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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger
Autoren: Tania Carver
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Marinas Gedanken, ihre Gefühle, und riss sie mit sich fort. Ihr war, als würde ihr jeden Moment der Kopf platzen. Es war alles einfach zu viel. Zu viel auf einmal. Trotzdem gab es noch eine Frage, auf die sie unbedingt eine Antwort haben musste. Die eine Frage, die zu stellen sie bis jetzt nicht gewagt hatte.
    »Josephina …« Ihre Stimme war klein und zerbrechlich.
    Wieder musste Anni seufzen. »Man … hat sie nicht gefunden.«
    Marina starrte ihre Kollegin an.
    »Ehrlich, sie war … wie vom Erdboden verschluckt.«
    6 Die Feuerwehr hatte ihre Arbeiten eingestellt. Vom Cottage waren nur noch die rußgeschwärzten, schwelenden Grundmauern übrig. Ein verkohltes Gerippe, in dem alles Leben verbrannt war. Detective Sergeant Jessica James betrachtete die Ruine, die Augen mit der Hand vor der Sonne abgeschirmt.
    Man hatte sie auf der Herfahrt von Ipswich über die Lage informiert. Ein Polizist auf Familienurlaub. Eine Explosion. Feuer. Höchstwahrscheinlich ein Gasleck, aber sicher war man sich nicht.
    »Gehen Sie mit aller Sorgfalt vor«, hatte der DCI ihr eingeschärft. »Er ist einer von uns, denken Sie daran. Auch wenn er nicht von hier ist.«
    »Die große Bruderschaft, schon verstanden«, hatte sie geantwortet.
    »Hauptsache, Sie sind gründlich. Das ist alles.«
    Sie würde gründlich sein. Wahrscheinlich war es bloß ein tragischer Unfall.
    Andererseits …
    Ein Polizist. Rache? Ein Verbrecher mit einem bitteren Groll gegen den Mann, der ihn hinter Gitter gebracht hatte? Abstrus, hätte sie normalerweise dazu gesagt. Ein Klischee wie aus einem reißerischen TV -Krimi. Im wahren Leben kam so etwas nicht vor. Nicht in ihrer Gegend.
    Und doch: Hätte man sie vor einigen Jahren gefragt, ob sie es für möglich hielte, dass ein sadistischer Sexualmörder in Ipswich sein Unwesen trieb und fünf Prostituierte ermordete, wäre ihr Urteil wohl ähnlich ausgefallen: ein schlechter Fernsehkrimi. Keinerlei Bezug zur Realität. So etwas gab es in ihrer Gegend nicht. Und doch war es passiert. Und sie hatte nicht die Absicht, diejenige zu sein, die ins Kreuzfeuer der Kritik geriet, sollte etwas Ähnliches wieder passieren.
    Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und schüttelte den Kopf, um die Spinnweben aus ihren Gedanken zu vertreiben. Hätte sie gewusst, dass sie heute zum Dienst musste, wäre sie gestern Abend nicht mit ihren Freundinnen in den Pub gegangen. Aus ein paar Drinks waren nämlich schnell ein paar mehr geworden. Und dann noch ein paar mehr. Danach ein Curry, an das sie nur vage Erinnerungen hatte, ein gelallter Telefonanruf zu Hause, um Terry zu sagen, dass es spät werden würde, er müsse nicht aufbleiben und warten … Und was dann? Ins Tiger Tiger? Hatte sie da mit irgendeinem Typen getanzt? Geflirtet? Bis sie irgendwann ins Bett gekippt war.
    Und dann das hier. Ein Anruf von der Dienststelle, das freie Wochenende war gestrichen. Sie musste raus nach Aldeburgh. Auf der Fahrt hatte sie die ganze Zeit abwechselnd Pfefferminzbonbons, Paracetamol und Evian geschluckt.
    Sie steuerte auf einen Mann zu, der den Uniformierten Anweisungen erteilte. Er war klein, adrett gekleidet, hatte ein Klemmbrett in der Hand und wirkte auf den ersten Blick wie ein Kandidat bei The Apprentice , der wild entschlossen ist, einhundertundzehn Prozent zu geben: eher Typ übereifriger Praktikant als Detective Constable. Doch genau das war Deepak Shah, und es wurmte sie mehr, als sie sich anmerken ließ.
    »Was gibt’s, Deepak?«
    Beim Klang ihrer Stimme drehte er sich um. »Es ist noch zu früh, um Genaues zu sagen, Ma’am, aber wie es scheint, ist das Feuer im Wohnzimmer ausgebrochen. Wir haben ein paar Augenzeugen, die von einer Explosion berichten. Danach hat sich das Feuer bis in den Rest des Hauses ausgebreitet.«
    »Überlebende?«
    Er nickte. »Nur ein Todesopfer. Der Vater.« Er konsultierte sein Klemmbrett. »Er befand sich im Raum, in dem die Explosion stattgefunden hat. War auf der Stelle tot. Zwei Verletzte sind noch in kritischem Zustand. Eine weitere Person hielt sich zum fraglichen Zeitpunkt draußen auf. Sie hat versucht, zurück ins Haus zu kommen. Das Auto da hat sie daran gehindert.« Er wies auf ein ausgebranntes Autowrack, das vor dem Cottage stand. »Der Tank ist hochgegangen, und die Explosion hat sie zurückgeschleudert. Die Verletzten wurden ins General Hospital in Ipswich gebracht.«
    Jessica James nickte und versuchte sich nicht darüber zu ärgern, dass Deepak so wohlorganisiert war. »War da
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