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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax
Autoren: Dorothy Gilman
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beeindruckt stehen. Vor ihne n lag ein riesiger Saal, mit poliertem Mahagoniboden, an der rechten Wand reihten sich Glastüren, die zu einem langen Balkon führten, und von der hohen Decke hingen glitzernde Kristallüster. Nach ein paar Schritten in den Saal sah sie Sesselgruppen mit vergoldeter Schnitzerei und scharlachroter Polsterung, und am hinteren Ende etwas, das wie ein Märchenthron aussah -ein schwerer, hoher goldener Sessel, bestimmt nicht nur vergoldet -, vor einem scharlachroten Wandteppich, den zwei geknüpfte Schlangen dominierten. Zu beiden Seiten des Throns hingen dazu passende Vorhänge von langen Stangen. Mrs. Pollifax beobachtete interessiert, wie John Stover sofort den Saal zu dem rechten Vorhang durchquerte und ihn öffnete, wodurch dahinter ein schmaler Gang sichtbar wurde. Er nickte Carstairs kurz zu, schritt zur anderen Seite des Throns, blickte auch hier kurz hinter den Vorhang und kehrte zu ihnen zurück.
    Als er bemerkte, daß Mrs. Pollifax ihn beobachtete, lächelte er und sagte leichthin: »Reine Neugier.« Ach tatsächlich? dachte sie amüsiert.
    Niemand sagte etwas. Devereaux spazierte zu den Glastüren hinüber, öffnete eine und trat auf den Balkon. Als er gleich darauf zurückkehrte, sagte er: »Es sind schon eine ganze Menge Leute draußen.«
    »Von der Polizei zusammengetrieben?« fragte Sammat trocken.
     
    Devereaux schüttelte den Kopf. »Polizei habe ich keine gesehen.«
    Sie drehten sich um, als die Messingtür aufschwang und Joseph mit Gläsern und einem großen Krug auf einem Tablett hereinkam. Ein Helfer folgte mit einem Tischchen, auf das Joseph das Tablett stellte. Gleich darauf trat Leclerc ein, und sofort spürte Mrs. Pollifax eine Änderung der Situation und wußte, daß es das war, worauf sie gewartet hatten. Leclerc trug immer noch den schwarzen Diplomatenkoffer bei sich, doch nun hielt er in der anderen Hand ein Bündel Papiere.
    »Ah«, sagte er fast freundlich, »Sie haben nun Ihre Erfrischungen, und auf dem Platz sammelt sich das Volk. Sammat, es ist gleich soweit.«
    »Ein wunderschöner Raum«, sagte Mrs. Pollifax zu Leclerc. »Diese herrliche goldene Bank und der Sessel, beispielsweise ...« Sie drehte sich um, um darauf hinzuweisen, da schweifte ihr Blick abrupt zu dem scharlachroten Vorhang rechts vom Thron. Er reichte nicht ganz bis zum Boden, und so bemerkte sie, daß jetzt jemand dahinter stand und wahrscheinlich lauschte.
    »Pures Gold«, erklärte Leclerc. »Er gehört seit Jahrhunderten den Königen von Ubangiba.«
Niemand sonst hatte sich dem Thron zugewandt. »Bestimmt achtzehnkarätiges?« Sie bewegte sich kaum merklich auf Carstairs zu und stupste ihn. Ohne die Lippen zu bewegen, murmelte sie: »Jemand steht hinter dem rechten Thronvorhang!«
»Achtzehn Karat?« entgegnete Leclerc abfällig. »Natürlich nicht! Rein vierundzwanzigkarätiges!« Ihr Stupsen und ihre gemurmelten Worten veranlaßten Carstairs keinesfalls, in die Richtung des Vorhangs zu blicken. Er machte lediglich ein amüsiertes Gesicht und nickte.
»Nun«, beendete Leclerc seine Ausführungen mit der gespielten Höflichkeit eines Gastgebers, der ungebetene Gäste loswerden möchte, und wiederholte: »Sammat, es ist gleich soweit!« Zu Carstairs sagte er: »Sie müssen verstehen, daß er eine Rede halten und sie vorher einstudieren muß, um sie flüssig aufsagen zu können.«
    Carstairs nickte. »Ja, es hört sich ganz so an, als könnte Ihr Volk es nicht erwarten, Sie zu sehen und zu hören, Sammat. Sie dürfen es nicht warten lassen!«
    »Nein, nein!« warf Leclerc hastig ein. »Sie verstehen nicht! Er hält sie nicht sofort. Er muß die Rede, die für ihn geschrieben wurde, erst lesen! Joseph führen Sie diese Gäste ins grüne Zimmer! Sammat«, er reichte ihm das Bündel Papier. »Versuchen Sie, die Rede so gut wie möglich auswendig zu lernen, damit Sie sie ohne Stocken halten können.«
    Carstairs trat näher, entriß Sammat die Seiten und zerriß sie. Als die Fetzen wie Konfetti zum Boden schwebten, sagte er brüsk: »Ich bin überzeugt, Sammat weiß, was er sagen will, ohne daß ihm jemand die Worte anderer in den Mund legt!«
    Leclerc starrte ihn ungläubig an. »Wie können Sie es wagen?« keuchte er. »Sie haben soeben die Rede zerrissen, die Sammat, der Enkel eines Königs, seinem Volk halten soll! Wir können eine solche Unverschämtheit, eine solche Einmischung nicht einfach hinnehmen! Ich brauche nur die Wachen zu rufen, Mr. Carstairs, und Sie werden feststellen, daß
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