicht überleben wird, die Welt ist nicht reif für einen schwarzen Präsidenten in den USA. GOOD LUCK, MAN!!!
    Navarrete
    Kein langer Marsch, weiss Gott nicht, aber mein rechter Knöchel blutet und der Nagel vom kleinen Zeh, auch am rechten Fuß, ist abgegangen, darunter ist alles blau. Bin aber 14 Kilometer in drei Stunden gegangen - und das heftig bergauf. Das Wetter ist ein Traum, ganz kalt, aber quietschgelbe und dunkelrote Blätter auf den Weinbergen der Rioja. Aus Logrono hinaus geht es über viel befahrene Straßen und dann durch einen großen Park, in dem alle paar Meter Bänke stehen. Hab mich dort von der Sonne küssen lassen - war das schön. Dann geht es rund um einen großen Stausee, den "Pantano de la Grajera". Sobald man den umrundet hat, kommt man an ein relativ großes Restaurant mit Cafe und Bar, da habe ich eine überaus notwendige Pinkelpause eingelegt, frischen O-Saft getrunken und mich dann schweren Herzens wieder auf den Weg gemacht. Bin nach einem richtigen Gewaltmarsch völlig erledigt in Navarrete angekommen. Auf den Bergen liegt Schnee! Der Himmel blitzblau, die Kirche, übrigens keine Santa Mana sondern eine Asuncíon de María , direkt gegenüber - ich werde heute sicher noch dorthin gehen. Wieder bin ich in einem Hostal gelandet, das geht ins Geld, aber zu viel Qual ist auch nicht gut und außerdem sind die allermeisten Albergues zu.
    Das kleine Haus wird von einem allein stehenden Mann mit seinen beiden Kindern betrieben, schulpflichtig noch, alle zwei, aber so toll in ihrem Bemühen, dem einzigen Gast alles schön zu machen. Der Junge, vielleicht 12, hat mich gefragt, wo denn die anderen seien und war ganz baff, als ich gesagt habe, dass ich allein unterwegs bin. Wenn ich heute noch in einen Schuh passe, dann möchte ich gerne durch den Ort laufen, er ist sehr schön, tolle Skulpturen, tolle Wege und auch tolle Kneipen. Aber mehr noch mag ich für mich bleiben und unerklärlicherweise fühle ich mich ganz schön gut dabei.
    Übrigens hatte ich wieder eine
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