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Jäger des Einhorns

Jäger des Einhorns

Titel: Jäger des Einhorns
Autoren: Hans Kneifel
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Mauern, die Treppen und alles andere unter der großen Pyramide.«
    Es war später Morgen. Das Sonnenlicht, das durch die Metallspiegel in die Korridore geleitet würde, schuf zusammen mit rußenden Ölflammen ein seltsames, düsteres Licht. Die dicken, Feuchtigkeit ausatmenden Mauern schluckten die Geräusche. Ständig wechselte der Magier die Richtung. Es ging wieder eine lange, gekrümmte Rampe abwärts, und die Gänge und Korridore wurden schmaler und dunkler.
    »Weit weg vom Tageslicht«, murmelte der Luminat. »Ich sehe viel Fels, harte Arbeit hat das hier gebraucht.«
    »Vor langer Zeit. Niemand weiß, wann die ersten Schächte geschlagen wurden.«
    Die Wächter tauchten auf, öffneten und schlossen die Fallgitter und erfuhren immer wieder von Casay, daß der Luminat die Dämonendiener sehen und mit ihnen sprechen wollte.
    Hesert hoffte, daß er sich alles richtig gemerkt hatte. Jetzt noch war er in der Lage, den Weg hierher zu zeichnen. Die Luft wurde, je tiefer sie kamen, immer stickiger.
    Schließlich marschierten vor und hinter ihnen je sechs oder mehr Kerkerwächter. Ihre Gesichter waren stumpf wie die Mauern. Hesert hörte aus den Räumen, die sich hinter armdicken Gittern unsichtbar in die Dunkelheit erstreckten, schwere Atemzüge und langgezogenes Keuchen und Stöhnen.
    Wieder rasselte ein Gitter zur Seite. An den Wänden standen weitaus mehr brennende Öllampen als auf dem Weg hierher. Ein Wächter schlug mit dem Hohlschwert gegen den Schild und erklärte:
    »Hier sind die Gefangenen. Sprecht mit ihnen!«
    Hesert zuckte vor Verwunderung zusammen. Er hatte, als sich die Bohlentür öffnete, eine Schar halbtoter, verhungerter Männer erwartet. Er sah in einen hellen Raum hinein, der voller Tische und Sessel und Bänke war. Die Mannschaft und die Krieger der Stolz von Logghard, zwischen ihnen Kapitän Ergyse, standen und saßen da und waren in helle, neue Gewänder gekleidet. Hesert wußte, daß ihn Ergyse nicht erkennen würde – aber er kannte den wahren Namen: Varamis.
    Der Yucazan-Magier sagte:
    »Ich warte. Schreie, wenn dir Gefahr droht. Sage ihnen, was du erwartest.«
    Zögernd ging Hesert, den Kopf gesenkt, in den Raum hinein. Hinter ihm schlug schwer die massive Tür in die Lager. Rasselnd schloß sich der Riegel. Hesert begann leise zu sprechen, während er versuchte, mitten zwischen die Loggharder treten zu können. Die Männer scharten sich schweigend und mißtrauisch um ihn und starrten seine staubbedeckte Haut an.
    Mit lauter Stimme begann er zu sprechen.
    Zwischen den einzelnen Sätzen redete er leise, näherte seinen Mund dem Ohr Ergyses und hatte ihm einige Zeit später gesagt, daß Luxon hier war, um sie alle zu befreien, und daß er sich darauf verließ, daß sie ihm mit aller Macht halfen.
*
    Casson stützte sich schwer auf die steinerne Schwelle des Fensters und schaute in die Richtung, in der Hesert und der unbedeutende Magier verschwunden waren.
    »Ich habe es fast nicht erwartet!« sagte er dann und drehte sich entschlossen um. »Ich danke euch!«
    Floßvater Giryan und sein Sohn Paryan standen bewegungslos da und nickten.
    »Wir glauben, was Yzinda uns erzählt hat. Sie sprach fast die ganze Nacht.«
    »Ihr werdet sie beschützen?«
    »Ja. Und wir haben beschlossen, auch euch zu helfen. Aber wir sind nur eine Handvoll mutiger Männer – es wimmelt von Tausenden und aber Tausenden von Magiern und Kriegern.«
    »Ihr glaubt also, daß wir keine bösartigen Dämonendiener sind?« fragte Casson ruhig. Raucos Verhalten war also richtig gewesen. Wieder nickten die Flößer zustimmend.
    »Eure Rede hat uns die Augen geöffnet«, führte der weißhaarige Mann aus. »Wir zählten zusammen, was wir seit langem gesehen und gehört haben. Es war, als ob wir plötzlich alle Dinge aus großer Höhe und in der Klarheit des Lichtboten sehen würden.«
    Casson entspannte sich und konnte seinen Blick nicht von der Pyramide losreißen.
    »Ihr habt gemerkt, daß im Reich der Zaketer großes Unrecht geschieht, und daß dies nicht dem Gesetz des Lichtboten entspricht?« fragte er.
    »Nicht anders ist es!« bekräftigte Paryan. »Wir werden deinen Seeleuten zur Flucht verhelfen. Aber – alles muß genau besprochen werden, Casson!«
    »Du sagst es. Es wird schwer werden!«
    Eine Weile lang sprachen sie über die Schwierigkeiten, über ihre wirklichen Möglichkeiten und über die zahllosen Gefahren. In drei Tagen würde das Opfer dargebracht werden. Es war vielleicht klüger, im letzten Augenblick
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