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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober
Autoren: Tom Clancy
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unter denen sich ein U-Boot verstecken konnte, fehlten. Sie waren so weit von den Süßwasserläufen an der Nordküste Russlands entfernt, dass sie sich keine Gedanken um »Wände« und »Seen« von variablem Salzgehalt machen mussten, die bei der Sonar-Suche stören konnten. Konowalow war mit den besten Sonar-Systemen ausgerüstet, die die Sowjetunion bisher gebaut hatte – eine Kopie des französischen DUUV-23, aber leicht verbessert, wie die Ingenieure beim Hersteller behaupteten.
    Tupolew plante, die amerikanische Taktik zu kopieren, sich so langsam treiben zu lassen, dass die Steuerwirkung gerade noch erhalten blieb, und ganz leise zu warten, bis Roter Oktober seinen Pfad kreuzte. Anschließend wollte er seiner Beute dicht auf den Fersen bleiben und jede Kurs- und Geschwindigkeitsänderung ins Logbuch eintragen, damit sein Lehrer später, wenn sie ihre Aufzeichnungen verglichen, erkennen musste, dass sein ehemaliger Schüler mit Erfolg seine eigenen Methoden angewandt hatte. Es wurde auch langsam Zeit.
    »Neues vom Sonar?« Tupolew, ein ungeduldiger Mensch, wurde nervös.
    »Nein, Genosse Kapitän.« Der Starpom klopfte auf das X, das die Position von Rokossowski markierte, eines strategischen U-Boots der Delta -Klasse, dem sie seit mehreren Stunden im Übungsgebiet nachgespürt hatten. »Unser Freund fährt immer noch langsam Kreise. Ist es denkbar, dass Rokossowski versucht, uns zu verwirren? Könnte es sein, dass Kapitän Ramius das Boot hierher beordert hat, um uns unsere Aufgabe zu erschweren?«
    Dieser Gedanke war Tupolew auch schon gekommen. »Vermutlich nicht. Die Übung wurde von Korow persönlich geplant. Unser Befehl war versiegelt, und Markos doch wohl auch. Andererseits ist Admiral Korow ein alter Freund unseres Marko.« Tupolew legte eine Pause ein und schüttelte den Kopf. »Nein, Korow ist ein ehrenhafter Mann. Ich glaube, dass Ramius so langsam wie möglich auf uns zufährt. Er will uns nervös machen, Zweifel in uns wecken. Mag sein, dass er aus einer unerwarteten Richtung ins Quadrat eindringt – oder uns das weismacht. Er weiß, dass wir auf der Jagd nach ihm sind, und wird seine Pläne dementsprechend einrichten. Wir werden noch vier Stunden wie bisher weiterpatrouillieren. Wenn wir ihn bis dahin nicht geortet haben, fahren wir zur Südostecke des Quadrates und arbeiten uns von dort aus zur Mitte vor.«
    Mit leichtem Spiel hatte Tupolew nie gerechnet. Es war noch keinem Kommandanten eines Jagd-U-Bootes gelungen, Ramius hereinzulegen. Er war fest entschlossen, der Erste zu sein, und die Schwierigkeit der Aufgabe würde sein Können nur noch unterstreichen.

Dritter Tag
Sonntag, 5. Dezember
    Roter Oktober
    Auf Roter Oktober war Zeit bedeutungslos, denn man sah nie das Tageslicht, und die Tage vergingen gleichförmig. Anders als Überwasserschiffe, die ihre Uhren der jeweiligen Ortszeit anpassten, hielten Unterseeboote meist eine einzige Standardzeit ein. Auf amerikanischen Booten war dies Zulu- oder Greenwich-Zeit, Roter Oktober richtete sich nach Moskauer Zeit, Zulu-Zeit plus drei Stunden.
    Am späten Vormittag betrat Ramius den Kontrollraum. Ihr Kurs war nun fünf-zwei-null, Fahrt dreizehn Knoten, und das U-Boot fuhr dreißig Meter überm Grund am westlichen Ende der Barents-See. Wenige Stunden noch, dann würde der Grund zu einer Tiefebene absinken und ein tieferes Abtauchen möglich machen. Ramius schaute sich erst die Seekarte, dann die zahlreichen Instrumententafeln an beiden Seitenschotts des Raumes an. Zuletzt machte er eine Eintragung in das Befehlsbuch.
    »Leutnant Iwanow!«, sagte er scharf zu einem jungen Wachoffizier.
    »Jawohl, Genosse Kapitän!« Iwanow, der grünste Offizier an Bord, kam frisch von der Lenin-Komsomol-Schule in Leningrad und war ein dürres, blasses, diensteifriges Bürschchen.
    »Ich rufe die ranghöheren Offiziere zu einer Besprechung in der Messe zusammen. Sie sind nun der Wachhabende. Dies ist Ihre erste Fahrt, Iwanow. Wie gefällt es Ihnen?«
    »Besser, als ich gehofft hatte, Genosse Kapitän«, erwiderte Iwanow mit größerem Selbstvertrauen, als er empfand.
    »Gut, Genosse Leutnant. Ich pflege jungen Offizieren so viel Verantwortung wie möglich zu überlassen. Was Sie wissen müssen, haben Sie beigebracht bekommen, und meine Anweisungen stehen im Befehlsbuch. Falls wir ein anderes U-Boot oder Überwasserschiff orten, informieren Sie mich auf der Stelle und leiten sofort ein Ausweichmanöver ein. Irgendwelche Fragen?«
    »Nein, Genosse Kapitän.«
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