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Jäger des Einhorns

Jäger des Einhorns

Titel: Jäger des Einhorns
Autoren: Hans Kneifel
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oder niemals eintreten dürfen.
    Während die Seeleute das Schiff versorgten, den Anker auswarfen, die Leinen belegten, eilten aus verschiedenen Richtungen calcopische Krieger herbei. Sie blickten fast mitleidig auf das einfache Schiffchen. Die falschen Lyrländer zeigten keine Eile und gafften mit offenen Mündern auf die großartige Umgebung.
    Zwei Magier kamen in gemessener Eile heran. Die Krieger an Bord der Ayadon erkannten, daß es Magier des sechsten Grades waren, also Träger des Symbols Sechs, dem fast höchsten Grad in der Anzahl der nicht zahlenmäßig begrenzten Magier im Zaketerreich.
    Im Hintergrund, achtsam abgesetzt von den Kriegern, erschien ein hochgewachsener Mann mit kahlem Schädel. In seinem Gesicht zeichneten sich, vom dritten. Auge ausgehend, starke grüne Adern ab.
    Casson sagte sich, daß es wohl einer der gefürchteten Dunkeljäger sein müsse.
    Die Magier hoben ihre Lichtstäbe, traten an den Kai heran und starrten die Ankömmlinge an.
    Seltsamerweise schenkten sie der Ayadon nur wenig Interesse.
    »Ihr kommt von Lyrland?« richtete einer der Magier die Frage an die Seeleute. Sie halfen dem Luminaten auf die Steinrampe hinauf. Würdevoll erklärte Varamis/Hesert:
    »Wir kommen dorther. Der Rat der Sieben schickt mich. Wir haben für die Bewohner des ganzen Reiches wichtige Botschaften. Ich sollte mit den Herren des Lichts sprechen.«
    »Ich bin Croz«, meinte der ein wenig breitschultrigere Magier und deutete dann auf sein Gegenüber. »Das ist Casay. Du und dein Knecht oder Helfer – ihr werdet von uns in den Palast mitgenommen.«
    Varamis deutete auf Casson, der sich gerade Bogen und Köcher über die Schultern warf.
    »Das ist Casson, mein junger Freund und Adept, ein Diener des Lichtboten und ein Arbeiter im Dienst des Glaubens, wie man leicht keinen zweiten findet. Stark wie ein Wasserbüffel, dabei von wohltuend langsamen Verstand. Er kommt mit mir.«
    Casson und der Dunkeljäger wechselten einen langen, schweigenden Blick voll Mißtrauen.
    Von diesem Mann, dessen Namen und wirkliche Bedeutung innerhalb des verwirrenden Lebens in dieser trutzigen Stadt Casson nicht annähernd kannte, strahlte eine deutliche Gefahr aus. Er war eindeutig ein kluger, unendlich erfahrener Mann ohne die geringsten Skrupel.
    »Ich folge dir«, sagte er ehrerbietig und kletterte hinter Hesert auf den Kai. Verwundert sah er sich um; er hatte nach den ersten Versuchen keinerlei Schwierigkeiten, in eine neue Rolle zu schlüpfen – es war nur für kurze Zeit, und er brauchte seine Fähigkeiten nicht allzusehr anzustrengen.
    »Und meine tapferen Seeleute?« fragte Hesert und strich seinen Bart.
    »Sie erhalten gutes Quartier in einem Haus neben dem Tempel.«
    »Und wer ist dieser breitschultrige Kahlkopf mit den grünen Adern und in der weißen, wenig praktischen Kleidung?« begehrte Hesert zu wissen. Er lächelte verwirrt, hob ratlos die Arme und fügte hinzu: »Verzeiht meine lockere Rede, aber zum erstenmal sehe ich die Pracht und Schönheit dieser Stadt im Meer.«
    »Im Fluß, Alter«, meinte Casay. »In ein paar Tagen wirst du mehr wissen und gesehen haben. Das HÖCHSTE selbst hat Kaizan, den Dunkeljäger, und alle anderen seiner Art dazu ausersehen, das Böse aufzuspüren, das ausgeht von den Finstermächten… und in der Schattenzone sind sie alle ausgebildet worden für ihr schweres Amt voller Verantwortung.«
    Kaizan hob auffordernd seinen Lichtstab.
    Das Symbol der Sieben, darunter das springende Einhorn, zeigten sich auf dem Rücken seines makellosen Gewandes. Zwischen einer Handvoll Calcoper gingen der Luminat und Casson auf dem Damm des Hafens auf den Tempel zu.
    Casson prägte sich jede Einzelheit der Umgebung sehr genau ein. Er tastete mit seinen scharfen Augen förmlich jeden Fußbreit Boden ab und versuchte, die möglichen Fluchtwege herauszufinden. Aber er hielt den Kopf gesenkt und machte den Eindruck eines Mannes, der jede Anstrengung geistiger Art tunlichst vermied.
    »Ein Hohlschwert trägt er«, flüsterte er Hesert ins Ohr und verfolgte die Fahrt eines seltsamen Floßes entlang einer der ruhigen Wasseradern zwischen den Mauern.
    »Überdies ist Kaizan ebenso mächtig, wie du denkst. Ihn haben die Erlebnisse in der Dunkelzone geprägt. Jeder, der lebend von dort zurückkehrt, hat eine unendliche Folge gräßlicher Prüfungen bestanden.«
    Im ersten Sonnenlicht glänzte der zwiebelförmige Helm aus poliertem Leder mit den eisernen Verstärkungen.
    »Still jetzt!« wisperte Hesert.
    Luxon
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