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Jagdsaison. Roman.

Jagdsaison. Roman.

Titel: Jagdsaison. Roman.
Autoren: Andrea Camilleri
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Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen, oder einer Hacke, um den Ackerboden zu lockern. Doch drei Jahre vergingen, und noch immer stellte sich kein Nachwuchs im Hause Pirrotta ein. Eines Abends trat Natale ins eheliche Schlafzimmer und zweiteilte Bettgestell, Rost und Matratzen.
    »Ich brauche dich nicht mehr«, sagte er zu Trisìna und zeigte auf die beiden Einzelbetten. »Du kannst wieder mit dem Doktor ficken.«
    Über diese Geschichte sprach Pirrotta eines Tages mit seinem Herrn, als sie die Spur eines Hasen aufgenommen hatten.
    »Aber macht es dir tatsächlich nichts aus, wenn Smecca sie besteigt?«
    »Er oder ein anderer, das ist mir einerlei.«
    »Und wenn ich es täte?«
    »Eine Ehre für mich«, behauptete der Gutsverwalter.
    Sie kamen überein, daß Pirrotta ein Zimmer anbaute, damit sein Herr, wenn er Trisìna besuchte, es auch bequem hatte.
    Der Marchese war müde vom Ritt von der Citronella zu den Zubbie und hatte sich gerade gewaschen, aber noch nicht die Kleider gewechselt, als er die Stimme des Verwalters hörte, der nach ihm rief. Er trat ans Fenster. Auf dem Platz mit dem Brunnen stand Pirrotta, neben ihm das gesattelte Maultier.
    »Ich reite zum Viehmarkt nach Mascalucia. Drei Tage und drei Nächte bleibe ich fort. Für alles, was Ihr braucht, wendet Euch an Trisìna. Lebt wohl, Euer Ehren.«
    Pirrotta bestieg sein Maultier und ritt davon. Ihm war sehr daran gelegen, daß die beiden auch in seiner Abwesenheit den Schein wahrten. Nach einer Weile sah der Marchese, wie Trisìna an den Brunnen ging, das Leibchen auszog und sich zu waschen begann. So streckte er sich auf dem Bett aus und schloß ein Weilchen die Augen, bis ein Geräusch ihn aufschreckte. Trisìna stand splitternackt, die spitzen Titten auf ihn gerichtet, an der Tür und lachte ihm zu.
     
    Als Don Filippo Peluso nach acht Tagen wieder ans Portal seines Hauses gelangte (er hatte Pirrotta noch auf ein paar andere Erkundungsritte geschickt), war das erste, was er hörte, die Stimme Donna Matildes, so schrill, daß sie die verschlossenen Fensterläden des Trauerhauses zu sprengen drohte. »Sie haben ihn mir erschossen!«
    Im Hof wurde er von seinem Diener Mimì unterrichtet, daß des Nachts niemand im Hause wegen des Jammergeschreis der Frau Marchesa ein Auge schließen könne. Unverzüglich bestieg der Marchese wieder sein Pferd und genehmigte sich mindestens sieben weitere Tage Belohnungsurlaub mit Trisìna, was den Verwandlungsprozeß des Gutsverwalters Natale Pirrotta in einen von der Tarantel gestochenen Reisenden vorantrieb. Seine Schuld, wenn er den Schein des Anstands sogar vor einer Grille wahren wollte! Wie das eine Mal, als er unerwartet nach Hause gekommen war und seine Ehefrau und den Padrone nackt wie Adam und Eva zusammen im Bett vorgefunden hatte. Als wäre es das Natürlichste von der Welt, hinterbrachte Natale seinem Herrn das, was er ihm zu sagen hatte, und fragte dann: »Euer Ehren, wißt Ihr vielleicht, wo ich meine Frau Trisìna finden kann?«
    »Ich glaube, sie ist in den Garten gegangen«, erwiderte der Marchese und machte bei dem Spiel mit.
    »Ich schaue mal nach«, meinte Pirrotta und ging hinaus.
    »Da ich für diesen Mistkerl im Gemüsegarten bin, laß mich bitte diese schöne Gurke pflücken«, sagte Trisìna lachend und packte kräftig unter dem Bettuch zu.
    Der heftige, unerwartete Backenstreich des Marchese ließ sie aus dem Bett fliegen. »Du darfst deinen Ehemann nicht verärgern, du schuldest ihm Respekt, den hat er sich verdient.«
    Bevor der Marchese in Pirrottas Hütte und zwischen den willigen Schenkeln Trisìnas Zuflucht suchte, stattete er der angesehenen Goldschmiede »Salamone e Vinci« in der Hauptstadt einen Besuch ab. Ohne auf die schmerzlichen Beileidsbekundungen der beiden Soziusse einzugehen, plazierte er sich vor der Verkaufstheke von Salamone (mit Vinci wollte er nichts zu tun haben, nicht weil er weniger fähig war als sein Partner, er ging ihm einfach auf die Nerven), holte aus seiner Hosentasche fünf abgeschossene Kugeln heraus und legte sie vor ihm auf den Tisch.
    »Kriegen Sie’s nicht am Herzen«, beruhigte er den Goldschmied, als er seinen Gesichtsausdruck sah, »die habe ich auf dem Weg hierher gegen einen Baum geschossen und dann mit dem Messer aus dem Holz geschnitten.«
    »Und was soll ich machen?«
    »Das erkläre ich Ihnen gleich.«
     
    Fassungslos sah Donna Matilde zu, wie er ihr Schlafzimmer betrat, seelenruhig einen Sessel heranzog und sich vor sie setzte. Sie selbst ruhte
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