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Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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hier, dann kam eine halbe Stunde später ein Anruf Ihrer Redaktion. Und jetzt sind Sie hier."
    Ich wechselte einen kurzen Blick mit Jim.
    "Und Sie sind sich sicher, was den Namen der Zeitung angeht?"
    "Ja."
    "Wie sah der Mann aus?"
    "Groß, dunkelhaarig."
    "Hat er seinen Namen genannt?"
    "Ja, aber ich erinnere mich nicht mehr so genau...
    Hamilt oder so ähnlich. Ist das wichtig?"
    "Wer weiß..."

    *
    "Ich frage mich, was Tom Hamilton mit dieser Sache zu tun hat!" meinte Jim Field, als wir wieder in meinem roten Mercedes platzgenommen hatten. Ich atmete tief durch. "Ist doch sonnenklar, daß er das war! Die Beschreibung paßt auch..."
    "Ich habe keine Ahnung", sagte ich.
    "Aber, daß es seltsam ist, mußt du zugeben! Würde mich nicht wundern, wenn er auf eigene Faust recherchiert und dann einen Artikel an die Konkurrenz verkauft..."
    "Was hat er dir getan, Jim?"
    Jim sah mich erstaunt an. "Was hat er mit dir getan, daß du derart blind für diese Dinge bist! Vielleicht hat er das auch schon öfter gemacht..."
    "Was?"
    "Stories an die Konkurrenz verkauft!"
    "Jim!" sagte ich tadelnd.
    "Überleg doch mal: Warum ist er nicht bei seiner Agentur geblieben. Er hatte einen Bombenjob dort..."
    "...den er sicher nicht durch eine solche Dummheit aufs Spiel gesetzt hätte!"
    "Bist du dir da sicher?"
    Ich schwieg.
    Im Moment gingen mir auch noch ganz andere Dinge durch den Kopf. Nach den Aussagen von Mr. Tomkins hatte sich der Mordanschlag genau so abgespielt, wie ich es geträumt hatte.
    Im Traum hatte ich die Rolle des Opfers innegehabt...
    Die Rolle jener jungen Frau, der der geheimnisvolle Leichenwagen aufgelauert hatte...
    Du bist sie gewesen! ging es mir schaudernd durch den Kopf.
    Einen furchtbaren Traum lang...
    Ich würde Tante Lizzy darauf ansprechen.
    Durch meine Gabe war ich hin und wieder in der Lage schlaglichtartig die Abgründe von Raum und Zeit zu überbrücken. Zukünftiges, Vergangenes oder Geschehnisse an weit entfernten Orten konnten in den Visionen und Alpträumen eine Rolle spielen. Tante Lizzy vertrat dabei die Theorie, daß diese Träume nicht exakt in Erfüllung gehen mußten. Es gab keine Zwangsläufigkeit, keinen ausgetretenen Pfad des Schicksals, von dem es keine Abweichung geben konnte. Vielmehr zeigte meine Gabe mir so etwas wie eine Wahrscheinlichkeit, die vermutlich Realität werden würde.
    Das Erlebnis des Alptraums der letzten Nacht unterschied sich von allem, was ich zuvor in dieser Hinsicht erfahren hatte.
    Und wenn die Szene aus dem Traum mir erst noch bevorsteht?
    ging es mir schaudernd durch den Kopf.
    "Wohin fahren wir jetzt?" fragte Jim.
    Seine Stimme riß mich aus meinen düsteren Gedanken heraus. Zumindest für den Augenblick.
    "Zur Anwaltskanzlei Carrington, Nevins und Brolin", sagte ich.
    "Du suchst nach einem Grund für diese Morde... Einem Motiv!"
    "Vielleicht kommt man dadurch ein Stück weiter. Dieser Leichenwagen scheint planmäßig vorzugehen..."
    "Wie du von dieser Karre sprichst..."
    "Wie denn?"

    "Wie von einem lebenden Wesen", stellte Jim fest. Und er hatte recht. Wann immer ich über diesen Leichenwagen nachdachte, ich empfand ihn als etwas, das auf unheimliche Weise lebendig war. Nicht als ein von Menschen gesteuertes Fahrzeug.
    Aber das war nur eine vage Empfindung.

    *
    In der Nähe der Kanzlei Carrington, Nevins und Brolin stellte ich den Mercedes ab. Die Kanzlei residierte in einem altehrwürdigen Gebäude aus viktorianischer Zeit. Ein Treppenaufgang führte hinauf zum Eingang.
    Jim wollte gerade aussteigen, aber ich hielt ihn zurück.
    "Warte!" sagte ich.
    Jim runzelte die Stirn.
    Ein Mann kam aus dem Eingang zur Kanzlei. Er trug einen grauen Wollmantel. Seine breitschultrige, hochgewachsene Silhouette kam mir vom ersten Augenblick an bekannt vor.
    Dann drehte er für einen kurzen Moment den Kopf.

    Kein Zweifel! durchfuhr es mich.
    "Tom Hamilton!" zischte Jim zwischen den Zähnen hindurch.
    "Wer hätte das gedacht... Ich frage mich, was er hier sucht..."
    "Auf jeden Fall scheint er immer etwas schneller zu sein, als wir", stellte ich fest.
    "Ganz wie in der Geschichte vom Hasen und vom Igel: Unser Igel heißt Tom und war immer schon da!"
    Wir stiegen aus.
    Tom Hamilton schien uns nicht bemerkt zu haben.
    Jim knipste ein paar Bilder.
    Tom ging die Straße entlang. Offenbar hatte er seinen Wagen am anderen Ende der Straße geparkt. Den Kragen seines Mantels hatte er hochgeschlagen. Er ging direkt in den Nebel hinein, der in dicken Schwaden dahinkroch. Einen
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