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Jäger der Schatten

Jäger der Schatten

Titel: Jäger der Schatten
Autoren: Melissa de la Cruz
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wir eine Pattsituation«, sagte Paul freundlich. »Du willst, dass ich die Wahrheit sage, doch du tust mir nicht den Gefallen, dasselbe zu tun.«
    Plötzlich erinnerte sich Demin an den Wortlaut aus dem Videotext. Vampire gibt es wirklich. Macht eure Augen auf. Sie sind überall. Glaubt nicht den Lügen, die sie erzählen.
    Und dann an Pauls Worte: Leute, die nicht mal wissen, dass ich existiere. Das ist zu erniedrigend. Sie hatte seine Einstellung als eine normale Abneigung gegenüber den beliebten Schülern abgetan, doch es war mehr als das. Er hatte einen Schlüssel zur Schule und Victoria war im Dachgeschoss versteckt worden. Mit einem Schlag wurde ihr klar, dass es zwei Dinge gegeben hatte, die sie gestört hatten, seit sie von Stuart Rhodes’ Entführung gehört hatte. Erstens, dass Stuart auf Rufus Kings’ Party neben Paul gestanden hatte. Sie waren Freunde. Und zweitens, dass es eine Verkostungsparty gewesen war. Die einzigen Menschen, die eingeladen gewesen waren, waren Vertraute und solche, die es werden sollten. Doch Paul hatte die Party verlassen, ohne auserwählt worden zu sein. Er hatte keine Bissmale. Das hätte eigentlich nicht vorkommen dürfen, widersprach den Regeln des Komitees . Paul hatte zu viel gesehe n – er hätte zu einem Vertrauten gemacht werden müssen.
    Demin kam noch eine andere Erkenntnis. Jamie Kips Party war ebenfalls eine geschlossene Veranstaltung gewese n – nur Vampire und Conduits, Vertraute oder zukünftige Vertraute. Evan Howe hatte die Party als gewöhnlicher Junge betreten und als Victoria Taylors Vertrauter verlassen. Demin hätte wetten können, dass Paul Rayburn ebenfalls auf Jamie Kips Party gewesen wa r – und wer weiß auf wie vielen Partys noc h – und er hatte sie alle unverändert verlassen. Unbenutzt. Neben ihr saß ein Mensch, der den Vampiren nicht treu ergeben und dennoch in ihre Geheimnisse eingeweiht war.
    Als sie in seine klaren blauen Augen blickte, sah sie die Erinnerung, die ihr bis jetzt entgangen war. In der Nacht auf Jamies Party hatte Victoria mit Piper gestritten und war dann davongestürmt. Sie war bis zum Treppenhaus gekommen, dann war Paul aus dem Schatten getreten, hatte ihr einen schwarzen Sack über den Kopf gestülpt und sie wieder hineingeschleppt. Er hatte bis zum Wachwechsel der Wächter im Morgengrauen gewartet und war dann mit seiner Geisel entwischt. Auf diese Weise hatte sie niemand gesehen. Keine Berichte. Keine Augenzeugen.
    Bei dieser Entdeckung überkam Demin ein Gefühl des Grauens. Paul bedeutete ihr etwas. Als er ihr an diesem Morgen über den Weg gelaufen war, hatte sie gewusst, dass es mehr war als das bloße Verlangen nach seinem Blut. Sie hatte etwas für ihn empfunden, was sie noch nie zuvor in all den Jahrhunderten ihres unsterblichen Lebens für jemanden empfunden hatte. Anziehungskraft. Zuneigung. Respekt. Bewunderung. Liebe? Vielleicht. Es hätte möglich sein können. Doch jetzt würden sie es nie erfahren.
    »Warum, Paul?«, fragte Demin.
    Er lächelte. »Ich hatte schon lange vermutet, dass irgendetwas vor sich geht, doch ich wollte ganz sicher sein. Erst recht, als mein Kumpel Stuart ausgewählt wurde, Mitglied des Komitees zu werden. Es ergab keinen Sinn, dass er aufgenommen wurde und ich nicht. Eines Nachmittags versteckte ich mich in der Bücherei und lauschte dort einem eurer Meetings. Ich habe Stuart damit konfrontiert, ihm erzählt, dass ich alles weiß, dass ich sogar ein Video gemacht hatte und es ins Internet stellen würde, um jedem die Wahrheit zu zeigen. Die ganze Welt sollte erfahren, wer ihr seid. Ihr habt alles in der Hand und niemand weiß davon. Das ist nicht fair. Ihr seid keine Götter.«
    »Nein, das sind wir nicht«, stimmte ihm Demin leise zu und dachte dabei an die historische Schlacht im Himmel. »Wir sind keine Götter.« Das hatten sie allerdings auf die harte Tour gelernt.
    »Warum siehst du mich so an? Du denkst, ich habe etwas Falsches getan? Keineswegs. Die Geisel zu spielen war Victorias Idee gewesen. Glaubst du etwa, ein Mensch könnte einen Vampir einfach so überwältigen? Nicht wirklich, oder?
    Ich habe Stuart erzählt, was ich vorhatte, und er hat es Victoria erzählt. Sie kam zu mir und bat mich, das Video noch nicht ins Internet zu stellen, denn sie hätte eine bessere Idee. Sie sagte, dass sie und Stuart sich ineinander verliebt hätten und die Gemeinschaft verlassen wollten, weil ihnen nicht erlaubt war, zusammen zu sein.
    Sie hatten Angst vor ihre r – wie nennt ihr sie
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