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Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Dämonen (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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von allen Routineaufgaben entbunden. Die Meany-Story hatte absoluten Vorrang. Am nächsten Morgen würden Tom und ich nach Yorkshire aufbrechen. Zuvor hatte ich noch ein paar Reisevorbereitungen zu treffen. Außerdem wollte ich das vorhandene Material über diesen geheimnisvollen Reverend sichten. Ich nahm an, daß sich in Tante Lizzys Archiv auch etwas über ihn fand.
    Und dann war da noch diese seltsame Vision, die mich im Büro der LONDON EXPRESS NEWS heimgesucht hatte...
    Ich mußte unbedingt mit Tante Lizzy darüber reden.
    Ein Gefühl des Unbehagens beschlich mich und wich nicht mehr von mir. Zwischendurch glaubte ich, es sei nicht mehr vorhanden, nur um im nächsten Moment festzustellen, daß es lediglich ein wenig in den Hintergrund getreten war.
    Immer wieder erschienen diese knorrigen Bäumstämme vor meinem geistigen Auge. Ein mysteriöser Wald von dicken, verwachsenen Bäumen, die sich auf geheimnisvolle Weise in etwas ganz anderes verwandelten. So als schlummerte irgend etwas in ihnen.
    Eine Kraft.
    Ein Wesen...
    Vielleicht wird die Arbeit an der Meany-Story dich ablenken! ging es mir durch den Kopf. Eine Story, die mit Sicherheit meinen vollen Einsatz verlangen würde. Schon bei oberflächlichem Überfliegen der Fakten zeigte sich, daß die Todesfälle eine Reihe von Parallelen aufwiesen.

    Und damals hatten sich Polizei und Staatsanwaltschaft an Brian Meany die Zähne ausgebissen. Es war noch nicht einmal zu einer Anklage gekommen. Bis auf die Knochen hatte man sich blamiert und das Presseecho war entsprechend gewesen. Natürlich würde man heute - immerhin fünfzehn Jahre später - alles daran setzen, daß sich eine derartige Blamage der Ermittlungsbehörden nicht wiederholte.
    Das bedeutete aber auch, daß die entsprechenden Stellen übervorsichtig handeln würden. Ein winziger Fehler konnte alles kippen.
    Ich lenkte den roten Mercedes 190 in die Einfahrt von Tante Lizzys verwinkelter viktorianischer Villa. Der Mercedes war im Grunde bereits als Oldtimer zu bezeichnen.
    Aber er war liebevoll gepflegt und ich dachte nicht im Traum daran, ihn gegen ein neueres, dafür aber seelenloses Modell einzutauschen. Der 190er war ein Geschenk von Tante Lizzy gewesen, die mich seit dem frühen Tod meiner Mutter wie ihre eigene Tochter aufgezogen hatte. Schon deshalb hätte ich mich nie von diesem Wagen trennen können. Er hatte eben eine ganz besondere Bedeutung für mich.

    Ich stieg aus.
    Der Mond stand schon als weiße Kugel am blauen Himmel. Es würde eine klare Nacht werden. Und vermutlich eine ziemlich kalte. Aber wenigstens bestand eine gewisse Aussicht, daß am nächsten Morgen nicht das typische Londoner Dunstwetter herrschte, das einen nur in Depressionen stürzen konnte.
    Ich ging in Richtung Haustür, wurde dann aber durch ein Geräusch abgelenkt. Ich ging über den etwas ungepflegten Rasen, der die Villa teilweise umgab und umrundete den Westflügel. Dann sah ich Tante Lizzy mit einer großen Schere eine Hecke beschneiden. Als sie mich kommen sah, ließ sie die Heckenschere sinken.
    "Hallo, Patti!" begrüßte sie mich und wischte sich über die Stirn. Die alte Dame trug ein paar Arbeitshosen ihres verschollenen Mannes, die ihr natürlich viel zu groß waren.
    Normalerweise war ihre äußere Erscheinung immer ladylike und sehr stilvoll. So hatte ich sie selten gesehen.
    "Tante Lizzy, laß mich doch solche Sachen machen!" sagte ich.

    "Du denkst wohl auch, daß ich schon zum alten Eisen gehöre, was?"
    "Nein, bestimmt nicht, Tante Lizzy!"
    "Ich bin etwas schwach auf dem Herzen und deswegen werde ich wohl leider nie die Gelegenheit haben, den Tempel von Pa Tam Ran aufzusuchen, in dem dein Freund, dieser Mr. Hamilton, so faszinierenden Geheimnissen wie der Reinkarnation auf die Spur kam... Das Dschungelklima würde mich umbringen! Aber ansonsten bin ich noch ganz fit!"
    Und während sie das sagte atmete sie tief durch.
    Sie sah mich lächelnd an. Dann setzte sie hinzu: "Aber vielleicht werde ich für heute erst einmal Schluß machen.
    War doch ganz schön anstrengend..."
    Gemeinsam gingen wir um die Villa herum. Durch eine Verandatür, die Tante Lizzy offengelassen hatte, gingen wir hinein.
    Jeden Fremden hätte das Innere der Villa schlicht erschlagen. Es war beinahe gleichgültig, in welchem Raum man sich befand: Überall waren lange Regale zu finden, die übervoll mit dicken Lederfolianten waren. Tante Lizzys Okkultismus-Archiv füllte beinahe das ganze Haus, einschließlich Keller und Dachboden.
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